Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
die Wäsche für ein paar Minuten allein lassen könnte, um schnell zu duschen - noch eine gruselige Erfahrung -, und sie hätte nie für möglich gehalten, dass jemand so etwas unglaublich Niederträchtiges tun würde. Als sie ein Schluchzen unterdrückte, fiel ihr - wieder einmal - auf, wie still es hier oben war. Unheimlich und wie ausgestorben, wenn die eine Hälfte der Mädchen noch schlief und die andere schon weg war. Aber selbst wenn viele da waren und herumschwirrten, war das Wohnheim noch unheimlich. Alt, heruntergekommen, voller Schatten und Winkel und Orten, an denen fiese Mädels auflauern konnten. Eigentlich traf diese Beschreibung auf die ganze Stadt zu. Morganville war klein, alt und staubig, voll unheimlicher kleiner Eigentümlichkeiten. Wie der Tatsache, dass die Straßenlaternen nur ab und zu funktionierten und dass sie zu weit voneinander entfernt waren, wenn sie denn mal funktionierten. Wie die Art und Weise, auf die viele Menschen in den Läden auf dem Campus viel zu glücklich schienen. Aufgesetzt glücklich. Wie die Tatsache, dass die ganze Stadt trotz des Staubs sauber war - kein Müll, kein Graffiti, niemand, der einen in den Gassen um Kleingeld anschnorrte. Merkwürdig.
Fast schon konnte sie hören, wie ihre Mutter sagte: Das kommt daher, dass du an einem fremden Ort bist, Liebes. Das wird schon. Du musst dich einfach mehr anstrengen.
Mom sagte immer solche Sachen und Claire hatte immer ihr Bestes getan, nicht zu zeigen, wie schwer es ihr fiel, diesen Rat zu befolgen.
Tja. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als zu versuchen, ihre Sachen zurückzubekommen. Claire schluckte noch einige Male, fuhr sich über die Augen und zerrte ihren bleischweren Rucksack hoch, bevor sie ihn sich über die Schulter warf. Sie starrte ein paar Sekunden auf die nassen Slips und die einzelne Socke, die sie mit der rechten Hand umklammerte, dann öffnete sie hastig den Reißverschluss an der vorderen Tasche ihres Rucksacks und stopfte sie hinein. Oh Mann, das würde den mickrigen Rest ihrer Coolness endgültig zunichtemachen, wenn sie damit herumlief.
»Sieh mal an«, sagte eine leise, zufriedene Stimme von der offenen Tür her, die gegenüber der Treppe lag, »wen haben wir denn da? Die Müllratte.«
Claire hielt inne, eine Hand auf dem verrosteten Eisengeländer. Irgendetwas sagte ihr, dass sie weglaufen sollte, aber irgendetwas sagte ihr das immer; Fight or Flight, sie hatte in Biologie aufgepasst. Und sie hatte es satt zu fliehen. Sie drehte sich langsam um, als Monica Morell aus dem Zimmer trat - nicht ihrem eigenen, sie hatte also Ericas Schloss wieder einmal kaputt gemacht. Monicas ständige Eskorte Jennifer und Gina kamen hintereinander heraus und flankierten sie. Soldaten mit Flipflops, Hüfthosen und French Manicure.
Monica warf sich in Pose. Darin war sie gut, musste Claire zugeben. Sie war über eins achtzig groß, hatte wallendes, schwarz glänzendes Haar, das ihr seidig bis zur Hüfte fiel, und große blaue Augen, die mit der genau richtigen Menge Kajal und Wimperntusche betont waren. Perfekte Haut Eines dieser modelartigen Gesichter, die aus nichts als hohen Wangenknochen und Schmolllippen zu bestehen schienen. Und wenn sie einen Model-Körper hatte, dann war es der eines Models von Victoria's Secret - nur Kurven, keine Ecken und Kanten.
Sie war reich, sie war hübsch und soweit Claire das beurteilen konnte, machte sie das kein bisschen glücklich. Was sie jedoch glücklich machte - was ihre großen blauen Augen gerade jetzt zum Leuchten brachte -, war der Gedanke, Claire noch ein kleines bisschen weiterzuquälen.
»Sollten dies nicht deine ersten Tage an der Junior Highschool sein?«, fragte Monica. »Oder solltest du nicht zumindest mal deine ersten Tage bekommen? «
»Vielleicht sucht sie die Klamotten, die sie hat herumliegen lassen«, setzte Gina hinzu und lachte. Jennifer lachte mit ihr. Claire hätte schwören können, dass ihre hübschen edelsteinfarbenen Augen vor Freude leuchteten, weil sie es geschafft hatten, dass sie sich wie ein Stück Dreck fühlte. »Dreckschleuder!«
»Klamotten?« Monica verschränkte die Arme und tat so, als würde sie nachdenken. »Meinst du diese Fetzen, die wir weggeworfen haben? Die, mit denen sie die Waschmaschine zugemüllt hat?“
»Yep, genau die.«
»Die würden es bei mir nicht mal in die Altkleidersammlung schaffen.«
»Ich würde sie nicht mal tragen, um das Jungsklo zu schrubben«, platzte Jennifer heraus.
Monica drehte sich
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