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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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hier hinten einzurichten. Falls die Yaks die geringsten Anstalten machten, einen Blick ins Hinterzimmer zu werfen, blieb mir immer noch massenhaft Zeit. Ich konnte zur Hintertür hinaus, mich auf meine Suzuki schwingen und Gas geben, bevor sie auch nur am Barmann vorbei waren. Perfekt, nicht wahr?
    Wenn alles so verdammt perfekt war, wie kam es dann, daß plötzlich die Tür hinter mir aufflog und jemand rief: »Ganz ruhig, Hoa!«
    Ich fuhr auf meinem Stuhl herum und versuchte den Manhunter zu ziehen, den Te Purewa mir besorgt hatte. Aber ich starrte in die Mündungen zweier großkalibriger Waffen und gab den Versuch augenblicklich auf. Ich zeigte meine leeren Hände und versuchte es mit einem zaghaften: »Okay, okay, wir bleiben alle schön cool, ja?«
    Es dauerte ein oder zwei Sekunden, bis ich die Gestalten hinter den Kanonen zur Kenntnis nahm. Es waren keine Yakuza-Killer, wie ich erwartet hatte... oder wenn doch, hatte die Yakuza-Zweigstelle Hawai'i wesentlich mehr für Frauen und Kaivaruhito übrig als ihre Kollegen auf dem Festland. Die Gestalt zur Linken war ein Ork mit noch breiteren Schultern als Scott. Er trug Jeans und eine ärmellose schwarze Lederweste, die für seinen dermalgepanzerten Oberkörper ein paar Nummern zu klein war. Rechts von ihm stand eine Frau - ebenfalls ein Ork, aber gertenschlank und mit Muskeln wie Stahlkabel. Sie trug eine dunkle Hose und ein Aloha-Hemd, aber das Muster des Hemds wies eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit mit dem auf Großstadt-Tarnanzügen auf. Beide hatten ihre Kanonen - Savalettes mit einem glänzenden Chromstahl-Überzug - auf meinen Kopf gerichtet.
    »Zieh deine Waffe«, schnappte die Frau. »Mit zwei Fingern. Langsam. Los jetzt!«
    Ich gehorchte - was, zum Teufel, sollte ich wohl sonst tun? - und zog den Manhunter mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand. Dann ließ ich ihn fallen und versetzte ihm einen Tritt, so daß er in Richtung der beiden Messerklauen rutschte.
    Zu meiner Überraschung entspannten sie sich sichtlich, kaum daß ich es getan hatte, sicherten ihre Waffen und halfterten sie. Ich spürte, wie mein Mund aufklappte, und der Mann kicherte, als er meine Kanone aufhob. »Hey, shaka, Bruder, wir wollten nur nicht, daß du was Unüberlegtes tust. Kapiert?«
    »Wir sind Chummer von Marky«, fügte die Frau hinzu. Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, wer ›Marky‹ war - Mark Harrop alias Te Purewa.
    Mit einem scharfen Kopfnicken deutete sie auf den Monitor - und indirekt auch auf die Yak-Soldaten. »Willst du mit uns kommen oder auf die da warten?«
    »Nichts wie raus hier, Hotz«, sagte ich aus tiefstem Herzen. Als ich mich erhob, warf ich noch einen Blick auf den Monitor. Die alte Frau in der Kneipe starrte immer noch in die Kamera, und einen bestürzenden Augenblick lang hatte ich das Gefühl, daß sie direkt in meinen Schädel sah.
    Sobald wir aus dem Büro heraus und auf dem schmalen Flur waren, der zu der Gasse führte, zeigte die Frau auf ihren Begleiter und sagte: »Das ist Moko. Ich bin Kat.«
    »Ich bin...«, begann ich.
    Aber sie ließ mich nicht zu Wort kommen. »Geschenkt, Hoa. Ich weiß alles, was ich wissen muß. Du bist ein Chummer von Marky, das reicht.« Sie warf Moko einen fragenden Blick zu und erhielt ein bestätigendes Nicken als Antwort. Nach dieser Zurechtweisung - demnächst muß ich mir wirklich einen Straßennamen zulegen - nickte ich ebenfalls.
    Als folge er einem spontanen Einfall, warf Moko mir meinen Manhunter zu, und ich fühlte mich wie ein Kind, das seine Windel nach der Wäsche zurückbekommt. Ich schob ihn wieder in meinen Gürtel.
    Wir gingen nach draußen in die Gasse. Neben meiner Suzuki waren zwei neue Feuerstühle geparkt. Eine Yamaha Rapier II mit Doppelturbine - einer der neusten Kamikaze-Roller. Von zwei gegenläufigen Turbinen angetrieben, sah sie so schlank und scharf und geradezu tödlich aus wie... nun, wie ein Rapier, würde ich sagen. Daneben stand eine riesige, brutal aussehende Honda Viking, die in einem häßlichen Mattschwarz mit blutroten Rändern lackiert war. Instinktiv spielte ich ›Rate den Fahrer‹ und ordnete Moko der Viking und Kat der Rapier zu.
    Und lag völlig daneben. Moko schwang sich auf die schlanke Rapier und startete die Turbinen, die mit einem schrillen Jaulen zum Leben erwachten. In der Zwischenzeit hatte sich Kat einen Vollvisier-Helm aufgesetzt und eine gepanzerte Motorradjacke angezogen. (Mokos einzige Konzession an die Fahrsicherheit bestand darin, sich seine

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