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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Te Stupido Purewa. Also mußte ich cool und in der Kneipe bleiben. Zumindest war das mein Gedankengang in dem Augenblick.
    Das bedeutete natürlich nicht, daß ich aus mir eine große leuchtende Haole -Zielscheibe machen mußte. Ich sah mir den Laden an, genauer, als ich das bisher getan hatte. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß dies eine Kneipe in einem der übleren Stadtteile war, die in dem Ruf stand, ein Treffpunkt für Shadowrunner zu sein.
    Ja, da war sie, ich war ganz sicher. Die Überwachungskamera, deren Weitwinkelobjektiv den gesamten Raum erfaßte, und die in dem (scheinbar defekten) Rauch/Staub-Verzehrer über der Bar angebracht war. Wie die Kameras an den meisten ähnlich gearteten Orten war auch diese gut getarnt, um niemanden in Versuchung zu führen. Wenn Gossenpunks zu tief ins Glas schauen, scheinen offensichtliche Überwachungskameras oft als Aufforderung zu Zielübungen interpretiert zu werden.
    Eine Überwachungskamera implizierte natürlich einen Raum, in dem jemand saß, der sich die Daten ansah, welche die Kamera lieferte. Ich nahm meinen halben Liter Dog und machte mich auf den Weg zum Barmann.

    Haben Sie schon mal zwei Stunden damit verbracht, sich eine Kneipe durch das verzerrende Weitwinkelobjektiv einer Überwachungskamera anzusehen, während Sie an einem heißen Tropentag in einem fensterlosen Raum ohne Ventilator oder Klimaanlage sitzen und Black-Dog-Bier trinken? Ich kann Ihnen die Mühe ersparen. Sie können ganz genau dieselbe Wirkung erzielen, indem sie sich Zwanzig-Zentimeter-Nägel in die Schläfen hämmern, und müssen nicht mal für das Bier bezahlen.
    Ich rieb mir die Augen und massierte meine schmerzenden Schläfen. Der Mann war unglaublich verständnisvoll gewesen, als ich ihn gebeten hatte, sein Büro benutzen zu dürfen - natürlich erst, nachdem ich ihm den Kontostand auf meinem Kredstab gezeigt hatte -, und ich fühlte mich tatsächlich verdammt viel sicherer, vermittels elektronischer Hilfsmittel nach Te Purewa Ausschau zu halten. Wenn jedoch gerade jetzt in diesem Augenblick ein Yak hereingestürmt wäre, um mir den Schädel wegzuballern, hätte ich mich bei ihm bedankt, da mir das Aspirin ausgegangen war.
    Okay, auf der Habenseite stand, daß ich tatsächlich ein besseres Gefühl für die Klientel dieser Kneipe entwickelte. Nehmen Sie zum Beispiel die beiden dort. In einer dunklen Ecke saß ein übergewichtiger Mann mittleren Alters mit einem fetten Toupet... Pardon, ich glaube, die gesellschaftlich akzeptierte Bezeichnung lautet ›Alternativhaar‹, nicht wahr? Er machte einen umständlichen - und wahrscheinlich sinnlosen - Versuch, bei einer gelangweilt aussehenden Schnalle zu landen, von der ich annahm, daß sie mit zwei ›Alternativbrüsten‹ ausgestattet war. Und dort drüben hockten zwei Jugendliche, die offensichtlich minderjährig waren, sich aber alle Mühe gaben, erwachsen auszusehen, während sie es fast vermieden, die Tänzerin anzustarren, die sich auf der Bühne eigenhändig einer gynäkologischen Untersuchung unterzog. Näher zur Tür saß eine alte Eingeborene - vogeldürr, und genauso gebrechlich aussehend wie Tokudaiji die den Drink auf dem Tisch vor sich ignorierte, da sie ins Nichts starrte. (Nun, aus diesem Winkel sah es tatsächlich so aus, als starre sie direkt in die Kameralinse. Natürlich ein Zufall, aber trotzdem unheimlich.)
    Die Kneipentür öffnete sich. Das Licht reichte nicht, um Einzelheiten auf dem Monitor zu erkennen, aber ich machte drei relativ große Silhouetten aus. Te Purewa und seine Chummer? Die drei Gestalten traten ins Licht, und ich war ernstlich froh, daß ich in diesen Beobachtungsposten investiert hatte.
    Es waren Japaner. Alle drei Menschen, aber jeder von ihnen hätte sich jederzeit für eine Beförderung zum Troll melden können. Sie trugen konservative Geschäftsanzüge. Ihre Cyberaugen glitzerten unnatürlich auf dem Bildschirm, als sie sich in der Kneipe umsahen.
    Drek, hätten diese Burschen nicht versuchen können, sich zumindest ein wenig an die hiesige Kleiderordnung anzupassen. Was einem konservativen Geschäftsanzug im ›Cheeseburger im Paradies‹ noch am nächsten kam, war eine maßgeschneiderte, gepanzerte schwarze Lederjacke. Aber ich konnte mich eigentlich nicht beschweren, oder? Wenn die Yak-Soldaten - was, zum Henker, sollten sie sonst sein? - sich die Mühe gemacht hätten, sich zu verkleiden, wären sie mir vielleicht gar nicht aufgefallen. Ich gratulierte mir für meine Weitsicht, mich

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