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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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von Schwefel und brennendem Fleisch stieg auf, und ein grelles Licht flackerte in seinen Augen auf, die das Feuer reflektierten, das ihn von innen verzehrte. Sein Körper nahm die Konsistenz von schmelzendem Kerzenwachs an, und die anderen Anwesenden im Raum wichen so weit vor ihm zurück, wie die Wände es zuließen.
    Die eigenartigen Krämpfe verstärkten sich.
    Die Kreatur schrumpfte zu einem kaum noch erkennbaren, diffusen Fleck in der Mitte des Zimmers zusammen.
    Dann trat eine Pause ein.
    Eine kurze Schwankung der Realität.
    Die Ruhe vor dem Sturm.
    Gefolgt von einer feuchten Explosion.
    Unzählige Fetzen aus dem Leib des Meisters knallten gegen die Wände, und ein Regen aus Blut und verdampften Organen prasselte auf die Zeugen seines Untergangs nieder.
    Dream blinzelte.
    Es ist nicht richtig.
    Das hier ist nicht richtig.
    Er ist tot.
    Aber ich bin es nicht.
    Ich sollte auch tot sein.
    Sollte nicht mehr hier sein.
    Aber … Chad ist hier.
    Er sieht … irgendwie verändert aus.
    Sie ließ es zu, dass er sie in die Arme nahm, drückte ihr Gesicht in die warme Mulde an seinem Hals und begann zu weinen.
    Er hielt sie ganz fest.
    So fest, dass es sich anfühlte, als wollte er sie nie wieder loslassen.

Epilog
    Mit dem Tod des Meisters kehrte auch das ursprüngliche Haus in die Realität zurück. Die mannigfaltigen Schichten der Illusion fielen eine nach der anderen von seinen Mauern ab und enthüllten ein altes Gemäuer von bescheidener Größe, das sich bereits in einem fortgeschrittenen Zustand des Verfalls befand. Es schien sich förmlich zusammenzuziehen, aber dieser Eindruck des Schrumpfens war nichts weiter als eine letzte Illusion.
    Die dramatisch verringerte Größe des Gebäudes bedeutete lediglich, dass die Wirklichkeit das Regiment zurückeroberte. Beweise für die Überwältigung einer uralten Macht traten auch in anderer Form zutage, teils subtil, teils offensichtlich – etwa im Fall der Formwandler, die nichts anderes gewesen waren als Menschen, die man auf künstliche Art und Weise mit den Eigenschaften eines Lykanthropen ausgestattet hatte: Sie nahmen wieder menschliche Gestalt an, auch die wenigen von ihnen, die das Massaker in den Tunneln überlebt hatten.
    Die Verbannten von Unten kehrten die ganze Nacht hindurch in stetigem Strom zur Welt an der Oberfläche zurück. Die Nachricht vom Tod des Meisters rief lächelnde Gesichter und Jubelschreie hervor, und einige Flüchtlinge aus der Unterwelt übten ihre persönliche Rache, indem sie ihre Wut an der Handvoll von Schülern ausließen, die es geschafft hatten, dem Feuer der Maschinengewehre im Korridor des oberen Stockwerks zu entkommen. Bei Sonnenaufgang des folgenden Tages waren alle verbliebenen Lehrlinge tot – Opfer einer Selbstjustiz der etwas brutaleren Sorte. Die meisten von ihnen waren gelyncht worden. Ihre Leichen baumelten von dicken Ästen und wanden sich in der steifen morgendlichen Brise.
    Chad beteiligte sich nicht an diesen Vergeltungsschlägen.
    Aber er tat auch nichts, um sie zu unterbinden.
    Die Schüler waren soziopathische Ungeheuer gewesen, die sich als echte Menschen maskierten – die Funktion ihrer Lungen weiterhin aufrechtzuerhalten, hielt er für eine unverzeihliche Verschwendung von wertvollem Sauerstoff.
    Sollten sie doch abkratzen.
    Er nahm an, dass er vermutlich sogar geholfen hätte, ein paar von ihnen aufzuhängen, wäre nicht seine gesamte Aufmerksamkeit einzig und allein auf Dream konzentriert gewesen. Er wiegte sie noch lange nach dem Tod des Meisters in seinen Armen, damit sie sich richtig ausweinen konnte. Sie fühlte sich so zerbrechlich an, wie ein Vogel mit gebrochenem Flügel, und alles, was er wollte, war, sich um sie zu kümmern. Er schwor, der Freund zu sein, den sie schon immer gebraucht hatte. Vielleicht konnte er eines Tages sogar mehr für sie sein, aber fürs Erste war das alles, was zählte.
    Ein Freund zu sein.
    Und ihr aus dieser Hölle herauszuhelfen.
    Dream hätte sich am liebsten nie mehr aus seiner Umarmung gelöst. Sie klammerte sich an ihm fest wie eine ertrinkende Frau an ein Stück Treibholz. Voller Verzweiflung. Sie krallte sich so verkrampft an seine Schultern, dass sie das Gefühl hatte, ihre Finger wären mit seiner Haut verschmolzen. Als versuche sie, eins mit ihm zu werden und eine Form von ultimativem Trost aus seiner neu gewonnenen Stärke zu ziehen.
    Denn er war ein anderer Mensch.
    Dass sich eine so umfassende Veränderung innerhalb von nur 24 Stunden ereignen konnte, hielt

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