Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
roter Satin. Sie setzte ihr liebenswürdigstes Lächeln auf, was ein wenig durch den roten Lippenstift (hatte sie sich etwa Mirandas ausgeliehen?) und die Totenkopf-Ohrringe beeinträchtigt wurde.
Mom sagte schwach: »Claire, du hattest früher so nette Freundinnen. Was ist denn aus Elizabeth geworden?“
»Sie geht auf die Texas A&M University, Mom.“
»Das ist doch kein Grund, nicht mehr befreundet zu bleiben.« Moms Logik. Claire beschloss, dass Shane recht hatte - da musste sie jetzt durch. Ebenso gut hätte sie ins Wasser springen können; die Haie zogen ihre Kreise, egal, was sie tat. »Mom, Eve und Shane sind zwei meiner Mitbewohner. Hier, in diesem Haus.«
Stille. Mom und Dad sahen aus wie tiefgefroren. »Les?«, sagte Mom. »Hat sie gerade gesagt, dass sie hier wohnt? «
»Junge Frau, du wohnst nicht hier«, sagte Dad. »Du wohnst im Wohnheim.«
»Nein, tu ich nicht. Ich wohne hier, und das ist meine eigene Entscheidung.«
»Das ist illegal! Dem Gesetz nach musst du auf dem Campus wohnen, Claire. Du kannst nicht einfach...«
Draußen vor dem Fenster zog die Nacht herauf, still und rasch wie ein Mörder. »Kann ich schon«, sagte Claire. »Ich habe es schon getan. Ich gehe nicht mehr dorthin zurück.“
»Nun, ich zahle nicht gutes Geld dafür, dass du in einem alten Schuppen hockst mit einem Haufen von...« Dad fehlten die Worte zu beschreiben, wie wenig er von Eve und Shane hielt. »...Freunde n! Gehen die überhaupt aufs College?“
»Ich stehe im Moment zwischen zwei Hauptfächern«, bot Shane an.
»Halt die Klappe! « Claire war inzwischen den Tränen nahe.
»Okay, das war's. Hol deine Sachen, Claire. Du kommst mit uns.«
Jegliche Amüsiertheit wich aus Shanes Gesicht. »Nein, tut sie nicht«, sagte er. »Nicht bei Nacht. Sorry.«
Dad wurde rot im Gesicht und noch zorniger. Er deutete mit dem Finger auf sie. »Bist du deshalb hier? Ältere Jungs? Unter demselben Dach mit ihnen leben?«
»Oh, Claire«, seufzte Mom. »Du bist dafür noch zu jung. Du..,“
»Shane«, half Shane weiter.
»Shane, ich bin mir sicher, du bist ein absolut bezaubernder Junge« - sie klang nicht gerade überzeugt - »aber du musst verstehen, dass Claire ein ganz besonderes Mädchen ist, und sie ist noch sehr jung.«
»Sie ist noch ein Kind!«, unterbrach Dad sie. »Sie ist sechzehn! Und wenn du sie ausnutzt...«
»Dad!« Claire fühlte, dass ihr Gesicht wohl genauso rot war wie seines, aber aus ganz anderen Gründen. »Das reicht jetzt! Shane ist ein Freund von mir! Hör auf, mich zu blamieren!“
»Dich blamieren? Claire, was denkst du eigentlich, wie wir uns fühlen?«, brüllte Dad. In die folgende Stille hinein sagte Michael von der Treppe her milde: »Vielleicht ist es besser, wir setzen uns alle erst mal hin.«
***
Sie setzten sich nicht alle hin. Shane und Eve flüchteten sich in die Küche, von wo Claire das Klappern von Töpfen und wütendes Geflüster hörte; sie saß unbehaglich zwischen ihren Eltern auf der Couch, die sie wie Buchstützen umrahmten, und sah Michael, der im Ohrensessel saß, traurig an. Er wirkte ruhig und gesammelt, aber das war ja klar. Mom, Dad, das ist Michael, ein toter Typ... Yeah, das würde echt helfen.
»Ich heiße Michael Glass«, sagte er und streckte Claires Vater seine Hand hin, als seien sie sich ebenbürtig. Dad nahm sie überrascht und schüttelte sie. »Unsere beiden anderen Mitbewohner Eve Rosser und Shane Collins haben Sie ja schon kennengelernt. Sir, ich weiß, Sie machen sich Sorgen um Claire. Das sollten Sie auch. Sie lebt zum ersten Mal allein und sie ist jünger als die meisten anderen Kids am College. Ich kann es Ihnen nicht verübeln, dass Sie sich Sorgen machen.«
Dad, dem dadurch der Wind aus den Segeln genommen war, beschloss, sich stur zu stellen. »Und wer zum Kuckuck sind Sie, Michael Glass?«
»Mir gehört dieses Haus«, sagte er. »Ich vermiete ein Zimmer an Ihre Tochter.«
»Wie alt sind Sie?«
»Etwas über achtzehn. Shane und Eve ebenfalls. Wir kennen uns schon seit Langem und ehrlich gesagt wollten wir eigentlich keine weitere Person aufnehmen, aber...« Michael zuckte mit den Schultern. »Wir hatten noch ein leeres Zimmer und es ist günstiger, die Kosten durch vier zu teilen. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich Claire hier wohnen lassen sollte. Wir hatten deswegen eine Hausversammlung.«
Claire blinzelte. Hatte er? Hatten sie?
»Meine Tochter ist noch minderjährig«, sagte Dad. »Ich bin nicht glücklich über diese
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