Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
Hand hielt er ein Bier. Er stellte es in die Mitte des Tisches und funkelte Michael an.
»Möchten Sie mir jetzt vielleicht erklären, warum Bier im Kühlschrank steht, wenn eine Sechzehnjährige im Haus ist?«, fragte er. »Ganz abgesehen davon, dass keiner von euch alt genug ist, es zu trinken!«
Das war es dann also. An manchen Tagen, dachte Claire, konnte man einfach nicht gewinnen.
***
Ihr blieben zwei Tage, und das auch nur, weil Dad am nächsten Morgen zurück zur Arbeit musste und einverstanden war, dass sie ins Studentensekretariat ging, um den Papierkram zu erledigen. Michael hatte sein Bestes gegeben, aber selbst engelhaftes Aussehen und absolute Aufrichtigkeit hatten dieses Mal nicht ausgereicht. Shane hatte irgendwann aufgehört, es amüsant zu finden, und ging dazu über herumzuschreien. Eve hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Claire hatte vor Wut viel geweint. Tatsächlich war sie so böse, dass es sie kaum kümmerte, dass Mom und Dad in der Dunkelheit, ohne Schutz und ohne Vorwarnung, aus Morganville abfuhren. Michael kümmerte sich jedoch darum, indem er ihnen eine Geschichte von Autodieben erzählte, die in dieser Gegend angeblich Geländewagen klauten. Das war das Beste, was er tun konnte, und sowieso schon mehr, als Claire erwartet hatte.
Dad sah sie an, als wäre sie eine große Enttäuschung.
Sie war noch niemals zuvor eine Enttäuschung gewesen und sie war total sauer, da sie es kein bisschen verdient hatte.
Michael und Shane standen in der Haustür und beobachteten, wie ihre Eltern im Dunkeln zu ihrem Geländewagen eilten. Sie sah, dass Shane ein großes, handgeschnitztes Kreuz hatte und bereit war, zu ihrer Rettung zu eilen, obwohl er höllisch wütend war. Es war jedoch nicht nötig. Mom und Dad gelangten zu ihrem Auto und brausten durch die schweigende Nacht Morganvilles davon; Michael schloss die Tür, verriegelte sie und wandte sich zu Claire um.
»Sorry«, sagte er. »Das hätte besser laufen können.«
»Findest du?«, fuhr sie ihn an. Ihre Augen waren geschwollen und brannten; sie fühlte sich, als würde sie gleich explodieren, so wütend war sie. »Ich werde nicht fortgehen. Keine Chance!“
»Claire.« Michael legte ihr die Hände auf die Schultern. »Bevor du nicht achtzehn bist, hast du wirklich nicht das Recht, das zu sagen, okay? Ich weiß, du bist schon fast siebzehn und klüger als neunzig Prozent der Menschheit...“
»Hundert Prozent klüger als alle in diesem Haus«, fügte Shane hinzu.
»...aber darauf kommt es jetzt nicht an. Es wird noch darauf ankommen, aber nicht im Moment. Du musst tun, was sie sagen. Wenn du beschließt, gegen sie zu kämpfen, wird es hässlich, und, Claire, das können wir uns nicht leisten. Verstehst du?« Er suchte ihren Blick und sie musste einfach nicken. »Sorry. Glaub mir, ich wollte nicht, dass es auf diese Weise passiert, aber zumindest wirst du aus Morganville raus sein. Du wirst in Sicherheit sein.«
Er umarmte sie. Ihr blieb einen Augenblick lang der Atem weg, dann ging er davon.
Sie schaute Shane an.
»Na ja, ich werde dich jetzt nicht umarmen«, sagte er. Er stand so nahe bei ihr, dass sie ihren Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen zu blicken. Und für ein paar lange Augenblicke sagten sie überhaupt nichts; er... betrachtete sie einfach. Sie hörte, dass Eve mit Michael im Wohnzimmer sprach, aber hier auf dem Flur war es sehr still. Sie hörte, dass ihr Herz schnell schlug, und fragte sich, ob er es auch hören konnte.
»Claire...«, sagte er schließlich.
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich bin sechzehn. Das habe ich schon gehört.«
Er legte die Arme um sie. Nicht auf die Art, wie Michael das getan hatte - sie konnte nicht sagen, weshalb es anders war. Es war keine Umarmung; es war - es fühlte sich nah an.
Er hielt sich nicht zurück, das war es wohl. Und sie lehnte sich mit einem atemlosen Seufzer an ihn, die Wange an seiner Brust; fast hätte sie angefangen zu schnurren. Sein Kinn ruhte auf ihrem Kopf. Sie fühlte sich neben ihm so winzig, aber das war okay. Sie fühlte sich dadurch nicht schwach.
»Ich werde dich vermissen«, flüsterte er und sie lehnte sich zurück, um wieder zu ihm aufzuschauen.
»Echt?«
»Yeah.« Sie dachte wirklich, dass er sie küssen würde, aber dann hörte sie Eve nach ihm rufen. Er zuckte zusammen, zog sich zurück und der alte Shane, der rotzfreche Shane kam wieder zum Vorschein. »Du hast hier Leben in die Bude gebracht.«
Er schritt langsam den Gang hinunter
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