Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
effektive Weise tat, indem ich die Linse mit dem Kolben der Browning einschlug, die ich geerbt hatte. Dann zückte ich meinen treuen Compi, stöpselte ihn in den Dateneingang des Telekoms und startete das hochentwickelte - und scheußlich illegale - Spiegel-und-Rauch-Programm, das mein alter Chummer Quincy (wann hatte ich den Burschen zuletzt gesehen?) - lang, lang ist's her - auf die EPROM-Chips des kleinen Geräts gespielt hatte. Telekom und Compi klickten und summten ein paar Sekunden, während Quincys Code das LTG-System verführte. Mit einem Piepen, bei dem es sich um das elektronische Äquivalent zu »Nimm mich, Geliebter, aber sei sanft« handelte, gab das Telekom dem drängenden Flehen des Compis nach, und schon gehörte mir eine sehr kleine Ecke des PA/HIRTG.
    Eins nach dem anderen. Indem ich das unschuldige, vertrauensselige Telekomsystem davon überzeugte, daß ich ein autorisierter leitender Manager des Hawai'iani-schen Telekommunikations-Konzerns war, richtete ich eine private und gesicherte Mailbox im automatischen E-Mail-System des HTK ein. (Unglücklicherweise handelte es sich nur um eine zeitweilige Einrichtung. Ich hatte weder die Zeit noch die Mittel für eine permanente Mailbox. Irgendwann, in ein oder zwei Monaten, würde irgendein Wachhund-Programm anfangen zu bellen, wenn es bemerkte, daß niemand für die Mailbox bezahlte, obwohl sie noch aktiv war. HTK würde sie augenblicklich schließen, aber bis dahin war mir das vermutlich völlig egal. In ein oder zwei Monaten war ich entweder tot oder nicht mehr auf den Inseln.) Bei dieser Mailbox handelte es sich um das elektronische Äquivalent eines ›toten Briefkastens‹ auf dem Gebiet der Spionage. Leute konnten dort für mich Nachrichten hinterlassen, und ich konnte sie nach Belieben abrufen, aber theoretisch gab es keine Möglichkeit für eine interessierte Partei wie Jacques Barnard, meinen tatsächlichen Aufenthaltsort aufzuspüren, auch wenn er die Mailbox auffliegen ließ.
    Zweiter Schritt: Kontakt mit den Personen aufnehmen, von denen ich wollte, daß sie mir Nachrichten hinterließen. Für die erste war das simpel. Eine der tollen kleinen Utilities auf meinem von Quincy frisierten Compi ermöglichte mir, eine Textbotschaft durch eine Reihe kalter Relais zu einem gewissen Telekom im tiefsten, dunkelsten Renton zu schicken. Die Nachricht enthielt keine Namen, nichts, was Absender oder Empfänger kompromittieren könnte. Die Nachricht ging an den Präsident der Demolition Man Building Servives Inc. Der Text bestand aus der digitalen Adresse meiner neuen Mailbox, natürlich zyklisch verschlüsselt (wofür ich mich wiederum bei Quincy bedanken konnte, für immer und ewig, Amen). Wie ich es sah, würde nur ein noch lebender Mensch die Anspielung verstehen und wissen, wer ihn zu erreichen versuchte. Wenn Argent in den Sprawl zurückkehrte, würde er die Botschaft erhalten und über den toten Briefkasten hoffentlich Kontakt mit mir aufnehmen.
    Für die zweite Person war es schwieriger, aber wiederum halfen mir Quincys Programme. Nach wenigen Minuten hatte ich einen simplen kleinen Arbeitssklaven von einem Smartframe zusammengeschustert, das ich durch die Matrix in das Cheyenner LTG jagte. Einmal dort angekommen, würde das Frame nach Erwähnungen einer Sharon Young suchen und ihr eine Nachricht übermitteln.
    Die Nachricht selbst war problematischer als die für Argent. Young und ich hatten nicht einmal den Ansatz eines gemeinsamen Hintergrunds, und wir benutzten auch keinen gemeinsamen Code wie Argent und ich. Meine Botschaft mußte drei Kriterien erfüllen. Erstens mußte sie mich identifizieren, ohne Namen zu nennen. Zweitens mußte sie meine Mailbox-Adresse codiert mitteilen. Und drittens mußte der Schlüssel für diesen Code auf eine Weise enthalten sein, mit der nur Sharon Young etwas anfangen konnte, so daß sie in der Lage war, die Adresse zu entschlüsseln.
    Ich hatte mein Hirnschmalz ziemlich strapazieren müssen, aber schließlich war mir etwas eingefallen, das seinen Zweck erfüllen sollte. »Bin mittlerweile direkt exponiert«, begann die Botschaft, indem ich Bezug auf unser Gespräch im Buffalo Jump nahm. »Unterhaltung nötig über außergewöhnliche Spesen. Bestätige Zah-lungsbedingungen: letzter Liefertermin achtundvierzig Stunden, zwanzig Prozent für zwölf, zehn für achtzehn.« Und darunter stand der verschlüsselte Zeichensatz, bei dem es sich um die Adresse meiner Mailbox handelte.
    Raffiniert. Zu raffiniert? Die

Weitere Kostenlose Bücher