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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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sein«, sagt er, während er hört, wie das Baby draußen schreit. »Ich gebe dir zwei Minuten für deine Entscheidung. Wenn du in zwei Minuten keine Antwort für mich hast, fange ich an, Katy die Finger abzuschneiden, bis du eine Wahl getroffen hast.« Stantons Grunzen wird immer lauter, und die Adern auf seiner Stirn treten hervor, während er nach Kräften versucht, sich zu befreien. Es klingt, als würde er an seiner eigenen Zunge ersticken. »Irgendwie habe ich das Gefühl, du wirst es nicht so weit kommen lassen, dass ich ihr alle Finger abschneide, denn wenn ich damit fertig bin, ist Melanie an der Reihe. Und nach den Händen kommen die Füße dran. Du solltest also nicht zu lange warten, denn sonst ist nichts mehr zum Abschneiden übrig. Du musst dich entscheiden, Stanton, so oder so«, sagt er in einem ruhigen, gleichförmigen Tonfall, und für einen Moment hört der Arzt auf, sich hin und her zu wälzen; er wird ganz blass, und wahrscheinlich geistern ihm irgendwelche Bilder durch den Kopf, Bilder von dem, was in den nächsten Minuten passieren wird. Er schaut zu Caleb hoch und
fleht ihn mit den Augen an, die ganze Sache zu beenden. Caleb greift nach dem Klebeband auf seinem Mund, um es abzuziehen. »Ich bin ein führerloser Zug, den man nicht aufhalten kann, Stanton  – das Einzige, was du noch tun kannst, ist, einen Teil deiner Familie rechtzeitig von den Gleisen zu stoßen. Erspar deinen Töchtern die Schmerzen, erspar dir den Anblick von einem Haufen blutiger Finger und Gliedmaßen auf dem Boden. Und verschwende keine Zeit an den Gedanken, wie du sie alle drei retten kannst, denn das wird nicht möglich sein. Auf keinen Fall. Du musst eine wichtige Entscheidung treffen. Du hast zwei Minuten, um dir zu überlegen, welche deiner Töchter dieses Gebäude nicht lebend verlässt, länger nicht, Doktor, denn der Zug hat bereits den Bahnhof verlassen.«

Kapitel 29
    Die Adresse, die der Bewährungshelfer Schroder genannt hat, führt mich in ein Viertel mit Straßen voller Schlaglöcher und rissiger Gehwege. Es ist halb vier, und bis zu meiner Verabredung mit Dr. Forster bleiben mir noch anderthalb Stunden. Ich steuere den Wagen um einen toten Hund herum und einen Block später um einen weiteren; vielleicht stürzen sie sich wie die Lemminge in den Verkehr, um von hier zu entkommen. Ich bin der Erste vor Ort, und da ich mit einem Streifenwagen unterwegs bin, parke ich am Ende des Wohnblocks. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass Cole zu Hause ist, trotzdem
halte ich mich im Hintergrund, denn manchmal kann einen die eigene Vorstellungskraft in Schwierigkeiten bringen. Ein paar Minuten später trifft Detective Kent ein, und eine Minute darauf fährt die Sondereinheit vor. Es ist dieselbe Einheit wie vorhin. Wahrscheinlich sind sie zum Revier zurückgefahren und mussten auf Abruf dortbleiben, weil Bewegung in den Fall gekommen ist. Sie treffen Maßnahmen zur Stürmung des Hauses. Wählen eines der Szenarien aus, die sie immer wieder trainiert haben, ein Szenario mit einer komplizierten Unbekannten  – sie haben es mit einem Mann zu tun, der im Haus womöglich einen Vater mit seinen drei Kindern als Geiseln hält. Offensichtlich sind sie frustriert, dass sie vorhin keine Gelegenheit hatten, jemanden zu erschießen, und hoffen, dass es diesmal klappt.
    »Was meinen Sie?«, fragt Detective Kent. »Wollen wir wetten, dass er nicht da ist?«
    Mir fällt ein, dass Coles Schlüssel in seinem Wagen steckten. Wenn er vorgehabt hätte, wieder hierher zurückzukehren, hätte er sie mitgenommen. »Darauf würde ich auch wetten.«
    Cole wohnt in einem großen Haus mit vier Wohnungen, das gut sechzig Jahre alt ist. Wo man auch hinschaut, jeder in diesem Viertel hat schon mal gesessen. Es handelt sich um eine jener Gegenden, in denen Exknackis nach ihrer Entlassung untergebracht werden, eine Gegend, die man lieber meidet, wenn man nicht eine Kampfausbildung, ein Vorstrafenregister oder eine sehr dicke Wumme hat. Die Sondereinheit teilt sich auf verschiedene
Eingänge auf. Als zwei Minuten später die Übertragungswagen eintreffen, ist der Ort bereits gesichert.
    Die Anwohner treten in ihre Vorgärten, um sich das Ganze anzusehen. Sie beschimpfen die Männer der Sondereinheit, brüllen, wir sollten abzischen und verrecken. Einige von ihnen kenne ich aus dem Knast, andere von meiner früheren Arbeit bei der Polizei. Zusammen mit Detective Kent betrete ich Coles Wohnung. Die Tür wurde eingetreten, und das Schloss hängt

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