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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Daten, nur Daten. Zahlen, Fakten, Info, Bytes. Man sollte meinen, daß die Leute damit in unserer von Computern beherrschten Welt zurechtkommen würden, aber nicht viele tun das. Daten sind keine Informationen, Daten sind Fakten. Die Informationen verbergen sich in den Verbindungen, den Beziehungen zwischen Fakten. Als setze man die Tatsache, daß Wasser bei 100 Grad Celsius zu kochen anfängt, und die Tatsache, daß Natrium bei 98 Grad schmilzt, zu der Information zusammen, daß Natrium kein gutes Material zur Herstellung von Teekesseln ist.
    Offenbar erwartete Young von mir, daß ich die Fakten hernahm, die irgendein anderer Schnüffler - der viel besser auf dieser Ebene war als ich - aufgestöbert hatte, und mit ihrer Hilfe ein Gesamtbild von Freund Jonathan entwarf. Das beinhaltete ein Sortieren der Datenberge auf dem Chip mit dem Ziel, Korrelationen - in der Zeit, im Raum und in vielen anderen theoretischeren ›Ach-sen‹ (wie finanzielle Zahlungsfähigkeit‹ - und Widersprüche aufzuspüren. Mit anderen Worten, die Beziehungen zwischen den Zahlen. Ein Beispiel: Mr. Bridge war im Juni 2050 völlig pleite, verließ Cheyenne und kehrte im August zurück, um einen ziemlich hohen Bankkredit mit einer einzigen Überweisung abzuzahlen. Schlußfolgerung? Seine Geschäftsreise hatte sich offenbar ziemlich gelohnt. Solche Dinge eben.
    In den Schlechten Alten Zeiten hätte ich die Knochenarbeit zum größten Teil selbst erledigen müssen... oder, wenn ich dem Archetypus des abgebrühten Privatschnüfflers hätte treu bleiben wollen, eine langbeinige Brünette mit einer spitzen Zunge und einem weichen Herz engagiert, um sie für mich zu erledigen. Heutzutage können Smartframes und Suchdämonen diese Arbeit schneller erledigen als jede vorlaute Sekretärin, wobei sie den fehlenden Sex-Appeal durch Effektivität wettmachen. Ein Fortschritt? Sagen Sie mir das.

    Ich lehnte mich zurück und streckte mich. Meine Schultern waren verkrampft, und über meinem linken Auge hatte sich ein pochender Kopfschmerz eingenistet. Ich schob den Drehstuhl zurück und sah auf die Uhr.
    Dreiundzwanzig Uhr plus minus. Das bedeutete, ich hatte vier solide Stunden an dem Gerät gearbeitet und die Smartframes und Suchroutinen programmiert, die ich sehr bald auf Jonathan Bridge loslassen würde. Ich schüttelte den Kopf - und hörte sofort auf, als die Kopfschmerzen ihr Mißfallen kundtaten.
    Ich fragte mich, was mein Vater wohl dächte, wenn er sähe, welchen Nutzen ich aus meiner abgebrochenen Universitätsausbildung zog. Nichts Gutes, davon war ich überzeugt. Ich seufzte. Eine Menge hatte sich verändert, seit ich den Studiengang Computerwissenschaften an der U-Dub geschmissen hatte - die Entwicklung bleibt nicht stehen -, aber zumindest verstand ich ein paar grundlegende Dinge, eine durchaus stabile Basis, auf der ich aufbauen konnte.
    Und aufgebaut hatte ich, seit ich Seattle verlassen hatte. Ich war kein ›Hobel‹ - keiner dieser rasiermesserscharfen Konsolen-Cowboys, die sich nur um des bloßen Kicks willen mit Schwarzem Ice anlegen -, aber ich hatte mich zu einem ziemlich brauchbaren Code-Jockey gemacht. Ich jagte keinen Daten als solchen hinterher. Sollten doch die Hobel ihre Neuronen gegen die Konzern-Gletscher antreten lassen, wenn das ihre Vorstellung von Spaß war. Im Gegensatz dazu erarbeitete ich mir gerade einen guten Ruf als jemand, der die groben Daten, die andere sammelten, in brauchbare Informationen umzuwandeln wußte. Ich hatte gelernt, welche Ressourcen dort draußen in der Matrix zur Verfügung standen - entweder allen Interessierten oder nur minimal gesichert - und wie man sie sich am besten zunutze machte. Auch das war nur eine Ableitung der Regel, nach der ich seit meiner Ankunft in Seattle lebte: Minimale Bloßstellung.
    Eine Menge hatte ich mir selbst beigebracht, indem ich Texte, digitale Zeitschriften und sogar akademische Arbeiten aus der Matrix herabgeladen und durchgearbeitet hatte. Als das nicht mehr reichte, hatte ich einige der Grauen Eminenzen aus Cheyennes ›virtueller Sippschaft aufgesucht - alternde Decker, die nicht mehr die Reflexe hatten, um es mit Ice aufzunehmen, die aber in theoretischer Hinsicht auf dem laufenden waren, weil das alles war, was ihnen noch blieb. Ich schätze, einige meiner Professoren hatten ein gewisses Potential in mir gewittert, weil sie mich überreden wollten, mich unter den Laser zu legen und mir eine Datenbuchse implantieren zu lassen. Okay, zugegeben, ihre Argumentation

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