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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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zwischen zahnstochergroßen Splittern im Rahmen. Im Haus gibt es kaum Möbel. Ein Küchentisch. Ein abgewetztes Sofa.
    »Diese Wohnung zu betreten ist, als würde man die hässlichste Nutte der ganzen Stadt vögeln«, erklärt mir der Leiter der Einheit. »Es hat nur ein paar Minuten gedauert, bis wir fertig waren, und es wird einige Stunden dauern, das Gefühl wieder loszuwerden, dass wir in ihr waren.«
    »Er hat recht«, sagt Kent, nachdem er gegangen ist. »Er hat es sehr charmant umschrieben, aber genau so fühlt es sich an.«
    Außer einem Küchenschränkchen und einer Arbeitsfläche mit einem Stapel leerer Pizzaschachteln gibt es hier nichts. Weder einen Nachttisch noch richtige Schränke.
    »Kaum zu glauben, dass man so wohnen kann«, sagt Kent.
    »Ich hab schon viel Schlimmeres gesehen.«
    »Ich auch«, sagt sie, »aber es ist trotzdem schwer zu verstehen.«
    Ich schaue in einem Deckenschacht nach, während
Kent einen Stauraum im Boden überprüft. Als ich fertig bin, sehe ich, wie sie im Schlafzimmer wieder heraussteigt, die Hände und Knie voller Dreck. Sie wischt die Hände an der Seite ihrer Jeans ab.
    »Und?«, frage ich.
    »Nichts außer Nackenschmerzen. Und bei Ihnen?«
    »Bei mir sind’s die Schultern«, sage ich.
    »Vielleicht sollten wir eine Masseurin engagieren, die uns begleitet«, sagt sie. »Hören Sie, ich wollte fragen, ob Sie, wenn das hier vorbei ist, vielleicht Lust hätten …« In diesem Moment klingelt mein Telefon.
    Ich ziehe es aus der Tasche und gebe ihr Gelegenheit, den Satz zu beenden, aber sie nickt nur und sagt: »Sie sollten besser drangehen.«
    Es ist Schroder. Dacht ich’s mir, denn er ist die einzige Person, die anruft. Ich bringe ihn auf den neuesten Stand, während Kent in die Küche geht. Ich beobachte sie dabei, wie sie einen Blick in den Kühlschrank und dahinter wirft. Aber da ist nichts. Cole ist verschwunden und wird nicht mehr zurückkehren, es gibt also keinen Grund für ihn, irgendwas zu verstecken. Ich sage Schroder das und bitte ihn, ein paar Beamte in das Haus zu schicken, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Cole doch noch zurückkommt. Wegen des Empfangs, den uns die Nachbarn bereitet haben, so erkläre ich Schroder, sollten die Leute, die er herschickt, bewaffnet sein.
    »Was wollten Sie eben sagen?«, frage ich Detective Kent, nachdem ich aufgelegt habe.
    Sie lächelt mich an und schüttelt langsam den Kopf.
»Nichts Wichtiges«, sagt sie. »Wir sollten besser wieder zurückfahren.«
    Auf dem Revier hat Schroder Kopien von James Whitbys Vorstrafenregister und von seiner Patientenakte gemacht. Ich setze mich ins Konferenzzimmer und lese sie durch, während Schroder versucht, an der Kaffeemaschine seinen Becher zu füllen. Das Gericht befand damals, dass Whitbys geistige Auffassungsgabe nicht ausreiche, um zu begreifen, was er Tabitha Jenkins angetan habe. Als kleiner Junge ist Whitby von seiner Mutter immer wieder aufs Übelste verprügelt worden  – man hat ihr das Sorgerecht entzogen, nachdem sie ihm ein Bügeleisen an den Kopf geschlagen hatte, worauf er drei Wochen im Krankenhaus verbringen musste. Der Schlag war so heftig, dass er sich nie wieder richtig davon erholt hat; zunächst glaubten die Ärzte sogar, er würde es nicht überleben. Er trug eine dauerhafte Delle seitlich am Schädel davon. Seine Mutter war wütend auf ihn, weil er nach dem Schlag nicht wieder aufstehen wollte. Vergeblich hatte sie ihm Tritte verpasst. Sie dachte, er würde nur eine Show abziehen. Das Bügeleisen war noch heiß. Und sie meinte, er würde schon aufstehen, wenn sie es ihm auf den Brustkorb drückte. Doch das war ein Irrtum. Sie ließ es eine Weile dort, bevor sie es über den Bauch zu seinen beiden Oberschenkeln hinunterwandern ließ. Eine Stunde später rief sie einen Krankenwagen, und als die Sanitäter eintrafen, hockte sie betrunken vor dem Fernseher und sah sich fluchend eine Soap an. Dann fing sie an, die Sanitäter zu beleidigen, weil sie nicht in der
Lage waren, ihren Sohn zu wecken, damit er den Abwasch beendete.
    Es ist einer jener Fälle, die dafür sprechen, dass man zum Serienmörder gemacht und nicht als solcher geboren wird. Erst im Krankenhaus erkannte man das Ausmaß früherer Misshandlungen  – gebrochene Arme, gebrochene Finger, die Haut übersät mit Brandwunden. Whitby überlebte, und seine Mutter wurde zu einer Therapie und einem Aggressionsbewältigungskurs verdonnert, außerdem musste sie eine Geldstrafe zahlen und wanderte in den

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