Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
bisschen besser kennenlernen, findest du nicht auch? So wie sich die Dinge jetzt geändert haben?«
Claire öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Die letzten beiden Male, als sie mit Monica irgendwohin gegangen war, lag sie mit dem Rücken auf dem Boden eines Lieferwagens und wurde geschlagen und gequält.
»Ich weiß, dass das jetzt unhöflich klingen wird, aber – was zum Teufel tust du hier eigentlich?«, brachte Claire mühsam heraus.
Monica seufzte und machte – völlig irre! – ein zerknirschtes Gesicht. »Ich weiß, was du jetzt denkst. Ja, ich habe mich dir gegenüber zickig verhalten und ich habe dir wehgetan. Und es tut mir leid.« Gina und Jennifer, ihr permanenter Bühnenchor, nickten und wiederholten flüsternd tut mir leid. »Schnee von gestern, okay? Vergeben und vergessen?«
Claire war jetzt womöglich noch verblüffter als zuvor. »Warum machst du das?«
Monica schürzte ihre geglossten Lippen, beugte sich vor und senkte ihre Stimme zu einem tiefen, vertraulichen Tonfall. »Na ja... also gut, es ist nicht so, dass ich eine Kopfverletzung oder so etwas hatte und dann aufgewacht bin und gedacht habe, du wärst cool. Aber du bist jetzt anders. Ich kann dir helfen. Ich kann dich allen Leuten vorstellen, die du wirklich kennen solltest.«
»Du machst wohl Witze. Wieso bin ich jetzt anders?«
Monica beugte sich sogar noch weiter vor. »Du hast unterzeichnet.«
Ach so...es ging also gar nicht um Michael. Claire war einfach nur... beliebt geworden. Weil sie Amelies Eigentum geworden war.
Und das war erschreckend.
»Oh«, brachte sie heraus. Und dann etwas langsamer: »Oh.«
»Vertrau mir«, sagte Monica. »Du brauchst jemanden, der sich auskennt. Jemand, der dich mit allem vertraut macht.«
Wenn die einzige weitere Person auf der Welt Jack the Ripper gewesen wäre, hätte Claire wohl eher ihm vertraut.
»Sorry«, sagte sie. »Ich habe schon was vor. Aber... danke. Vielleicht ein andermal.«
Sie machte die Tür direkt vor Monicas überraschtem Gesicht zu und schloss sie ab. Sie fuhr zusammen, als sie sich umdrehte und sah, dass Shane direkt hinter ihr stand und sie anstarrte, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen.
»Danke?«, äffte er sie nach. »Du bedankst dich bei diesem Miststück? Wofür, Claire? Dafür, dass sie dich geschlagen hat? Dass sie versucht hat, dich umzubringen? Dafür, dass sie meine Schwester getötet hat? Mein Gott! Erst Michael, dann du. Ich erkenne euch nicht wieder.«
Dann zog er einfach ab – typisch Shane. Sie hörte, wie er mit schweren Schritten durch das Wohnzimmer und dann die Treppe hinaufging. Hörte das vertraute Zuknallen der Tür.
»Hey!«, schrie sie ihm nach. »Ich wollte nur höflich sein!«
2
A lso«, sagte Eve, als sie Claire im Auto zur Uni brachte. »Was war da los mit Monica? Ich meine, du solltest dich vor ihr in Acht nehmen. Noch mehr als bisher.«
»Sie klang so, als würde sie es irgendwie wirklich so meinen. Es hat sie sicher viel Überwindung gekostet, so zu Kreuze zu kriechen.«
Eve warf ihr einen Blick zu. Einen dieser Blicke, die doppelt wirkungsvoll waren, wenn sie von einem Mädchen mit Reispuder-Make-up, makellosem Eyeliner und dunkelroten Lippen kamen. »In Monicas Welt bedeutet befreundet sein, dass man tut, was immer Monica möchte. Irgendwie kann ich mir dich nicht als eine ihrer hirntoten Background-Sängerinnen vorstellen.«
»Nein! Es ist nicht...ich habe doch nicht gesagt, dass ich ihre Freundin sein will, aber...du hast gefragt.« Claire verschränkte die Arme und lehnte sich in den Schalensitz von Eves uraltem Caddy zurück, wobei sie Eve einen sturen Blick zuwarf. »Sie ist nicht meine Freundin, okay? Du bist meine Freundin.«
»Wenn also Monica anfängt, die angesagtesten Leute an deinen Tisch zu bringen, stehst du dann auf und gehst weg? Ganz bestimmt nicht. Dafür bist du zu nett. Bevor du es überhaupt merkst, machst du bei ihnen mit und dann fängst du an, Mitleid mit ihnen zu haben. Du wirst mir erzählen, dass Monica eigentlich gar nicht so schlimm ist und dass sie nur missverstanden wird. Und auf einmal flechtet ihr euch gegenseitig Zöpfe und kichert gemeinsam über Boygroups.«
Claire gab einen würgenden Laut von sich. »Das würde ich nicht tun.«
»Ich bitte dich. Du magst doch jeden. Du magst sogar mich. Du magst Shane und sehen wir den Tatsachen ins Auge: Shane ist irgendwie ein Idiot, zumindest im Moment.« Eves Augen wurden schmal, als sie darüber
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