Haus der Sonne
Oyahun direkt mit Jacques Barnard in Verbindung bringen konnte. Also mußte ich mir jetzt nicht nur wegen der Yakuza-Vergeltungstrupps Sorgen machen, mir waren auch noch meine theoretischen Yamatetsu-Agenten auf den Fersen, die die losen Enden ihres Unternehmens verknüpfen wollten. Ach ja, und obendrein kam die Hawai'ianische Nationalpolizei hinzu. Wahrscheinlich ist Mord hier im Königreich gegen das Gesetz, und vielleicht interessierte sich die Polizei für die Angelegenheit. Plötzlich war ich sehr gefragt, nicht wahr?
Also, was, zum Henker, sollte ich jetzt tun? Ich fuhr den C-N Buddy an den Straßenrand und starrte auf den Pazifik, während mich die Verzweiflung überrollte wie eine kalte, dunkle Flutwelle. Wohin sollte ich jetzt gehen?
Ich war aufgeschmissen - richtig und wahrhaftig aufgeschmissen.
Meine Möglichkeiten - gingen wir sie eine nach der anderen durch. Ich konnte ins Diamond Head Hotel zurückkehren - Null! Im Grunde Selbstmord. Yamatetsu würde dort ebenso auf mich warten wie die Yakuza, wenn ihre Schädel nicht völlig hohl waren. Meine einzige Hoffnung, diese Begegnung zu überleben, bestand darin, daß die Yaks und die Konzernleute zu beschäftigt damit waren, sich gegenseitig zu geeken, um mich zu geeken. Keine sonderlich aussichtsreiche Wette.
Ich konnte zum Awalani-Flughafen rasen, das erste Suborbitalflugzeug nehmen und machen, daß ich hier wegkam. Schließlich hatte ich immer noch mein Blanko-Konzernticket, nicht wahr? Klar, ich konnte an Bord eines Flugzeugs gehen und meinen ganzen Kummer zurücklassen - Null! Aus Erfahrung wußte ich, wieviel Sicherheit diese Vögel umgab. Es gab einfach nicht die geringste Chance, daß Barnard - oder auch die Yaks -nicht erfahren würde, daß ich in dem Flugzeug saß, das ich genommen hatte. Auf dem Awalani, mitten im Flug oder auf meinem Zielflughafen würde ich ein sanftes Tippen auf der Schulter verspüren, das schockierender ist als ein Schlag in die Zähne. Man würde mich verschleppen und mir eine Kugel in den Kopf verpassen. Oder wer weiß, vielleicht wurde ich auch in Stein verwandelt und durfte mich den Statuen anschließen, die ich bei meinem Telekomgespräch mit Barnard im Hintergrund gesehen hatte.
Je mehr ich es mir überlegte, desto aufgeschmissener war ich. Ich hatte nicht richtig zugehört, als Scotty mir erzählte, warum es so wenig Möchtegerns in den Schatten von Hawai'i gab - kein Spielraum, falls einmal etwas schiefging. Jetzt machte ich selbst die Erfahrung, daß er recht gehabt hatte, und das Gefühl gefiel mir überhaupt nicht.
Welche Möglichkeiten hatte ich? Gab es einen anderen Weg, die Inseln zu verlassen? Spontan wollte mir keiner einfallen. Gab es einen Ort, an dem ich mich verkriechen konnte, bis Gras über die Sache gewachsen war? Spontan wollte mir keiner einfallen. Gab es jemanden, der Kontakte und Hilfsmittel hatte und mir helfen konnte? Spontan wollte mir keiner...
Augenblick mal. Vielleicht gab es doch jemanden. Es war ziemlich weit hergeholt, aber wenn die Dinge anlangen, verzweifelt auszusehen, ist ›Risikovermeidung‹ kein Thema mehr.
»Kia oral« übte ich, als ich wieder losfuhr, und versuchte dabei, genau den richtigen Anflug von Streitlust in meine Stimme einfließen zu lassen. »Kia ora!«
9
Doch bevor ich Bruder Te Purewa - geborene Mark Harrop - im ›Cheeseburger im Paradies‹ meine Aufwartung machte, gab es noch ein paar andere Dinge, um die ich mich kümmern mußte. Als da war, mich mit allen Hilfsquellen in Verbindung zu setzen, die sich als nützlich erweisen mochten, selbst wenn sie sich nicht auf den Inseln befanden.
Als ich mich heute morgen für die Tour in Scottys Limousine fertigmachte, hatte ich überlegt, ob ich meinen Taschencomputer mitnehmen sollte oder nicht. Drek, ich hatte gedacht, daß die Anlage im Rolls meinen Taschencomputer bei weitem in den Schatten stellen würde, sollte ich unterwegs irgendwelche Daten oder Kommunikationsverbindungen brauchen. Aber aus alter Gewohnheit - und meinetwegen auch einem Gespür für die Tücken des Lebens - hatte ich das kleine Ding eingesteckt.
Den Geistern sei dank für Gewohnheiten und Gespür. In einem kleinen Dorf namens Kaaawa hielt ich an und benutzte eine öffentliche Telekomzelle vor einem baufälligen Lebensmittel/Eiskrem/Touristen-Krims-Krams-Laden. Erster Punkt auf der Tagesordnung - nachdem ich das Transpex so polarisiert hatte, daß mich niemand sehen konnte - war das Unbrauchbarmachen der Videokamera, was ich auf höchst
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