Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
passierte manchmal, wenn sie nicht schlief, sie sah Gespenster im Spiegel oder unheimliche Gesichter am Fenster -, aber dann sah sie, dass sich auf der schimmernden Straße etwas schnell bewegte. Etwas Bleiches.
»Sie verfolgen uns«, sagte Eve grimmig. »Verdammt.“
»Brandon?« Claire versuchte, die Straßenränder mit den Augen abzusuchen, aber Eve drückte aufs Gas und fuhr schneller.
»Nicht Brandon. Aber er muss sich ja auch nicht selbst die Zähne schmutzig machen.«
Einige Meter weiter lief ihnen jemand vor das Auto.
Claire und Eve schrien und Eve stieg auf die Bremse. Claire schnellte nach vorne gegen den Sicherheitsgurt, der einrastete und so hart griff, dass sie einfach wusste, dass sie vor Schmerzen ohnmächtig werden würde, als die Verätzung auf ihrem Rücken gegen den Sitz rieb. Aber der Schmerz flaute ab, so schnell er gekommen war, und wich Angst, denn das Auto war schlingernd auf der dunklen Straße zum Stehen gekommen, und direkt vor ihnen stand ein Vampir, die Hände auf der Motorhaube.
»Claire!«, brüllte Eve. »Schau ihn nicht an! Schau nicht hin!«
Zu spät. Claire hatte ihn schon angeschaut und fühlte, wie etwas in ihrem Kopf weich wurde. Die Angst verflog. Ihre Vernunft ebenso. Sie griff nach dem Türschloss, aber Eve griff herüber und fiel ihr in den Arm. »Nein!«, schrie sie und hielt sie fest, während sie den Rückwärtsgang einlegte und mit quietschenden Reifen zurückfuhr. Sie kam nicht weit. Ein weiterer Vampir trat hervor und blockierte die Straße. Er war groß, hässlich und alt. Ebenso viele funkelnde Zähne. »Oh, mein Gott...«
Claire fummelte noch immer nach dem Türschloss. Eve brummte etwas, das Claire zu Hause bestimmt am Boden zerstört hätte, trat auf die Bremse und sagte: »Claire, Schätzchen, das wird jetzt wehtun...«, und dann schob sie Claire nach vorne und klatschte ihr hart auf die Verätzung.
Claire kreischte laut genug, um Hunde im Umkreis von mehreren Kilometern taub zu machen, wäre beinahe ohnmächtig geworden und gab es auf, aus dem Auto springen zu wollen. Sogar die beiden Vampire außerhalb des Autos, die plötzlich direkt an den Türen gestanden hatten, zuckten zusammen und wichen zurück.
Eve gab Gas. Claire, die durch den rot glühenden, pochenden Schmerz in ihrem Rücken halb bewusstlos war, hörte ein Geräusch, als würden Eisennägel über eine Wandtafel gezogen, aber dann hörte es plötzlich auf und sie flogen förmlich durch die Nacht.
»Claire? Claire?« Eve schüttelte sie an der anderen Schulter, an der, die sich nicht so anfühlte, als hätte sie eben noch mal ein Säurebad genommen. »Oh, mein Gott, es tut mir leid! Es war nur - er wollte dich dazu bringen, die Tür zu öffnen, und ich konnte nicht - es tut mir leid!«
Noch immer empfand sie die Panik wie einen heißen Draht durch ihre Nerven, aber Claire brachte ein Nicken und ein schwaches, armseliges Lächeln zustande. Sie verstand. Sie hatte sich immer gefragt, wie in den Filmen jemand so blöd sein konnte, die Tür für dieses grauenhafte, böse Ding zu öffnen, aber jetzt wusste sie es. Sie verstand es absolut.
Manchmal hatte man einfach keine Wahl.
Eve schnappte nach Luft und weinte zwischendurch wütend vor sich hin. »Ich hasse das!«, rief sie und schlug immer wieder mit der Hand auf das Kunststofflenkrad. »Ich hasse diese Stadt! Ich hasse sie alle!«
Claire konnte das verstehen. Sie hasste sie allmählich auch aus ganzem Herzen.
11
Shane stand einsatzbereit in der Tür, als Eve das Auto mit quietschenden Bremsen zum Stehen brachte; falls er noch immer böse war, ließ er sich jedenfalls trotzdem keinen guten Kampf entgehen. Eve signalisierte im hektisch, er solle bleiben, wo er war, auf sicherem Boden nämlich, und suchte mit den Augen die Straße nach allen Seiten ab.
»Siehst du etwas?«, fragte sie Claire ängstlich. Claire schüttelte den Kopf, sie fühlte sich noch immer schlecht. »Verdammt. Verdammt! Okay... du weißt, was angesagt ist, oder? Lauf, als ob der Teufel hinter dir her wäre. Verschwinde schon!«
Claire fummelte das Türschloss auf, sprang aus dem Auto und rannte über den Gehweg. Sie hörte, wie Eve die Autotür zuschlug und hinter ihr herrannte. Ein Déjà-vu, dachte sie. Alles, was sie jetzt noch brauchten, war, dass Brandon auftauchte und sich wie ein absoluter Mistkerl verhielt...
Sie stieß fast mit Shane zusammen, als sie über die Schwelle jagte; er ging ihr rechtzeitig aus dem Weg, gerade weit genug, dass sie vorbeikam,
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