Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
ergrauter Ork mit abgestoßenen Hauern, bedachte mich mit einem höhnischen Begrüßungslächeln. Aus der ungefähren Richtung der Bühne - die gegenwärtig leer war, obwohl die Scheinwerfer auf etwas glänzten, bei dem es sich um Öl auf dem abgewetzten Teppichboden handeln mochte - hörte ich eine gemurmelte Bemerkung, dem Tonfall nach zu urteilen etwas sehr Abfälliges, und ein rauhes Lachen. Jawoll, das war genau die Art Laden, die ich suchte.
    Die Tür öffnete sich hinter mir, und ich spürte die Anwesenheit Scotts im Rücken. Augenblicklich veränderte sich die Atmosphäre im Laden - die merkwürdige Dynamik, die man immer spüren kann, wenn man auf seine Instinkte lauscht. Ich konnte nicht glauben, daß die Gäste des ›Cheeseburger im Paradies‹ Scott persönlich kannten, aber sie hatten gewiß erkannt, was er war, wenn auch nicht, wer: ein Leibwächter, und zwar ein ziemlich kompetenter. Ich konnte die Veränderung spüren, als die Anwesenden ihren Eindruck von mir rasch korrigierten.
    Ich schlenderte zu einer Nische, wobei ich an die Kanone an meiner Hüfte dachte. Mehr ist gar nicht nötig, echt nicht - man braucht nur an die Flak zu denken, die man bei sich hat, und wo man sie trägt. Das verändert auf ganz subtile Weise den Gang und die Körperhal-lung. Jeder mit Straßeninstinkten wird diese Verände-rung bemerken und korrekt interpretieren. Auf eine Art, die weder auf Konfrontation angelegt war noch bedroh-lich wirkte, hatte ich allen, auf die es ankam, unmißverständlich klar gemacht, daß ich nicht unbewaffnet war. Scott folgte mir, und wir glitten in die Nische und setz-ten uns nebeneinander und mit dem Rücken zur Wand.
    Eine Kellnerin - eine hartgesichtige Frau, deren strohblonde Haare schwarze Ansätze aufwiesen - war eine Minute später bei uns. »Was kann ich euch bringen?«
    »Mir nichts«, begann Scott, aber ich warf ihm einen mißbilligenden Blick zu. Er zögerte, dann strahlte er: Dann bring mir ein Dog«, sagte er.
    Ich hob fragend eine Augenbraue.
    »Black-Dog-Bier«, erklärte Scott. »Es wird von einer winzigen Brauerei in Kailua gemacht. Echt gut, wenn man dunkles Bier mag.«
    »Dann nehme ich auch ein Dog«, sagte ich zu der Kellnerin. Sie ging, ohne die Bestellung zu bestätigen, kehrte aber ein paar Minuten später mit zwei Halblitergläsern an unseren Tisch zurück, die bis zum Rand mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt waren.
    Ich wollte bezahlen, aber Scott war zu schnell für mich. »Ich übernehme das«, sagte er, indem er der Kellnerin Geld - richtige Scheine, was mich überraschte -zuschob. »Sie haben schon das Frühstück bezahlt.«
    »Habe ich das?«
    Er kicherte. »Es ist Ihnen jedenfalls auf die Rechnung gesetzt worden.« Er sah auf sein Glas. »Das sollte ich nicht tun, nicht im Dienst, aber« - er grinste wie ein Bandit und hob sein Glas - »okolemaluna!«
    Ich prostete ihm zu. »Was immer Sie gerade gesagt haben.« Das Bier hatte eine nette Schaumkrone und einen süßlichen, leicht nussigen Geschmack. Ich nahm einen zweiten Schluck und nickte beifällig. »Gut. Wie ist das Essen hier?«
    Als wir unser Mittagessen - einen großen Soyburger mit Maui-Fritten für mich, zwei davon für Scott - beendet hatten, trudelte die Nachmittagskundschaft ein. Eine Reihe von Tänzerinnen - im großen und ganzen ziemlich hübsch, und manche konnten sogar tanzen - entkleidete sich und zog für das gleichgültige Publikum ihre Schau ab. Als die Gäste an der Bar und in den finsteren Nischen zahlreicher wurden, fühlte ich mich noch heimischer. Abgesehen von der Kleidung und dem Vorherrschen dunkler Sonnenbräune, waren diese Burschen ein ziemlich genaues Abbild der Kundschaft meiner bevorzugten Kneipen in Seattle und Cheyenne. Zähe Burschen, jedenfalls die meisten von ihnen - absolut zu Hause in der Realität der Straßen, wenn nicht sogar richtiggehende Bewohner der Schatten. Viele trugen Waffen - das sah ich an der Art, wie sie sich bewegten -, und diejenigen, die nicht bewaffnet waren, sahen aus, als könnten sie sich auch ohne Waffe ganz gut behaupten.
    Ich nippte an meinem zweiten Bier. Scott war immer noch bei seinem ersten und lehnte mein Nachschub-Angebot ab. »Trinken und Fahren ist keine gute Kombination mit einem Fahrzeugkontrollrig«, sagte er entschlossen.
    In der hintersten Ecke des Ladens redeten ein paar echte Härtefälle übers Geschäft. Makroplast funkelte für einen Augenblick im Licht, als ein Kredstab die Hände wechselte. Ich rückte ein wenig näher an

Weitere Kostenlose Bücher