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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Der erste überzog das Panzerglas mit Sprüngen. Der zweite fegte es in das Laub dahinter. (Anmerkung: Manche Sorten Panzerglas sind keinen Pfifferling wert, wenn der Schuß von innen kommt.) »Mach endlich voran!« brüllte Scott. Er bückte sich, hob die Pistole auf, die der tote Adjutant zu ziehen versucht hatte, und warf sie mir zu. Instinktiv pflückte ich sie aus der Luft.
    Schließlich setzten meine Reflexe ein, und ich machte endlich voran. Drei Schritte Anlauf, dann ein Hechtsprung durch das Fenster, um mich zu ducken und den Fall draußen geschmeidig abzurollen. Alles hätte auch Sahne geklappt, hätte nicht der verdammte Hibiskus-strauch direkt vor dem Fenster gestanden. Aus einem leisen Ducken mir Abrollen wurde ein lautes Rascheln und Knacken, aber zumindest fing der blühende Strauch meinen Schwung auf und verhalf mir zu einer (relativ) weichen Landung.
    Ich kam geduckt wieder hoch und sah mich hektisch um. Niemand war hinter mir her, noch nicht. Ich lud die Pistole durch - eine brutal aussehende Browning Automatik, ein mir unbekanntes Modell - und überprüfte das Magazin. Laut Anzeige voll, sprich vierzehn Schuß plus einer im Lauf. Mit dem Gefühl, ein widerlich großes Fadenkreuz auf dem Hinterkopf zu haben, entfernte ich mich von dem zerschossenen Fenster.
    Gerade noch rechtzeitig. Hinter mir hörte ich einen Knall, das scharfe Knattern leichter automatischer Waffen und dann ein gotterbärmliches Wumm, das sich anfühlte, als sei ich gerade von einem Troll geohrfeigt worden. Ich ging zu Boden - eigentlich nicht meine Idee, aber die Druckwelle traf mich voll -, und aus dem Augenwinkel sah ich einen schmutzig-roten Feuerball durch das Fenster lecken und wieder verschwinden. Ich kroch auf dem Bauch weiter durch das Blattwerk, während Splitter, Holzstücke und Gewebefetzen um mich herum niedergingen. Als ich mich ein meiner Ansicht nach einigermaßen vernünftiges Stück vom Haus entfernt hatte, richtete ich mich auf und versuchte mich zu beruhigen.
    Okay, was, zum Henker, war eigentlich passiert? Scott hatte meinen Kontakt erledigt, das war passiert. Und jetzt war er tot.
    Er mußte tot sein, oder nicht? Als Tokudaijis Samurai eine Granate in die Bibliothek geworfen hatten...
    Nein, das ergab absolut keinen Sinn. Nach allem, was sie wußten, mochte ihr Boß, ihr Oyabun, durchaus noch am Leben sein. Sie hätten nicht den ganzen Raum gesprengt, nur für alle Fälle.
    Was bedeutete, Bruder Scott hatte es selbst getan, nicht wahr? Wahrscheinlich mit irgendeiner in der Bauchhöhle versteckten Bombe. Ein Selbstmord-Kommando. Er hatte gewartet, um noch ein paar von Tokudaijis Leuten anzulocken, dann hatte er sich in die Luft gesprengt, um einige von ihnen mitzunehmen.
    Warum, zum Teufel, war ich dann aber noch am Leben?
    Später, sagte ich mir entschlossen, denk später darüber nach. Ich hatte im Moment weiß Gott genug am Hals, worüber ich mir Gedanken machen mußte, wie zum Beispiel, wie ich mit intakter Anatomie vom Anwesen des Oyabun wegkam. Mittlerweile würden alle Samurai Tokudaijis von dem Anschlag wissen. Sie wußten, daß zwei Leute hineingegangen waren, ein Chauffeur und irgendein blaßhäutiges Subjekt namens Montgomery. Sie würden auf hundertachtzig und gewiß nicht in der Stimmung sein, die Entschuldigung zu akzeptieren, »Hey, Chummer, ich hatte nichts damit zu tun...« Danke, Scott. Und heißen Dank auch dir, Jacques Barnard, du verdammter Hurensohn.
    Ich mußte verschwinden, und zwar schnell. Seit der Schießerei war immer noch nicht mehr als eine Minute vergangen, und die Explosion, die die Bibliothek in Schutt und Asche gelegt hatte, war erst Sekunden alt. Tokudaijis Samurai würden nach Instinkt und gemäß ihrer Ausbildung vorgehen - wahrscheinlich beide hochentwickelt -, aber die Situation konnte sich nur verschlimmern, wenn sie die Möglichkeit hatten, nicht nur zu reagieren, sondern auch noch nachzudenken. Wenn sie schließlich ihre Gedanken wieder beisammen haben würden, hätte ich liebend gerne ein paar Staaten zwischen ihnen und mir gehabt. Ich versuchte mich zu orientieren und kroch dann weiter, weg vom Haus und mitten durch ein großes Blumenbeet.
    Es dauerte nicht lange, bis mir die Büsche ausgingen und ich offenes Gelände vor mir hatte. Etwa zehn Meter offenes Gelände, wie sich herausstellte, das mich von einem ziemlich dicht aussehenden Dschungel trennte. Ideal. Ich sah mich rasch um und brach aus meiner Deckung hervor.
    Was einen Armante-Samurai zu Tode erschreckte,

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