Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
die Universitätsklinik. »Oder brauchst du einen Krankenwagen oder so?«
»Nein. Nein, ich bin okay.« Schön wäre es, aber auch wenn alles an ihrem Körper höllisch wehtat, fühlte es sich nicht so an, als sei irgendetwas gebrochen. Claire kam auf die Füße, zuckte wegen ihres schmerzenden Knöchels zusammen und hob ihren Rucksack auf. Notizblöcke fielen heraus. Erica griff sich ein paar davon, stopfte sie zurück in den Rucksack und rannte dann leichtfüßig ein paar Stufen hinauf, um die verstreuten Lehrbücher einzusammeln. »Verdammt, Claire, brauchst du wirklich all dieses Zeug? Wie viele Stunden hast du pro Tag?“
»Sechs.«
»Du spinnst doch.« Nun, da Erica ihre gute Tat getan hatte, ging sie wieder zu der Neutralität über, die alle uncoolen Mädchen im Wohnheim ihr gegenüber bisher an den Tag gelegt hatten. »Geh lieber in den Doc-Block, ernsthaft. Du siehst beschissen aus.«
Claire setzte ein Lächeln auf und hielt es, bis Erica oben an der Treppe angelangt war und begann, sich über das aufgebrochene Schloss an ihrem Schlafraum zu beschweren.
Heute Nacht , hatte Monica gesagt, als sie sich über sie beugte. Du wirst schon sehen, was auf dich zukommt, du Freak. Sie hatte niemanden gerufen oder nachgeschaut, ob sich Claire vielleicht das Genick gebrochen hatte. Es war ihr egal, ob Claire tot war.
Nein, falsch. Das Problem war ja gerade, dass es ihr nicht egal war. Claire schmeckte Blut. Ihre Lippe war aufgeplatzt und blutete. Sie fuhr sich mit dem Handrücken darüber und wischte ihn dann am Saum ihres T-Shirts ab, bevor ihr bewusst wurde, dass dies buchstäblich das Einzige war, was sie zum Anziehen hatte. Ich muss runter in den Keller und meine Kleider aus dem Müll holen. Die Vorstellung, dort hinunterzugehen - in diesem Wohnheim auch nur irgendwohin allein zu gehen -, erfüllte sie plötzlich mit Schrecken. Monica wartete nur darauf. Und die anderen Mädchen würden nichts unternehmen. Sogar Erica, die vermutlich noch die Netteste von allen war, hatte Angst, sich auf ihre Seite zu stellen. Verdammt, schließlich wurde Erica auch schikaniert, aber wahrscheinlich war sie einfach froh, dass Claire da war und das Schlimmste abkriegte. Das war nicht dasselbe wie in der Highschool, wo man sie mit Verachtung und gelegentlich mit Grausamkeit behandelte, das hier war schlimmer, viel schlimmer. Und sie hatte hier nicht einmal Freunde. Erica war so ungefähr das Beste, womit sie aufwarten konnte, und Erica sorgte sich mehr um ihre eingeschlagene Tür als um Claires eingeschlagenen Schädel.
Sie war allein. Zuvor hatte sie sich nicht gefürchtet, aber jetzt überkam sie Angst. Große, nackte Angst. Was sie heute in den Augen von Monicas Mafia gesehen hatte, war nicht die übliche träge Drohung cooler Mädels gegenüber den Strebern; das war schlimmer. Sie war schon früher geschubst oder gekniffen worden, man hatte ihr ein Bein gestellt, sie ausgelacht, aber hier hatte sie es eher mit Raubtieren zu tun, die gewillt waren zu töten.
Sie werden mich umbringen.
Zittrig stieg sie die Treppen hinunter, bei jedem Schritt durchzuckte Schmerz ihren Körper und sie erinnerte sich daran, dass sie Monica heftig genug ins Gesicht geschlagen hatte, dass ein Abdruck zurückbleiben konnte.
Yeah. Sie werden mich umbringen.
Wenn ein Bluterguss auf Monicas perfektem Gesicht zurückbliebe, war das gar keine Frage.
2
Erica hatte recht, der Doc-Block war der erste logische Schritt. Claire ließ sich dort ihren Knöchel verbinden, bekam einen Eisbeutel und angesichts der blauen Flecken, die sich allmählich zeigten, einiges an Stirnrunzeln ab. Gebrochen hatte sie sich nichts, aber sie würde noch ein paar Tage lang grün und blau sein. Der Arzt stellte pro forma einige Fragen nach ihrem Freund und so weiter, aber da sie wahrheitsgemäß sagen konnte, dass sie nicht von ihrem Freund verprügelt worden war, zuckte er mit den Achseln und sagte, sie solle auf sich aufpassen.
Er schrieb ihr ein Attest, gab ihr einige Schmerzmittel mit und schickte sie nach Hause.
Ins Wohnheim würde sie auf keinen Fall zurückkehren. Um ehrlich zu sein, hatte sie nicht viel in ihrem Zimmer - ein paar Bücher, einige Fotos von ihrer Familie, ein paar Poster... sie hatte es bisher noch kein einziges Mal als Zuhause bezeichnet, aus irgendwelchen Gründen hatte sie sich dort nie sicher gefühlt. Es war ihr immer wie eine Lagerhalle vorgekommen. Eine Lagerhalle für Jugendliche, die es auf die eine oder andere Weise wieder verlassen
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