Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
»Claire. Wie, du hast sie nicht mal gefragt? Und ein Mädchen hat sie verprügelt. Wahrscheinlich irgendeine Schlampe aus dem Wohnheim. Du weißt ja, was das für ein Laden ist.«
Sie tauschten einen Blick aus. Einen recht langen. Eve wandte sich wieder an Claire. »Stimmt das? Du wurdest im Wohnheim zusammengeschlagen?«
Sie nickte und schaufelte sich hastig mehr Essen in den Mund, um nicht so viel sagen zu müssen.
»Das ist ja krass. Kein Wunder, dass du dich nach einem Zimmer umschaust.« Claire nickte wieder.
»Du hast nicht viel mitgebracht.«
»Ich hab nicht viel«, sagte sie. »Nur die Bücher und vielleicht noch ein paar Sachen in meinem Zimmer. Aber - ich möchte nicht zurück, um das Zeug zu holen. Nicht heute Abend zumindest.«
»Warum nicht?« Shane hatte einen schäbigen alten Baseball vom Boden aufgehoben und warf ihn gegen die hohe Decke, wobei er die kreisenden Flügel des Ventilators nur knapp verfehlte. Er fing ihn lässig wieder auf. »Will dich noch immer jemand verprügeln?«
»Ja«, sagte Claire und schaute auf ihr Chili hinunter, das schnell weniger wurde. »Ich nehme es an. Es ist ja nicht nur sie, es ist - na ja, sie hat Freundinnen. Und.,, ich nicht. Dort ist es - nun ja, es ist unheimlich.«
»Das kenn ich«, sagte Eve. »Hier ist es praktisch genauso.« Shane tat so, als würde er den Baseball nach ihr werfen. Sie gab vor, in Deckung zu gehen.
»Wann steht Michael auf?«
Shane verpasste ihr einen weiteren vorgetäuschten Wurf. »Himmel noch mal, Eve, was weiß ich. Ich mag den Kerl, aber ich liebe ihn nicht. Geh an seine Tür klopfen und frage. Ich geh mich jetzt jedenfalls fertig machen.«
»Fertig wofür?«, fragte Eve. »Du gehst doch nicht etwa wieder aus, oder?«
»Doch sicher, ja. Bowlen. Sie heißt Laura. Wenn du weitere Einzelheiten wissen möchtest, kannst du wie alle anderen das Video herunterladen.« Shane rollte sich von der Couch, stand auf und trottete zu der breiten Treppe, die in den ersten Stock führte. »Bis dann, Claire.«
Eve gab ein frustriertes Geräusch von sich. »Jetzt warte doch mal! Was würdest du sagen. Wäre es okay, wenn sie hier einzieht, oder was?«
Shane wedelte mit der Hand. »Meinetwegen, Mann. Was mich angeht, ich finde sie okay.« Er warf Claire einen raschen Blick und ein schiefes, eigentümlich liebes Lächeln zu, als er die Treppe hinaufsprang. Er bewegte sich wie ein Athlet, aber ohne das aufgeblasene Gehabe, das sie kannte. Irgendwie sexy eigentlich.
»Männer«, seufzte Eve. »Verdammt, es wäre schon gut, noch eine Frau hier zu haben. Sie sind immer so yeah, meinetwegen , aber wenn es darum geht, aufzuräumen oder Geschirr zu spülen, verwandeln sie sich plötzlich in Geister. Ich meine, nicht dass du hier das Zimmermädchen machen müsstest oder so... aber du musst sie erst anschreien, bevor sie ihren Teil übernehmen, sonst wirst du untergebuttert.«
Claire lächelte, oder versuchte es zumindest, aber ihre aufgeplatzte Lippe pochte und sie fühlte, wie der Schorf aufbrach. Blut rann ihr das Kinn herunter und sie griff nach der Serviette, die Eve auf das Tablett gelegt hatte, um sie daraufzudrücken. Eve beobachtete sie schweigend und stirnrunzelnd, dann erhob sie sich vom Boden, nahm den Eisbeutel und hielt ihn behutsam gegen die Beule an Claires Kopf. »Was macht die Beule?«, fragte sie.
»Schon besser.« Es stimmte. Das Eis betäubte den Schmerz fast sofort und das Essen zauberte eine wohlige Wärme in ihren Bauch. »Hm, ich denke, ich sollte mal... nach dem Zimmer fragen...«
»Also, du musst mit Michael sprechen und er muss einverstanden sein, aber Michael ist echt süß. Ihm gehört übrigens das Haus. Seiner Familie jedenfalls. Ich glaube, sie sind vor ein paar Jahren weggezogen und haben ihm das Haus hinterlassen. Er ist etwa sechs Monate älter als ich. Wir sind alle so um die achtzehn. Michael ist sozusagen der Älteste.“
»Er schläft tagsüber?«
»Ja. Ich meine, ich schlafe auch gern tagsüber, aber er ist davon regelrecht besessen. Ich habe ihn einmal einen Vampir genannt, weil er wirklich nicht gern bei Tag auf ist. Und zwar nie. Er fand das nicht besonders lustig.«
»Bist du dir sicher, dass er kein Vampir ist?«, sagte Claire. »Ich habe welche in Filmen gesehen. Die sind ganz clever.« Sie wollte nur einen Witz machen. Eve lächelte nicht.
»Oh, ziemlich sicher. Erstens isst er Shanes Chili, das weiß Gott genug Knoblauch enthält, um ein ganzes Dutzend hochkarätiger Draculas zur Explosion zu
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