Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
ebenfalls, als sei es die natürlichste Sache der Welt. Als hätten sie das schon immer gemacht, was - wie Claire zugeben musste - gut möglich war und sie hatte einfach nur nichts davon gewusst. Michael strich Eve über die Haare. »Gott, es tut mir so leid!«
»Du kannst nichts dafür«, sagte er. »Außer ihm kann niemand etwas dafür.«
„Wie hast du -?«
»Ich habe im Common Grounds gespielt. Ich wusste nicht, dass ihm der Laden gehört. Ich habe mit einem Typen gesprochen, der Chad hieß...«
»Oh. okay. Chad ist gestorben«, sagte Eve.
»Ich frage mich ja, wie das passieren konnte«, warf Shane säuerlich ein.
»Dieser Typ - Oliver, seinen Namen hatte ich nie erfahren -, er sagte, er sei Musiker und auf der Suche nach einem Zimmer. Ich hielt es für eine ausgezeichnete Idee. Er kam vorbei, um sich das Haus anzuschauen.« Michael schloss fest die Augen, als könnte er die Bilder in seinem Kopf nicht mehr ertragen. Nicht dass das helfen würde, wusste Claire. »Sobald ich ihn hereingebeten hatte, fühlte ich es. Aber es war zu spät und - er hatte Freunde.«
Shane stieß einen derben Fluch aus, der wie ein Schuss von den Wänden abprallte, lehnte sich mit gesenktem Kopf gegen die Wand und ließ sich fallen. »Ich hätte hier sein sollen.“
»Dann wären wir jetzt beide tot.«
»Das werdet ihr sowieso sein«, sagte Olivers Stimme durch die Tür. »Eve, meine Liebe. Hör mir zu. Hör auf meine Stimme. Lass mich rein.«
»Lass sie in Ruhe!«, brüllte Michael und wandte sich der Tür zu. Claire bemerkte, wie sich etwas in Eves Gesicht abspielte - der Wille verschwand daraus, der Glanz wich aus ihren Augen. Oh nein , dachte sie erstarrt und versuchte, den Mund zu öffnen, um Michael zu warnen.
Aber bevor ihr das gelang, sagte Eve: »Ja, Oliver. Komm rein.« Das Schloss sprang mit einem forschen, hellen Klang auf, die Tür wehte auf und ließ die Nacht herein; und Oliver trat über die Schwelle.
15
Claire sah nicht, wie sich Michael bewegte, er war zu schnell. Bis zu diesem Augenblick hatte sie gedacht, dass er ein ganz normaler Typ sei, wirklich... okay, einer, der sich tagsüber in Luft auflöste. Aber so schnell bewegte sich niemand. Kein Mensch zumindest.
Und so stark war auch niemand. Michael packte Oliver an den Schultern, hob ihn hoch und warf ihn mit dem Kopf voraus durch den Gang, sodass er gegen die gegenüberliegende Wand knallte. Claire sprang aus dem Weg. Shane und Eve ebenfalls, nur dass Eve auf Oliver zusprang, nicht von ihm weg. Shane erwischte sie am Knöchel und riss sie zurück, während sie schrie und um sich trat.
Michael verfolgte Oliver. Als der Vampir sich auf die Füße rollte, krachte Michael in ihn. Oliver war stark und flink, aber in diesem Haus war Michael nicht aufzuhalten, und er war sehr, sehr zornig.
»Du Narr!«, schrie Oliver ihn an. »Hast du überhaupt verstanden, was ich gesagt habe? Claire hat das Buch!“
»Das ist mir egal!«
»Es kann dir nicht egal sein! Wenn du es nicht übergibst, werden sie euch alle zerfetzen, um es zu kriegen! Ich versuche, euch zu retten!«
Michael rammte ihm zwei- oder dreimal die Faust ins Gesicht, schneller als Claire blinzeln konnte. Oliver ging wieder zu Boden und tastete umher; dann rollte er sich zur Seite und starrte zornig durch seine verhedderten grauen Haare zu ihnen hinauf. Vampire bluteten also doch, aber es sah irgendwie anders aus - das Blut war nicht rot genug und zu dickflüssig. Es tropfte aus Olivers Mundwinkeln, als er knurrend seine Vampirzähne ausfuhr; er versuchte, Michael dicht genug an sich heranzuziehen, um ihn zu beißen. Michael schlug so heftig zu, dass einer der Eckzähne abbrach und wie ein elfenbeinerner Dolch über den Boden schlitterte. Oliver schrie vor Verblüffung und Schmerz auf und rollte sich zusammen, um sich selbst zu schützen.
»Eve!«, brüllte Michael und schleppte ihn an einem Fuß den Gang hinunter zur Tür. »Nimm die Einladung zurück! Mach schon!« Oliver kämpfte nun wie wild gegen ihn an und hinterließ mit seinen Fingernägeln breite Kratzer auf dem Holzboden, während er fauchte und sich wand, um loszukommen. »Eve!«
Shane machte einen Satz auf Eve zu, zog sie auf die Füße und schüttelte sie heftig. Es half nichts. Sie starrte nur mit ungerührtem, totem Gesicht an ihm vorbei.
Claire schob ihn aus dem Weg und schlug Eve hart ins Gesicht.
Eve jaulte auf, fasste sich mit der Hand an die malträtierte Wange und blinzelte. »Hey! Was zum Teufel...?« Und dann schaute
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