Haus des Todes
Mann gut zu riechen?«
»Was treibst du da?«
Ich erzähle ihm von dem Wagen.
»Und?«
»Keins von denen hier riecht so. Dazu die Haare, die ich gefunden haben, und …«
»Es war noch jemand anders im Wagen.«
»Es riecht immer noch stark nach dem Parfum. Es muss heute Abend gewesen sein.«
»Vielleicht hat er eine Kollegin mitgenommen«, sagt Schroder.
»Hast du mit seinem Chef gesprochen?«
»Noch nicht. Pass auf, Tate, es ist verrückt, der absolute Wahnsinn, aber … aber eben wurde eine vierte Leiche gefunden«, sagt er und fuchtelt mit dem Telefon herum, als wollte er so die schlechten Neuigkeiten abschütteln.
Am liebsten würde ich die Parfumfläschchen über die Schulter werfen, die Arme in die Hüften stemmen und sagen: Tja, das war’s dann wohl , denn wir tun nichts weiter, als einen Psychopathen durch die Stadt zu jagen. Und die Nacht ist noch lang, und wir haben keine Ahnung, ob das Morden bei Tagesanbruch aufhören wird. Morgen um diese Zeit stehen wir vielleicht bis zum Hals in Leichen.
»Nein«, sage ich und schüttle den Kopf. Ich will nicht glauben, was er gerade gesagt hat.
»Vier Leichen«, sagt er. »Es ist, als wäre … Verdammt, ich hab keine Ahnung, wie das ist.«
»Als wäre die Welt verrückt geworden.« Ich stelle das Parfum wieder hin, und mir dreht sich der Magen um. »Mein Gott«, sage ich mit schwacher Stimme. Vier Personen. Mindestens vier Familien. Dutzende von Menschen haben gerade den Boden unter den Füßen verloren, Eltern, Freunde, Angehörige – das ist eine Menge Schmerz.
»Es wäre leichter, wenn Gott sich um den Fall kümmern würde«, sagt er.
»Wer ist das letzte Opfer?«
»Es heißt Victoria Brown«, sagt er. »Sie ist Anwältin und, Scheiße, jetzt halt dich fest, sie lag seit sieben Jahren im Koma.«
»Was? Hast du gerade gesagt, sie lag …«
»Im Koma. Ja, ich weiß, das ist total krank. Pass auf, ich fahre jetzt dahin. Und ich möchte, dass du mit Brad Haywards Chef redest. Sieh zu, was du rauskriegen kannst.«
»Soll ich nicht mitkommen?«
»Es ist Folgendes: Tate, ich möchte, dass du jetzt ganz ruhig bleibst, okay?«, sagt er, und ich bekomme einen trockenen Mund.
»Carl …«
»Ich will nicht, dass du mitkommst, denn du würdest nur ausrasten. Aber glaub mir, deiner Frau geht es gut.«
Ich schüttle den Kopf, nur ganz kurz, während ich zurückweiche. »Meiner Frau? Was redest du?«
»Unser viertes Opfer ist Patientin in demselben Pflegeheim
wie deine Frau, Tate, aber Bridget ist okay. Vollkommen okay.«
Ich trete einen Schritt vor. »Scheiße, was erzählst du da? Hat man versucht, ihr was anzutun?«
»Nein, nein, nichts dergleichen. Sie ist zufällig im selben Pflegeheim wie unser Opfer untergebracht.«
»Ich komme mit.«
»Tate …«
Ich renne an ihm vorbei hinaus zu meinem Wagen.
Kapitel 14
Das ganze Blutvergießen macht Caleb müde. Er wusste, dass es eine lange Nacht werden würde. Er muss sich weiter konzentrieren. Seine Kräfte einteilen. Positiv denken. Beim nächsten Opfer wird es schwieriger und stressiger, denn es ist nicht nur eins, es sind insgesamt vier – der Arzt, seine Frau und ihre zwei Kinder. Das wird knifflig. Das Opfer, das im Koma lag, war ein Klacks, ein Kinderspiel – sie hat nicht mal mitgekriegt, dass er überhaupt da war. Aber der Arzt – er ist das wichtigste Opfer. Die Strafe, die er sich für ihn ausgedacht hat, ist mehr, als ein einzelner Mensch ertragen kann.
Caleb ist blutverschmiert. Er hat keine Kleidung zum Wechseln dabei, aber er wird bald welche holen. Der Arzt wohnt in einer teuren Gegend, die morgens von Hausmädchen und Gärtnern nur so wimmelt, und von Kindern, die von Berufsmüttern in viel zu großen Autos zur
Schule gefahren werden. In keinem der Fenster brennt Licht. Es ist bereits nach drei, und Caleb ist müde, wie erschlagen, am liebsten würde er sich in irgendeinem Loch verkriechen und ein Nickerchen machen. Er ist so müde, dass er das, was er sich für eine Nacht vorgenommen hat, womöglich in zwei Nächten erledigen muss. Wenn er es allerdings in einer schafft, hat die Polizei keine Zeit herauszufinden, was überhaupt los ist. Eine Nacht hat er sich zum Ziel gesetzt. Aber es war ein Fehler, diesem Arschloch nach Hause zu folgen. Das hat Zeit und Energie gekostet, und er hätte geschnappt werden können. Das war dumm.
Er parkt direkt vor dem Haus. Es gibt verschiedene Möglichkeiten hineinzugelangen, doch er entscheidet sich für die unkomplizierteste.
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