Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
kleines Wow gebrauchen.« Eve zuckte die Achseln und lächelte gewinnend zurück. »Schlaf gut. Und mach dir keine Sorgen, die Vampire kommen hier nicht rein. Das Haus steht unter Schutz, auch wenn wir selbst nicht unter Schutz stehen.«
Claire dachte ein paar Sekunden darüber nach, als Eve den Raum verließ und die Tür zumachte, und dann schweiften ihre Gedanken ab in wohligere Gefilde, in denen sie die Weichheit des Kissens registrierte und wie gut sich das Bett anfühlte und wie frisch und weich die Laken waren...
Sie hatte einen sehr seltsamen Traum: Ein stiller Raum, in dem jemand bleich und still auf einem Samtsofa sitzt, die Seiten eines Buches umblättert und weint. Sie hatte nicht direkt Angst, aber sie fror ab und zu, und das Haus... das Haus schien, als sei es voller Wispern.
Schließlich fiel sie in einen tieferen dunkleren Schlaf und träumte überhaupt nicht mehr.
Nicht mal von Monica.
Nicht mal von Vampiren.
3
Sie wachte im Dunkeln auf und zuckte panisch zusammen, sodass der Eisbeutel, in dem inzwischen nur noch Wasser schwappte, von ihrem Kopfkissen auf den Boden plumpste. Das Haus war ganz still, abgesehen von den knarrenden, gruseligen Geräuschen, die Häuser bei Nacht von sich geben. Draußen raschelte der Wind in den trockenen Blättern der Bäume und von der anderen Seite ihrer Zimmertür hörte sie Musik.
Claire glitt aus dem Bett, tastete nach einer Lampe, die sie schließlich neben ihrem Bett fand - eine wirklich schöne Tiffanylampe, deren Schein alle Albtraumängste vertrieb, die sie sich zusammengereimt hatte. Die Musik war langsam, warm und beschaulich, eine Art Alternative Rock. Sie zog sich die Schuhe an, warf einen Blick in den Spiegel über der Kommode und bekam einen scheußlichen Schock. Ihr Gesicht tat immer noch weh und es war offensichtlich, warum: Ihr rechtes Auge war geschwollen, die Haut darum violett. Ihre aufgeplatzte Lippe glänzte und war ebenfalls unangenehm dick. Ihr ohnehin blasses Gesicht war noch bleicher als sonst. Ihr superkurzer schwarzer Fransenschnitt war platt gewalzt, aber sie plusterte ihn zu einer Art Frisur auf. Ihr hatte noch nie viel an Make-up gelegen, selbst dann nicht, als sie das von Mom zum Ausprobieren geklaut hatte, aber heute würden ein bisschen Grundierung und Abdeckung nicht schaden... sie sah aus wie ein abgerissener Obdachloser, der eine Schlägerei hinter sich hatte.
Na ja. Das entsprach ja auch den Tatsachen.
Claire holte tief Luft und öffnete die Schlafzimmertür. Im Flur brannten die Lichter und schimmerten warm und golden; die Musik kam von unten, aus dem Wohnzimmer. Sie schaute auf eine Uhr, die am anderen Ende des Flurs an der Wand hing; es war nach Mitternacht, sie hatte mehr als zwölf Stunden geschlafen. Und ihren ganzen Unterricht verpasst. Nicht dass sie dort hätte aufkreuzen wollen, so wie sie aussah, selbst dann nicht, wenn sie nicht ohnehin völlig panisch gewesen wäre, dass Monica ihr nachstellen könnte... aber später musste sie ihre Bücher aufschlagen - die schlugen wenigstens nicht zurück.
Ihre blauen Flecken fühlten sich besser an und ihr Kopf tat tatsächlich nur noch ein bisschen weh. Am schlimmsten von allem war immer noch der Knöchel, der mit jeder Treppenstufe, die sie nahm, scharfe, schmerzhafte Stiche wie von Glasscherben ihr ganzes Bein hinauf sandte.
Sie war schon halb unten, als sie den Jungen sah, der auf der Couch saß, auf der Shane zuvor herum gelümmelt hatte. Er hatte eine Gitarre in den Händen.
Oh. Die Musik . Sie hatte gedacht, dass sie irgendwo abgespielt würde, aber nein, sie war echt, sie war live und er spielte sie. Sie hatte nie zuvor Livemusik gehört - nicht richtig gespielte, nicht wie diese hier. Er war... wow. Er war wunderbar.
Sie beobachtete ihn, völlig erstarrt, da er offensichtlich noch nicht wusste, dass sie überhaupt existierte; es gab nur ihn und seine Gitarre und die Musik; und wenn sie beschreiben müsste, was sie in seinem Gesicht sehen konnte, dann wäre es etwas Poetisches, etwas wie Sehnsucht. Er war blond, sein Haarschnitt war, wie Shanes, ein nachlässiger Mopp. Er war nicht so kräftig wie Shane, nicht so muskulös, aber er war vermutlich ebenso groß. Er trug ein schwarzes T-Shirt mit einem Bier-Logo. Blue Jeans. Keine Schuhe.
Er hörte auf zu spielen, hielt den Kopf gesenkt und griff nach dem Bier, das vor ihm auf dem Tisch stand. Er prostete in die Luft. »Happy Birthday, Mann.« Er kippte sich drei Schluck Bier hinter die Binde, seufzte und
Weitere Kostenlose Bücher