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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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und sah mir die Kopfzeile an - die Zeichenkette, die der Entschlüsselungs/Darstellungs-Software im wesentlichen verrät: »Dies ist eine Botschaft, die so und so verschlüsselt ist und an der und der Stelle beginnt.« Dann stöpselte ich meinen Compi in die Datenbuchse des Telekoms und ließ eines von Quin-cys emsigen Programmen auf die Kopfzeile los.
    Das Ergebnis wurde auf dem kleinen Schirm des Taschencomputers sichtbar, und ich fluchte. Verschlüsselung mit öffentlichem Schlüssel, 70-Bit-Code. Es hätte schlimmer kommen können... aber nicht viel.
    Ich weiß nicht, ob sie sich mit der Verschlüsselung mit öffentlichem Schlüssel auskennen, aber es ist ein elegantes System, das jetzt seit fast achtzig Jahren benutzt wird. Jeder, der dieses System benutzt, hat zwei Schlüsselcodes (in dieser Inplementierung sind beide 70 Bit lang, was einer 22stelligen Zahl entspricht): einen Privatschlüssel, den er niemandem verrät, und einen öffentlichen Schlüssel, den er Gott und der Welt mitteilen oder sogar veröffentlichen kann. Heute funktioniert das System im wesentlichen folgendermaßen: Wenn Adolf Barney eine Geheimbotschaft schicken will, verschlüsselt Adolf die Botschaft unter Benutzung zweier Schlüssel: seinem eigenen Privatschlüssel und Barneys öffentlichem Schlüssel. Um die Botschaft zu entschlüsseln, benutzt Barney ebenfalls zwei Schlüssel: seinen Privatschlüssel und Adolfs öffentlichen Schlüssel. Theoretisch kann nur Barney die Botschaft lesen, weil nur Barney seinen Privatschlüssel kennt. Als Dreingabe weiß Barney, daß die Botschaft von Adolf stammt - oder zumindest, daß sie mit Adolfs Privatschlüssel verschlüsselt worden ist -, andernfalls hätte er die Nachricht nicht entschlüsseln können. Klar wie Kloßbrühe? Gut, dann können wir fortfahren.
    Der Witz ist, daß es den bei der Entwicklung dieses Systems vorherrschenden Verschlüsselungstheorien zufolge theoretisch unmöglich war, ein derartiges Verschlüsselungssystem innerhalb der mutmaßlichen Lebensdauer des Universums zu knacken. Aber die Theorien haben sich gewandelt - wie das eben ihre Art ist. Heutzutage behaupten ein paar helle Köpfe, daß es mit Hilfe der Eiji-Rekursion und anderer Schwarzer Magie möglich ist, einen 70-Bit-Code auf einem schnellen Computer in ein paar Tagen zu knacken. Was der Grund dafür ist, warum sich im Jahre 2056 nur noch wenige Leute mit weniger als 85-Bit-Codes zufriedengeben. (Sollte mir die Tatsache, daß Barnard ein weniger sicheres System benutzte, irgend etwas sagen? Und wenn ja, was...?)
    Fazit? Einem novaheißen Entschlüsselungsfachmann sollte es möglich sein, Barnards Datei in einem Zeitraum irgendwo zwischen vierundzwanzig und zweiundsiebzig Stunden zu knacken. Das Problem?
    Ich hatte gerade keinen novaheißen Entschlüsselungsfachmann zur Hand. Mit einem Seufzer dachte ich an einige der Hilfsquellen, die mir in Seattle zur Verfügung gestanden hatten. Rosebud, die Zwergin, ein halblegaler Technofreak mit einer Rechenkapazität direkt im Schädel, die einem MultiVAX entsprach. Und für größere Herausforderungen der Ex-Decker Agarwal... aber mittlerweile waren beide tot, nicht wahr? Tieferer Seufzer.
    Und hier, mitten im verdammten Pazifik? Niemand, Chummer. Noch tieferer Seufzer. (Okay, okay, sagen Sie's nicht, ich weiß es selbst: Ich könnte alles auf virtuellem Weg erledigen, alles durch die Matrix zu dem Entschlüsselungskünstler jagen, der mir vorschwebt, und all das, ohne meine Bude zu verlassen, bla-bla-bla. Im Prinzip korrekt. Aber wenn Ihr Leben auf dem Spiel steht, Chummer, will man manchmal wirklich die direkte Kontrolle, die nur von Angesicht zu Angesicht möglich ist. Kapiert? Also verschonen Sie mich damit.)
    Und die Moral von der Geschichte? Ich mußte den novaheißen Entschlüsselungsexperten suchen, den ich brauchte, und zwar unter Benutzung der begrenzten Ressourcen, die mir zur Verfügung standen. Was bedeutete, traurig, aber wahr, Te Purewa, und damit hatte es sich. Tiefster Seufzer.
    Der Pseudo-Maori war besser als gar nichts, aber er war bestimmt nicht die brandheiße Hilfsquelle, auf die ich gehofft hatte. Scotts Vorstellung nach zu urteilen, hatte ich ihn für einen Teilzeit-Schieber gehalten. Wie nannten sie diese Leute hier? - Kaiepa, das war es - mit einem ganzen Stall von Kontakten. Daneben, Chummer. Gut, er war SINlos und überlebte dadurch, daß er komische Jobs übernahm und unter dem Tisch bezahlt wurde... was ihn nach den Maßstäben einiger Leute zu

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