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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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in einem ähnlichen Anzug gespielt, nur dass sich an diesem keine Anstecknadeln befinden. Erneut werden Scheinwerfer aufgebaut, erneut haben sich Gaffer eingefunden; es sind zwar andere Leute, doch sie stellen sich dieselbe Frage  – Was zum Henker ist hier los?
    Wir treten hinaus in die Nacht, die mit jeder Stunde ein paar Grad kälter wird. Es ist vollkommen windstill. Und kein einziger Vogel ist zu hören. Die Anwesenden flüstern wie in einer Bibliothek. Wir gehen an zwei Beamten vorbei, die uns stoisch zunicken. Wir betreten die Veranda. Die Dielen ächzen leise unter unserem Gewicht. Die hellblau gestrichene Eingangstür steht weit offen. Im Innern ist die Luft auch nicht wärmer als draußen. Und der Anblick ist kein bisschen besser als im letzten Haus. Er ist sogar noch schlimmer. Diesmal ist vom Messer Blut auf dem Deckenventilator gelandet. Und der rotierende Ventilator hat es im Zimmer umhergespritzt, sodass sich
auf halber Höhe der Wand eine Linie gebildet hat, die an eine Badezimmerbordüre erinnert. Die vielen Punkte und Striche sehen aus wie Morsezeichen, fast wie ein Hilferuf. Auf den Toten wurde so oft eingestochen, dass von der Klinge immer wieder Blut an den Ventilator gespritzt ist, der es dann im Raum verteilt hat; die Gesetze der Physik sind hier auf die Gesetze der Kreativität getroffen.
    McFarlane sieht genauso aus wie Herb. Ähnliche Position, ähnliche Stichwunden, und wahrscheinlich hat er noch genauso wenig Blut im Körper wie dieser. Man hat ihm mit demselben Filzstift etwas auf die Stirn geschrieben, in derselben Handschrift, nur die Botschaft ist eine andere: War es das wert?
    Es gibt noch weitere Unterschiede. McFarlane hat es geschafft, sich zur Wehr zu setzen, das zeigen die Schnittwunden an seinen Händen. Er ist an ein Sauerstoffgerät angeschlossen, oder war es zumindest, denn der Schlauch liegt jetzt auf dem Teppich und versorgt diesen mit Luft. Die langen gezackten Schnittwunden auf McFarlanes Körper sind gut zu erkennen, denn sein Hemd wurde fast vollkommen zerfetzt, und darunter ist seine schlaffe Haut zu sehen, die gestern noch blass war und heute rot gesprenkelt. Die tiefen Stichwunden geben den Blick auf Bereiche des Mannes frei, die bisher niemand gesehen hat, außer vielleicht sein Herzchirurg. Er sieht aus, als hätte man ihn mit einer abgebrochenen Bierflasche abgebürstet.
    Das Seniorenheim ist kleiner als das andere, doch hier herrscht dieselbe Atmosphäre, obwohl es sich nicht wirklich
um ein Seniorenheim handelt, sondern um eine kleine Siedlung mit Reihenhäusern, deren jüngste Bewohner so alt wirken, als hätten sie die Erfindung des Rades noch miterlebt. Inzwischen hat die Nachricht die Runde gemacht, dass es bereits der zweite Mord an diesem Abend war, und es liegt auf der Hand, dass zwischen beiden ein Zusammenhang besteht; die Medien schicken die Meldung über den Äther, und die Zahl der Leute, die hier aufkreuzen, um sich die Show anzusehen, wird mit jeder Minute größer. Eine ältere Dame trägt ein Tablett mit einem Teeservice herum und bietet den diensthabenden Beamten heißen Tee an.
    Es wurde Absperrband gespannt, und nur die Zukunft wird erweisen, ob der Vorrat der Polizei bis morgen früh reicht. Obwohl es sich um Reihenhäuser handelt, hat jedes einen abgegrenzten Vorgarten mit Sträuchern, Flachspflanzen und Rosen. Wir gehen hinein. Erneut blutige Fußspuren. Hoffentlich stammen sie von demselben Mörder. Ein Serienkiller ist schon schlimm genug, aber zwei Verrückte, die mit Filzstift und Messer herumlaufen, sind noch schlimmer. Inzwischen sind einige der Kriminaltechniker vom ersten Tatort eingetrudelt. Sie tun ihren Job, suchen nach Fingerabdrücken, Fasern und DNS. Sie arbeiten neben der Leiche, während Schroder mit zwei Personen spricht.
    Es war dir egal.
    War es das wert?
    Eine Aussage. Eine Frage. Ich starre eine Vase mit Flieder auf dem Esstisch an und denke über diese Sätze nach,
während ich einem Marienkäfer dabei zusehe, wie er den Stiel hinaufklettert, sein Tagwerk verrichtet. Allerdings wirkt er ein wenig verloren, vielleicht irritiert ihn die Tatsache, dass es so spät am Abend noch so hell ist.
    Als Erstes nehme ich mir das Schlafzimmer vor. Die meisten Oberflächen sind mit Fingerabdruckpulver bedeckt. Die Kriminaltechniker arbeiten schnell. Vielleicht wollen sie unbedingt nach Hause oder zurück an den anderen Tatort, oder sie ahnen, dass diese Nacht noch mehr Leichen für sie bereithält. Das Bett des Opfers ist gemacht

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