Haus des Todes
Sobald ich mit ihm gesprochen habe, da bin ich mir sicher, können wir dich einsetzen. Allerdings musst du dich an die Regeln halten. Denn du bist kein Cop, sondern Privatdetektiv. Das heißt also, dass du das Recht nicht beugen darfst, jedenfalls nicht, wenn du die Chance wahren willst, jemals wieder als Polizist zu arbeiten.«
»Ich werde ein braver Junge sein«, erkläre ich. »Ich verspreche, ich werde mich benehmen.«
Für ein paar Sekunden antwortet er nicht, sondern starrt mich nur an, bis ich kapiere, dass auch er sauer auf mich ist.
»Okay, und jetzt fahr nach Hause und ruh dich aus. Ich werde dich in Kürze anrufen. Sobald wir Verwendung
für dich haben, lass ich es dich wissen. Andernfalls sehen wir uns morgen. Und, Tate, solltest du an diesem Fall mitarbeiten, möchte ich dich um einen Gefallen bitten. Ich mein’s ernst, pass auf, dass du niemanden umbringst.«
Kapitel 7
Caleb folgt dem Taxi in die Stadt. Wenn das Mädchen in einen Club oder eine Bar geht, ist sie unter Leuten. Das sind nicht gerade ideale Voraussetzungen. Sie fahren an mehreren Bars vorbei, in denen sich Leute, die tagsüber Studenten, Klempner und Anwälte sind, als Arschlöcher aufführen. Die Musik, die aus den Clubs und den Autos auf die Straße dröhnt, ist anders als der Kram, den er gehört hat, bevor er in den Knast gewandert ist.
Auf der Manchester Street drosselt das Taxi das Tempo. Es muss an jeder Ampel halten. Rote Welle. Nach der Hälfte der Straße kommt es an einer grünen Ampel vor einem Musikgeschäft zum Stehen. Caleb fährt über die Kreuzung und hält dann ebenfalls. Im Rückspiegel beobachtet er, wie die Frau den Fahrer bezahlt und auf das Wechselgeld wartet. Als sie aussteigt, zieht sie ein Handy aus der Tasche und macht einen Anruf. Ihr kurzer Rock wirkt gar nicht so kurz, verglichen mit denen der Mädchen auf der Straße, der Nutten, die an ihr vorbeilaufen, während sie auf dem Weg zu …
Sie bleibt stehen und dreht sich langsam um. Das
Handy landet wieder in ihrer Handtasche und wird durch eine Zigarette ersetzt, die sie sich jetzt anzündet. Eine der Nutten geht zu ihr rüber, und sie unterhalten sich. Caleb kapiert nicht, was da los ist. Er weiß schon, wonach das aussieht – es sieht aus, als würde sie an der Straßenecke stehen und auf die nächste Person warten, die bereit ist, für eine Nummer zu zahlen. Aber das ist kaum möglich. Er kann sich höchstens vorstellen, dass sie den Mädchen helfen will. Während sich Ariel und ihre Freundin unterhalten, zittern sie, denn es ist arschkalt und keine von ihnen trägt eine Jacke. Sie rauchen und lachen. An der gegenüberliegenden Straßenecke hält ein Wagen, und eines der Mädchen geht darauf zu und lehnt sich ins Beifahrerfenster. Ein paar Sekunden später steigt sie ein, und das Auto fährt davon.
Kurz darauf hält ein weiterer Wagen an der Straßenecke. Er macht einen U-Turn und kommt neben Ariel und ihrer Freundin zum Stehen. Beide Mädchen schnipsen ihre Zigaretten in den Rinnstein, und Ariel tritt an den Wagen heran. Was Caleb da sieht, macht ihn krank. Er kann nicht hören, was sie sagt, denn das ist bei der Witterung und der Entfernung unmöglich. Er wartet darauf, dass sie wieder fortgeht, doch das geschieht nicht. Stattdessen öffnet sie die Beifahrertür, lächelt ihrer Freundin achselzuckend zu und steigt ein. Eine halbe Minute lang besprechen sie das Geschäftliche, und das Auto bewegt sich nicht von der Stelle, dann rollt es an, überquert die Kreuzung und fährt an Caleb vorbei, um an der nächsten Ecke rechts abzubiegen.
Caleb lässt den Wagen an und nimmt die Verfolgung auf.
Es ist eine kurze Fahrt. Die Ziffern auf seinem Kilometerzähler haben nicht mal richtig angefangen, sich zu drehen. Einen halben Block weiter Richtung Osten biegt das Fahrzeug in eine Gasse ein. Die Scheinwerfer erlöschen, doch es steigt niemand aus. Die Gasse liegt vollkommen im Dunkeln, sodass sich das Auto mit seinen Insassen in den Schatten verliert. Caleb parkt auf der gegenüberliegenden Seite und hält das Lenkrad fest umklammert, während er schwer und unruhig atmet; alles in seinem Kopf fängt an, sich zu drehen, und seine Hände – vor allem die Rechte – schmerzen. Er legt seine Stirn auf das Lenkrad. Am liebsten würde er seinen Kopf dagegenschlagen und sich wehtun. Er holt tief Luft und versucht, den aufsteigenden Würgereiz zu unterdrücken. Nach und nach beschlägt von innen die Windschutzscheibe. Er wischt sie mit seinem Ärmel
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