Haus des Todes
durch eine Zeichentrickwelt mit grelleren Farben und völlig durchgeknallten Jugendlichen in funkelnden Autos bewegen.
Die Leute auf der Straße, an denen er vorbeigeht, tun so, als würde er gar nicht existieren. Sein Wagen steht einen halben Block entfernt. Er ist über ein Vierteljahrhundert alt, und er weiß nur, dass sich unter seiner Haube etwas befindet, das ihn durch die Stadt befördert, auch wenn dieses Etwas alle paar Minuten röchelt und schnaubt. Der Typ, von dem er das Auto gekauft hat, hat die Stereoanlage ausgebaut und durch ein schwarz gestrichenes Stück Sperrholz ersetzt.
Caleb fährt aus einer üblen Gegend in eine nicht ganz so üble Gegend und von dort auf einem Netz aus Nebenstraßen durch die Vororte.
Er braucht zwanzig Minuten, bis er ihr Haus erreicht hat. Auto fahren ist wie Rad fahren – sobald man hinterm Steuer sitzt, weiß man wieder, wie es geht. Sein Führerschein ist vor Jahren abgelaufen, aber das spielt nur eine Rolle, wenn er von der Polizei herausgewunken wird.
Keine Frage, heutzutage sind die Fahrer rücksichtsloser als früher, und inzwischen dürften doppelt so viele wie damals auf den Straßen unterwegs sein. Die Leute wissen nicht mehr, wie ein Kreisverkehr funktioniert. Und niemand scheint zu wissen, wozu eine Ampel da ist.
Er mag das Viertel, in dem sie wohnt, nicht besonders. Als er noch eine Familie hatte, lebte er in einer ziemlich guten Gegend mit freundlichen Nachbarn und schönen Häusern. In einem zweistöckigen Gebäude mit vier Schlafzimmern, und im Garten wäre Platz für einen Pool gewesen. In dem Haus, vor dem er jetzt steht, bildet sich auf dem Wohnzimmerboden höchstens eine kleine Wasserpfütze. Auf dem Dach fehlen ein paar Ziegel, und es ist zum Teil mit einer Plane bedeckt. Vielleicht, aber nur vielleicht, war es im Knast sogar besser als in diesem Haus. Er parkt am Ende der Straße unter einer kaputten Laterne. Er legt die Hand auf den Türgriff, ohne ihn jedoch zu betätigen. Stattdessen bleibt er im Wagen sitzen. Er ist nervös. Für einen Toten eine reife Leistung. Er weiß nicht genau, wie er das Gespräch mit der Frau, die hier wohnt, beginnen soll.
Vielleicht sollte er ihr etwas Bier mitbringen. Es liegt immer noch auf dem Rücksitz.
Er überlegt, wie er am besten vorgehen soll, als vor dem Haus ein Taxi hält und zweimal kurz hupt. Einen Moment später tritt Ariel Chancellor vor die Tür und läuft zügig zum Wagen, während sie einen Blick auf die Uhr wirft. Das Kleid, das sie trägt, ist so kurz, dass Caleb sich abwendet, als sie in das Taxi steigt. Sie schließt die
Tür und redet mit dem Fahrer. Nach etwa einer Minute setzt sich der Wagen in Bewegung. Wahrscheinlich haben sie über den Fahrpreis verhandelt.
Mist, er hat den richtigen Moment verpasst. Er hätte letzte Nacht herkommen sollen, oder in einer der anderen Nächte, seit er aus dem Knast raus ist.
Er lässt den Wagen an und folgt dem Taxi.
Kapitel 6
Schroder hat auf der Beifahrerseite das Fenster runtergelassen. Mit einem Taschenmesser kratzt er den Schlamm von seinen Schuhen und schnippt ihn nach draußen. Offensichtlich fängt es nicht wieder an zu regnen. Vor dem Tatort staut sich der Verkehr die dreihundert Meter bis zu uns zurück. Die Übertragungswagen schneiden sich gegenseitig den Weg ab, um die Ersten zu sein, die ihre Bilder über den Äther schicken. Mir sind die Hände gebunden, denn ich fahre kein Polizeiauto und kann weder die Sirene aufheulen lassen noch hupen, damit die Leute Platz machen. Schroder und ich fluchen unablässig vor uns hin, während wir uns ruckweise vorwärtsbewegen. Im Innern des Wagens ist es kalt, die Sitze sind klamm, und mein Hintern und die Beine fangen an zu jucken. Über unseren Köpfen steigt ein Flugzeug in den Himmel und verschwindet in der Ferne, um seine Passagiere an einen besseren Ort zu bringen. Schließlich kommen wir an eine Absperrung mit vier Polizeibeamten.
Schroder zeigt ihnen seine Marke, und sie lassen uns durch.
Inzwischen ist es Viertel nach zehn, und es kommt mir so vor, als hätte man das Leben um ein paar Stunden zurückgespult; ähnliche Gebäude, ähnliche Grüppchen Schaulustiger, ein ähnlicher Toter, der auf ähnliche Weise umgekommen ist. Der einzige Unterschied sind die Namen der Leute, der Schauplatz und die Tatsache, dass hier keine Detectives davonstürzen, um hinter einen Baum zu pinkeln. Das Double des Toten heißt Albert McFarlane. Und die Rolle des Bernie wird von einem ähnlich aussehenden Mann
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