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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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zurück.
    »Warum hat er beim Finanzamt aufgehört?«, frage ich.
    »Na ja, er wollte eine Luftveränderung«, sagt sie mit gesenktem Blick.
    »Das war alles?«
    »Wenn ich’s doch sage.«
    »Hätte er es Ihnen erzählt, wenn er bedroht worden wäre?«, frage ich.
    »Brad erzählt mir alles.«
    Ich frage mich immer wieder, ob Freundinnen oder Ehefrauen das wirklich glauben.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagt sie.
    Ich muss sie erst gar nicht auffordern weiterzusprechen.
    »Sie denken, dass Brad eine Affäre hatte, weil er so oft spätabends noch unterwegs war. Aber das stimmt nicht.«
    Das hab ich gar nicht gedacht  – zumindest nicht ernsthaft, jetzt allerdings schon. »Hören Sie, Mrs. Hayward, hat man die Vermutung geäußert, dass Ihr Mann eine Affäre hat? Ich muss alles wissen. Sie dürfen uns nichts verheimlichen, alles ist wichtig und kann bei der Suche nach dem Täter nützlich sein.«
    »Ich verheimliche nichts.«
    »Warum hat er beim Finanzamt aufgehört?«
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt, er wollte eine Luftveränderung«, sagt sie, und diesmal blickt sie mir ein paar Sekunden lang in die Augen, bevor sie dann doch wegschaut. Das und die Tatsache, dass sie ihren Ehemann für treu hält, zeigt, dass sie mich angelogen hat. Ich mache das hier schon zu lange, um mich von jemandem wie ihr täuschen zu lassen. »In der neuen Firma verdient er
mehr und hat bessere Bedingungen, außerdem will niemand für das Finanzamt arbeiten«, sagt sie.
    Ich nicke. Das stimmt. »Ich werde morgen gleich als Erstes dort anrufen und mit seinem ehemaligen Chef sprechen. Ich finde es so oder so heraus, wenn es da was gibt, darum können Sie es mir genauso gut auch jetzt sagen.«
    »Ist das wirklich nötig?«, fragt ihre Freundin.
    »Ist schon okay«, sagt Mrs. Hayward, und diesmal blickt sie mir in die Augen, ohne wegzuschauen. »Da war nichts. Es, also, es gab nur Probleme mit einer anderen Frau. Sie hat behauptet, er hätte sie belästigt, aber das stimmte nicht. Alles dummes Zeug. Sie mochte Brad nicht, darum hat sie sich das ausgedacht. Es war leichter, sich was Neues zu suchen, als dagegen vorzugehen. Das ist alles, Herr Polizist. Und jetzt glauben Sie, Brad hätte mich betrogen. Aber das hat er nicht, so etwas würde er nie tun, so einer ist er nicht«, sagt sie. Ich halte es trotzdem für möglich, und sie auch. Die langen Abende, die Überstunden  – man muss kein Buchhalter sein, um eins und eins zusammenzuzählen.
    Ich danke ihr für ihre Mühe und wünsche ihrem Mann alles Gute. Schroder beendet gerade sein Telefonat.
    »Irgendwas rausgefunden?«, fragt er. »Schien, als würdest du sie hart rannehmen.«
    »Ihr Mann hatte eine Affäre. Darum ist er heute Abend wahrscheinlich so spät nach Hause gekommen. Vielleicht hat er sich mit der falschen Frau eingelassen. Vielleicht ist das die Verbindung.«

    »Das hat sie dir erzählt?«
    »Nicht so ausführlich«, sage ich.
    Bei dieser Bemerkung tritt ein Arzt durch die Türen, er macht einen niedergeschlagenen Eindruck, und bevor er etwas sagen kann, wissen wir, was er mitzuteilen hat. Die beiden Frauen brechen in Tränen aus, und die Mordrate in Christchurch ist soeben weiter angestiegen.

Kapitel 13
    Wir haben es nicht mit einem Serienmörder zu tun. Sondern mit einem Amokläufer, und weder Schroder noch ich oder sonst jemand von der Polizei hat Erfahrung damit. Ein Serienmörder lässt sich Zeit. Ein Amokläufer rennt durch die Gegend und tötet in der ihm verbleibenden Zeit so viele Leute, wie er kann. Während man sich um ein Opfer kümmert, produziert der Täter schon das nächste.
    Um drei Uhr morgens verlassen wir das Krankenhaus mit der frischgebackenen trauernden Witwe und fahren mit unseren Autos zum Tatort. Vorbei an Journalisten, die wie Vampire niemals schlafen und wie Vampire den Menschen jedes bisschen Leben aus dem Körper saugen. Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn es statt der Reporter tatsächlich Vampire gäbe.
    Der Wohngegend nach zu urteilen, werden Buchhalter anständig bezahlt, und offensichtlich leben in der Straße noch weitere davon. Wahrscheinlich feiern sie alle paar
Monate Buchhalterpartys, erzählen sich die neusten Anwaltswitze und schreiben dann alles als Bewirtungskosten ab. Reporter rufen uns Fragen zu, und ich spüre, wie Dutzende von Objektiven auf mein Gesicht zoomen. Wir parken hinter einem Streifenwagen, auf dessen Rückbank eine verhaftete Person sitzt. Sie trägt einen Presseausweis um den Hals und ein Paar

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