Haus der Versuchung
bestraft«, flüsterte Jan.
»Bestraft?«
»Ja. Aber selbst die Bestrafungen sind dazu gedacht, dich zu erregen, allerdings auf eine Weise, wie du es noch nie zuvor erlebt hast. Ich glaube, das ist wirklich nichts für dich, Nat.«
»Ich hätte auch nie gedacht, dass das etwas für dich sein könnte. Aber du scheinst es ja genossen zu haben. Bestimmt würden sie mich mitmachen lassen, wenn du mich empfiehlst, oder?«
»Ich schätze schon, aber das möchte ich nicht.«
Natalie fühlte sich, als habe ihre Freundin ihr ins Gesicht geschlagen. »Ich finde, du benimmst dich wahnsinnig egoistisch«, sagte sie schließlich. »Du warst dort und bist total verwandelt zurückgekommen. Du gibst zu, dass du jetzt ein phantastisches Sexleben hast und fast jeden Abend der Woche diese Leute triffst. Weißt du, was ich jeden Tag mache, nachdem ich mit der Arbeit fertig bin? Ich gehe nach Hause, trinke zu viel Wein, und im Bett leistet mir höchstens meine Katze Gesellschaft.«
»Aber wenn ich dich empfehle und es dir dann dort nicht gefällt, würde das auf mich zurückfallen«, erklärte Jan. »Das möchte ich verhindern. Ich will das, was ich jetzt habe, nicht zerstören. Und sie würden definitiv meine Urteilsfähigkeit infrage stellen, wenn ich ihnen die Falschen schicke.«
»Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, was an diesem Ort so schlimm sein soll«, sagte Natalie. »Ich bin doch keine naive Achtzehnjährige mehr. Ich bin siebenundzwanzig und habe schon einige Erfahrungen gesammelt. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass irgendetwas dort mich schockieren könnte.«
»Ach, Natalie, du hast nicht die geringste Vorstellung, wovon ich hier rede«, meinte Jan. »Du bist so wie ich vorher. Du willst immer alles unter Kontrolle haben, im Job und im Bett. Und mit zunehmendem Alter sind wir immer dominanter geworden. Darum haben wir die Männer auch abgeschreckt, allerdings ohne es zu merken. Oder zumindest ich habe es nicht bemerkt – nicht, bis ich im Haven war.«
»Das akzeptiere ich alles«, erwiderte Natalie. »Und beweise du mir, dass du eine echte Freundin bist, indem du mich empfiehlst. Ich verspreche dir, dich nicht zu enttäuschen, egal wie schockiert ich bin.« Sie lachte.
Jan zögerte noch ein paar Sekunden und zuckte schließlich mit den Achseln. »Also gut, auf deine eigene Verantwortung. Eines nur noch: Weil ich dich kenne und weil ich weiß, wie es dort ist, möchte ich, dass du die Variante mit den zwei Wochenenden machst. Denn den Intensivkurs würdest du meiner Ansicht nach nicht durchstehen.«
»Ganz wie du willst«, stimmte Natalie ihr sofort zu. Wenn sie sich auch insgeheim sehr über Jan wunderte. Sie konnte sich einfach keine Situation beim Sex vorstellen, die sie derart überfordern würde. »Dann machst du es also? Du empfiehlst mich denen?«
»Das habe ich doch schon gesagt, oder?«
Zum ersten Mal seit Monaten empfand Natalie Vorfreude auf etwas, das nichts mit ihrer Arbeit zu tun hatte. »Wie lange wird es dauern, bis ich von denen höre?«
»Ich musste einige Wochen warten.«
Natalie stöhnte auf. »Och, nee. Ich habe mich schon drauf gefreut, nächstes Wochenende hinzufahren.«
»Die sind lange im Voraus ausgebucht. Und ich muss jetzt los. Bei mir kommt noch jemand zum Übernachten vorbei.«
Das machte Natalie jetzt nichts mehr aus, da sie nun wusste, warum Jan so beschäftigt war. Bald würde sie es auch sein. »Geht in Ordnung«, sagte sie lächelnd. »Aber vergiss nicht, sie morgen wegen mir anzurufen, ja?«
»Nein, ich vergess es nicht«, versicherte Jan. Als sie zusammen nach draußen in die frische Abendluft traten, musterte sie Natalie noch einmal. »Ich hoffe wirklich, dass ich dir damit etwas Gutes tue«, meinte sie zögernd. »Wenn es dir nicht gefällt, wirst du mir keine Vorwürfe machen, oder?«
»Es wird mir gefallen«, sagte Natalie zuversichtlich. »Ich wollte, dass mein Leben sich ändert, aber ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte. Jetzt hast du dieses Problem für mich gelöst.«
»Ruf mich an, nachdem du den Kurs absolviert hast«, sagte Jan und winkte bereits nach einem Taxi.
»Sehen wir uns denn vorher gar nicht mehr?«, fragte Natalie überrascht.
»Nein«, rief Jan, während sie schon ins Taxi stieg. »Ich habe in den nächsten zwei Monaten keinen einzigen Abend frei.«
Als der Wagen davonfuhr, erschauerte Natalie vor Nervosität und Vorfreude. Sie kam zu dem Schluss, dass Jan recht hatte. Sie war introvertierter als ihre Freundin, und daher war die
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