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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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wird’s unübersichtlich.«
    »Zündler«, wiederholte Hecht nachdenklich. »Da habe ich eine Idee.«

FÜNF
    Es gelang ihnen unerwartet leicht, den Kommandanten der Freiwilligen
Feuerwehr Emsing zu erreichen, einen Landwirt, der gerade mit der abendlichen
Stallarbeit beginnen wollte, als ihn der Anruf erreichte. Hecht und Morgenstern
hatten ihm nicht gesagt, was sie von ihm wollten, sondern sich kurzfristig zu
einem Gespräch angekündigt.
    Der Bauer, bekleidet mit einer grünen Latzhose, fuhr einen Schubkarren
mit Maissilage über seinen Hof, als sie ankamen. Er stellte den Karren ab und
gab den Kommissaren mit schwieliger Hand einen bärenhaften Händedruck.
    »Hofmeier, Hans«, stellte er sich vor. »Was wollen Sie denn von mir
wissen?«
    »Es geht uns um diese kleine Brandserie hier im Umkreis«, erklärte
Morgenstern.
    »Ja, natürlich. Ich muss ehrlich sagen: Wir haben das bisher nicht
ernst genommen.«
    »Aber Sie haben sich doch bestimmt Gedanken gemacht? Wer das sein
könnte?«
    Der Kommandant zog ein großes blau-weiß kariertes Taschentuch hervor
und schnäuzte sich ausführlich, dann verstaute er die rustikale Hygienetextilie
wieder in seiner Latzhose. »Freilich macht man sich da seine Gedanken. Sind es
vielleicht Kinder? Oder Jugendliche? In der Pubertät gehen in den Köpfen von
den jungen Leuten die seltsamsten Dinge vor.«
    »Auf jeden Fall jemand aus Ihrem Dorf?«, fragte Hecht.
    »Gut möglich. Wahrscheinlich.«
    »Ein kleines Dorf«, stellte Morgenstern fest. »Jeder kennt jeden, da
machen schnell mal Gerüchte die Runde.«
    »Ich weiß nichts von Gerüchten. Ich beteilige mich auch nicht
daran.«
    »Aber Sie ziehen Ihre eigenen Schlüsse.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie sind ein Mann, der Verantwortung trägt, Herr Hofmeier. Und wir
befinden uns hier in einem kleinen Dorf. Alle sind miteinander verflochten. Da
regelt man Probleme gerne ohne Aufsehen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Auf Ihre freiwillige Feuerwehr. Uns ist da etwas aufgefallen, als
wir gestern angekommen sind.«
    »Und was soll das gewesen sein?«, fragte Hofmeier. »Wir haben alle
unser Bestes gegeben. Ehrenamtlich. Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.«
    »Und es ist Ihnen niemand aufgefallen, der sich besonders eifrig,
sozusagen übereifrig, engagiert hätte?«
    »Nein.«
    »Uns auch nicht.«
    Der Kommandant wischte sich die Hände an seiner Hose ab. Anscheinend
war er ins Schwitzen gekommen, dachte Morgenstern. Zeit für die entscheidende
Frage.
    »Aber vielleicht ist Ihnen früher schon einer der Kameraden durch
extragroßes Engagement ins Auge gestochen. Liege ich damit richtig?«
    Der Kommandant sah Morgenstern scheinbar unbewegt an.
    »Und Sie haben entschieden, die Sache auf Ihre Weise zu lösen: Ohne
Diskussion. Ohne Vorwürfe. Ohne Aufsehen.«
    Die Mundwinkel des Bauern zuckten.
    »Lassen Sie uns Klartext sprechen. Uns ist da doch jemand
aufgefallen: Der junge Mann mit der Kelle. Der den Verkehr regelte. Er wirkte
auf uns äußerst unglücklich. Demotiviert. So weit weg vom Brandherd und der
Action. Kein Platz für Helden.«
    »Wir brauchen gerade für die Verkehrsregelung souveräne Leute. Da
kann man nicht jeden hinstellen.«
    »An diese kümmerliche Abzweigung schon.« Morgenstern ließ nicht
locker. »Also sagen Sie uns schon, ob wir mit unserer Vermutung richtigliegen.
Sie haben den Burschen mit der Kelle absichtlich aus dem Verkehr gezogen.«
    Der Feuerwehrchef gab sich geschlagen. »So ungefähr war es.« Wieder
zog er sein XXL -Taschentuch aus der Hose und
putzte sich damit umständlich die Nase. »Unser Kevin. Ich hatte die vage Sorge,
dass er etwas mit diesen früheren Bränden zu tun hat. Haben könnte. Aber wie
will man so etwas ansprechen?«
    Morgenstern lächelte zufrieden. »Lieber sorgt man dafür, dass er
beim Einsatz nicht mehr in der ersten Reihe stehen darf. Dass der Kick
ausbleibt.«
    »Sie müssen mich verstehen«, sagte Hans Hofmeier, und seine Stimme
hatte einen flehenden Unterton.
    »Sehr gut sogar«, erwiderte Morgenstern. »Und jetzt sagen Sie uns,
wo wir diesen Kevin finden.«
    Der Kommandant sah erst Hecht, dann Morgenstern bekümmert an.
    »Er ist drinnen im Haus.« Mit weiter Geste deutete er auf das Wohnhaus
seines eigenen Bauernhofs. Morgenstern blickte auf das Haus, hatte einen Moment
lang den Eindruck, dass sich im Erdgeschoss ein Vorhang bewegte.
    »Er ist in Ihrem eigenen Haus?«, fragte Hecht fassungslos.
    »Der junge Mann mit der Kelle, Kevin. Er ist mein Sohn.«
    In das

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