Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
darauf ankommen lassen sollen und vielleicht - nur vielleicht -überleben können?
    Warum atmete ich also noch? Gute Frage, Chummer, auf die es zwei mögliche Antworten gab. Erstens: mich umzulegen, war ein Teil des Jobs, den Scotty einfach nicht hatte erledigen wollen. Mit anderen Worten, meine gewinnende Persönlichkeit hatte gereicht, um einen Konzernkiller dazu zu bringen, einen Teil seines Kontrakts nicht zu erfüllen. Ja, ganz bestimmt. Zweitens...
    Zweitens mich am Leben zu lassen, gehörte mit zum Plan. Ein lebender Dirk Montgomery würde Jacques Barnards Zwecken besser dienen als ein toter Dirk Montgomery.
    Warum? Wer, zum Teufel, konnte das ahnen? Vielleicht ging Barnard davon aus, daß ich wertvolle Ya-kuza-Ressourcen band und den Yak-Soldaten eine muntere Jagd lieferte, während... Während was? Mir gefiel die Logik nicht, die hinter diesem Gedankengang steckte. Wie Barnard die Sache sah, würde er nur davon profitieren, wenn er mich am Leben ließ. Das bedeutete, die Tatsache, daß ich noch lebte und eine Rechnung mit ihm zu begleichen hatte, stellte weder für ihn noch für seine Pläne eine signifikante Bedrohung dar. (Kein sehr vorteilhafte Einschätzung meiner Fähigkeiten, neh?) Nein, wie er die Sache sah, würde ich ihm helfen... natürlich ohne es zu wissen. Und - das war das Bestür-zendste daran - ich konnte mir ums Verrecken (buchstäblich) nicht vorstellen, wie...
    Drek! Einfach wunderbar, und es kam immer besser. O Junge.
    Stop, Augenblick mal, da war irgendwas, was ich übersah. Irgendwas, was einfach nicht richtig klang. Ich fuhr langsamer und ließ den Motorradfahrer vorbei, der mir mit seinem gyro-stabilisierten Feuerstuhl dicht auf der Pelle hing und mir beim Überholen den Finger zeigte.
    Es war die Bauchbombe, nicht wahr? Die mir zu denken gab. Sie können mich hoffnungslos naiv nennen (ich bin schon Schlimmeres genannt worden, das können Sie mir glauben), aber ich hatte versteckte Bomben und Selbstmordkommandos immer mit ideologisch motivierten Fanatikern in Verbindung gebracht - mit anderen Worten, mit sprücheklopfenden Irren. Nicht mit Konzernkillern. Die hatte ich immer als kalte und logische Typen betrachtet, die alles bis ins kleinste Detail planen und einen Job erst dann übernehmen, wenn eine 99,99%ige Chance besteht, daß sie es überleben. Drek, Konzernleute - ob Manager oder Killer - werden vom persönlichen Profit getrieben, oder nicht? Ich bin noch nie der Ansicht gewesen, daß Treue bis in den Tod zur Konzernwelt gehört. Man erledigt seinen Job, weil man dafür bezahlt wird - in vielen Fällen sehr gut bezahlt wird -, nicht weil man aufrichtig an das glaubt, was der Konzern tut. Welcher Bursche, der noch ganz richtig im Kopf ist, würde für die Gerechte Sache des Yamatetsu-Konzerns sterben?
    Aber genau das hatte Scott anscheinend getan. Wo war das Profit-Motiv in seiner Handlungsweise? Es ist nicht ganz leicht, die Früchte seiner Arbeit zu genießen, wenn man von einem Kilo C12 in der Bauchhöhle zerfetzt worden ist. Übersah ich hier irgendwas? Steckte hinter Scot-tys Handlungsweise mehr als das Offensichtliche?
    Oder - und das war wirklich ein häßlicher kleiner Gedanke - hatte Bruder Scott vielleicht gar nicht gewußt, daß er mit einer Bauchbombe unterwegs war? Oder daß sie explodieren würde, als sie hochging? Vielleicht hatte er gar nicht gewußt, daß er auf einem Selbstmordkommando war. Vielleicht hatte er eigentlich damit gerechnet, sich den Weg freizuschießen... möglicherweise mit mir im Schlepptau.
    Ja, das ergab tatsächlich einen Sinn. Ich konnte mir mühelos vorstellen, wie irgendein Yamatetsu-Agent das Geschehen überwachte - vielleicht durch eine Wanze irgendwo an oder in Scotts Körper - und auf den richtigen Augenblick wartete, den kleinen roten Knopf an dem Sender neben sich zu drücken. Und Scott geht hoch und mit ihm jeder Beweis, der zur verantwortlichen Partei führen könnte. (Einer dieser Beweise ist natürlich ein gewisser Dirk Montgomery...) Das würde auch erklären, warum Scotty mich gehen ließ: weil er damit rechnete, daß wir beide entkommen würden. Der einzige Grund, warum ich noch lebte und über all das nachdenken konnte, war der, daß der Agent bei der Überwachung geschlafen und den Knopf ein paar Sekunden zu spät gedrückt hatte.
    Da kam Freude auf. Die Sache wurde dadurch richtig heikel, nicht wahr? Wenn meine Schlußfolgerungen auch nur annähernd korrekt waren, war ich ein lebender, atmender Beweis, der die Ermordung des

Weitere Kostenlose Bücher