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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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kam, so daß er Schadenskontrolle betreiben konnte. Falls ich ihm nicht glaubte, wollte er auch, daß ich aus meinem Versteck herauskam, so daß er Schadenskontrolle betreiben konnte... indem er mir das Hirn aus dem Schädel pusten ließ. Warum waren diese Dinge niemals leicht und eindeutig?
    Nun, zumindest brauchte ich mich nicht sofort zu entscheiden. Mr. Jacques Barnard, der hochrangige Ya-matetsu-Exec, würde nirgend wohingehen, oder? Ich konnte eine Auszeit nehmen und die Konsequenzen durchdenken. Außerdem konnte ich versuchen, jemanden zu finden, der mir die Botschaft entschlüsselte, und sehen, ob mich das weiterbrachte. Aber im Moment...
    Ich ließ mich wieder auf das Bett fallen und versuchte zu schlafen.

    An Barnards Botschaft war mehr daran, als ich ursprünglich gedacht hatte, nicht wahr?
    Der Luftzug in meinem Gesicht war erfrischend wie nur irgend etwas, als ich mit ›meiner‹ Suzuki zum ›Cheeseburger im Paradies‹ fuhr, und er half mir dabei, die geistigen Spinnweben und Überreste diverser Alpträume zu vertreiben. Bei einem Tempo von sechzig Stundenkilometern war die Lufttemperatur beinahe erträglich. Aber wenn ich wegen einer roten Ampel oder einer Verkehrsstockung anhielt, waren die Straßen von Ewa wie Heizöfen oder vielleicht auch Kochplatten, die ganz auf die Zubereitimg von gegrillten Haoles zugeschnitten waren. Der kleine Benzinmotor des Motorrads heulte und dröhnte, wenn ich Gas gab. (Jemand hat mir mal erzählt, daß es noch vor sechzig Jahren unmöglich war, aus einem Motor mit 250 Kubikzentimetern 100 PS herauszuholen. Vielleicht haben sich im Laufe der Zeit doch wenigstens ein paar Dinge verbessert.)
    Auf meiner Fahrt durch den zähflüssigen Nachmittagsverkehr dachte ich mit gerunzelter Stirn angestrengt nach. Barnard hatte mir eine Nachricht geschickt... und die Tatsache, daß sie sich in meiner gesicherten Mailbox befand, war eine Botschaft für sich, nicht wahr? Ich hatte nur zwei Leuten die Adresse gegeben: Argent und Sharon Young. Argent würde sich lieber ein Bein abhacken, als dem Yamatetsu-Konzern bei irgendeiner Sache zu helfen, das wußte ich. Damit blieb Young...
    ... Die, nun, da ich darüber nachdachte, in Cheyenne auf Barnards verdammter Gehaltsliste gestanden hatte. Drek! Das hatte ich gewußt. Barnard hatte es mir indirekt selbst gesagt: Der Kontrakt, den Young mir angeboten habe, sei indirekt mit diesem ganzen verdammten Hawai'i-Drek verbunden. Und ich hatte Young die Adresse meiner gesicherten Mailbox gegeben... und damit indirekt auch Barnard. Wenn ich diese Geschichte heil überstand, ohne etwas so schlimm zu verpfuschen, daß man mich geekte, würde ich einen verdammten Freudentanz aufführen, das schwor ich.
    Ich parkte die kleine Suzuki in der Gasse hinter dem Cheeseburger im Paradies und schlenderte in die Kneipe. Ich vermute, meine zwei vorangegangenen Besuche qualifizierten mich als Stammgast, da der Barmann, kaum daß er mich sah, damit begann, mir einen halben Liter Dog zu zapfen. Während ich mich an meinen Stammtisch setzte, brachte mir Maletina das eiskalte Glas und stellte es vor mich hin. Zur Abwechslung sah sie heute nicht so aus, als wolle sie mir in die Eier treten. Drek, sie redete sogar mit mir. »Te Purewa sagt, er kommt später. Vielleicht bringt er sogar 'n paar Leute mit, die du kennenlernen willst.«
    Ich dankte ihr und lächelte freundlich... obwohl ich eigentlich wie ein Rohrspatz fluchen wollte. Also kam Te Purewa später mit ein paar Leuten, die ich kennenlernen wollte, ja? Ich hatte ihn am Telekom gefragt, ob er seine Fühler ausstrecken könne - sehr vorsichtig -, um einen Entschlüsselungskünstler aufzutreiben, der mit einem 70-Bit-Code fertigwurde. Offenbar hatte er sich sofort an die Arbeit gemacht...
    ... Und dann der verdammten Kellnerin davon erzählt. Drek! Wem hatte er es noch erzählt? Seiner Freundin? Dem Kerl, der ihm die Haare schnitt? Dem Yak-Soldat, der in seiner Nachbarschaft wohnte...?
    Mein erster Gedanke war, die Kurve zu kratzen, aus dem ›Cheeseburger im Paradies‹ zu verschwinden und nie wieder herzukommen. Kurzfristig im Hinblick auf ein langes Leben vermutlich die klügste Entscheidung... aber ich mußte längerfristig denken. Ich brauchte den Entschlüsselungskünstler. Und, was noch viel wichtiger war, ich brauchte die Leute, die der Entschlüsselungskünstler kannte. Jeder Code-Knacker, der mit einem 70-Bit-Code fertigwurde, mußte ganz einfach bessere Kontakte zur richtigen Schattengemeinde haben als

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