Haus der Sonne
weiter, und der nickte zögernd. »Wahrscheinlich ist es ein wenig von beidem«, antwortete er. »Na Maka'i - das sind die Cops, die Hawai'ianische Nationalpolizei oder HNP -, die hat in Waikiki alles ziemlich unter Kontrolle. Dieser Stadtteil ist kein guter Ort, um Ärger zu machen, Hoa, das können Sie mir glauben. Wenn man keinem Konzern angehört, ist man gar nicht hier, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Sie meinen, ganz Waikiki ist eine Konzernenklave?«
»Mehr oder weniger, Bruder, mehr oder weniger.« Er nickte mit seinem großen Schädel. »Es ist mehr eine Sicherheitsfrage. Wenn man hier spazierengeht und nicht so aussieht, als ob man hier hergehört, hält einen die Na Maka'i an und stellt einem ein paar Fragen - echt höflich und alles, aber man sollte ihnen besser die richtigen Antworten geben und auch die richtigen Ausweise und Papiere haben, die zu den Antworten passen.«
Er zuckte die Achseln. »Aber strenge Sicherheitsvorkehrungen und stichprobenhafte Ausweiskontrollen auf den Straßen sind nicht alles, richtig? Die Sicherheit ist zwar gut in Waikiki, aber sie ist nicht so gut.« Er deutete durch das Fenster auf die knapp bekleideten Gestalten am Strand. »Wenn ich wirklich ein paar Pinkel erledigen wollte, könnte ich es auch... und mich anschließend absetzen.«
Ich nickte zögernd. So stellte ich es mir im wesentlichen auch vor. »Was ist dann aber mit den Einheimischen?« fragte ich. Ich zeigte auf den surfenden Troll, der bereits auf einer neuen Welle ritt. »Man sollte meinen, daß er nicht so dumm ist, den Cops zu trauen. Aber er trägt auch keine Panzerung.«
Scott kicherte. »Nein, er trägt keine Panzerung, Hoa, er ist Panzerung. Raten Sie mal, was die zweitbeliebteste freiwillige medizinische Prozedur auf den Inseln ist, der sich die Leute unterziehen.«
»Dermalpanzerung«, tippte ich.
»Sie haben's erfaßt, Bruder. Nui Dermalpanzerung -Dermalpanzerung im ganz großen Stil. Zusammen mit kosmetischer Körpergestaltung, damit es gut aussieht... oder so gut, wie es eben geht. Und jetzt sehen Sie sich mal den Burschen dort drüben an. Ein klassisches Beispiel.«
Ich sah dorthin, wohin er zeigte. Ein Ork spazierte den Strand entlang. Er trug nichts weiter als Shorts, die noch greller waren als Scotts Hemd. Seine Arme und Beine waren eher hager und knochig. Seine Schultern waren nicht sehr breit. Aber, um Himmels willen, was hatte der Bursche für Brust- und Rückenmuskeln - gewaltig und unglaublich klar in den Konturen, als seien sie aus einem anderen Material als Fleisch gemeißelt. Was sie in der Tat waren. Brust und Rücken wurden von ausreichend Dermalpanzerung geschützt, um eine Kugel aus einem Manhunter aufzuhalten. Die Seco an meiner Hüfte würde ihn kaum ankratzen.
»Wollen Sie wissen, was die beliebteste medizinische Prozedur ist?« fragte Scott.
»Sagen Sie es mir.«
»Sonnenschutz, Bruder. Genetische Behandlung der Haut, um die UV-Strahlen abzuhalten. Sie haben es zuerst mit verschiedenen chemischen Behandlungen versucht, aber man mußte sich ständig einer Auffrischung unterziehen, weil man die behandelte Haut schließlich irgendwann abstieß. Bei der genetischen Methode ist die neue Haut genauso widerstandsfähig wie die alte. Sehen Sie das?« Er streckte die Hand aus und nahm eine Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger. »Das ist Lichtschutzfaktor fünfundachtzig, Hoa. Permanenter Sonnenschutz.
Meine Augen habe ich ebenfalls behandeln lassen -modifizierte Iris und lichtempfindliche Chemikalien in der Pupille. Ich brauche keine Sonnenbrille, egal, wie hell die Sonne scheint.«
»Teuer, nehme ich an.«
»Die Augen, ja«, gab er zu. Dann kicherte er. »Ich bin froh, daß Nebula die Rechnung bezahlt hat.
Aber die Hautbehandlung? Nein, Bruder, die ist gar nicht so teuer. Die Kliniken haben sie so weit rationalisiert, daß es ein Fließbandverfahren ist, und man kann zwischen nui Arten wählen. Eine Komplettbehandlung kostet fünftausend Nuyen, und die reicht fürs Leben. Und viele Kliniken bieten spezielle Familienpakete an -Sie, Ihre Frau und die ganzen Bälger für sieben K.« Er zeigte auf meinen bleichen Unterarm. »Falls Sie sich entschließen hierzubleiben, sollten Sie es selbst in Erwägung ziehen.«
»Hey«, protestierte ich rasch. »Ich bleibe nicht hier. Ich erledige nur meinen Job, dann verschwinde ich wieder.«
Der Chauffeur zuckte die Achseln. »Das sagen alle. Am Anfang.«
Wir befanden uns immer noch auf der Kalakaua Avenue und rollten
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