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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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das, soweit ich weiß,
selten. Es gibt Fälle in der Fachliteratur, die das schildern, deswegen wusste
ich auch gleich Bescheid, als ich die Trümmer gefunden habe.« Er zeigte auf die
weiße Plastikwanne. »In Deutschland werden Gasexplosionen meistens durch
manipulierte Gasleitungen verursacht. Wenn jemand versucht, sich illegal Gas
abzuzapfen, und dabei pfuscht. Und es gibt natürlich den Klassiker: die
Backröhre eines alten Gasherds, bei dem die Flamme absichtlich gelöscht wurde.
Da strömt so viel Gas aus, dass der kleinste Funke verheerende Wirkungen hat.«
    Morgenstern nickte. »Ich habe zu Hause auch einen alten Gasherd. Ich
hatte zuerst einen Heidenrespekt vor dem Ding, aber wenn man sich erst mal dran
gewöhnt hat, pfeift man auf jeden Induktions-Schnickschnack. Aber die Backröhre
ist echt ein Problem, die ist bei Gasbetrieb schwer zu steuern.«
    »So oder so, Gas kommt mir nicht ins Haus«, meldete Hecht sich zu
Wort. »Wenn ich mir den Schutthaufen hier ansehe, kriege ich glatt eine
Gänsehaut. Und jetzt sollten wir weiter. Wir werden in Weißenburg erwartet.«
    Als sie gerade losfahren wollten, kamen über die Stichstraße zwei
Autos gefahren. Ein schwerer dunkelblauer Audi und ein schwarzer BMW . Sie ließen den Wagen auf der engen Zufahrt die Vorfahrt.
Erst als sie an ihnen vorbeifuhren, erkannte Morgenstern die beiden Fahrer: den
Tittinger Bürgermeister Wunibald Thiermeyer im Audi und den Denkmalexperten,
der am Vorabend die Führung durch das Jurahaus am Eichstätter Kapellbuck
gegeben hatte, im BMW .
    »Ah, die Herren von der Kriminalpolizei«, sagte der Bürgermeister,
nachdem er ausgestiegen war. »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Man tut, was man kann«, sagte Morgenstern. »Und was machen Sie
hier?«
    »Herr Pfunder und ich haben vereinbart, uns die Unglücksstelle gemeinsam
noch einmal anzusehen. Darf ich vorstellen: Dr. Lothar Pfunder, der
Gebietsreferent des Landesamts für Denkmalpflege.«
    Pfunder deutete auf eine Spiegelreflexkamera. »Ich habe die
Sanierung dieser Mühle fachlich begleitet. Eng mit Herrn Dr. Ledermann
zusammengearbeitet. Wir haben hohe Fördergelder organisiert. Und nun …« Er
hob die Kamera. »Das ist das Letzte, was mir noch bleibt – ein paar Fotos,
um unsere Akten zu schließen.«
    Der Bürgermeister schüttelte betrübt den Kopf. »Schauen Sie, dass
Sie diese schlimme Sache schleunigst aufklären«, sagte er zu Morgenstern und
Hecht. »Die Bürger in unserer Gemeinde sind unruhig.«
    »Kann ich gut verstehen. Das ist bei jedem Gewaltverbrechen so.«
    »Und in diesem Fall besonders. Wenn ein Mensch so brutal getötet
wird und ein einsames Haus in Flammen aufgeht, macht sich jeder so seine
Gedanken. Die Menschen haben Angst. Und es ist ja nicht das erste Mal, dass es
in der Gegend brennt.«
    Morgenstern stutzte. »Was sagen Sie da?«
    »Es hat in den letzten Monaten schon mehrere Feuer gegeben. Wussten
Sie das nicht?«
    »Nein.«
    Thiermeyer deutete das Tal entlang, aber auch über den Wald in
Richtung Jurahöhe. »Es waren eher kleinere Brände, die wollte bisher keiner
überbewerten. Erst ein paar Strohballen, die auf freiem Feld gelagert waren.
Eine volle Papiertonne vor einem Haus. Dann eine alte, fast verfallene
Feldscheune am Waldrand.«
    »Ein Feuerteufel? Und das erfahren wir erst jetzt?« Morgenstern
wusste nicht, auf wen er wütender sein sollte. Auf den Bürgermeister oder auf
seine Kollegen. Zumindest beim Inspektionsleiter Huber hätte es Alarm läuten
müssen, dachte er. Immer diese Nachlässigkeiten.
    »Von Feuerteufel würde ich noch nicht gleich sprechen«, ruderte der
Bürgermeister zurück. »Aber jetzt sehen manche Bürger die Sachen plötzlich im
Zusammenhang.«
    »Die fürchten, dass sich da etwas von Mal zu Mal aufgeschaukelt
hat?«, meldete sich Hecht zu Wort. »Das kommt immer wieder vor, dass jemand auf
den Geschmack kommt. Mit kleinen Dingen fängt es an, und am Ende steht im
schlimmsten Fall eine Katastrophe.« Er nickte wissend. »Wir werden der Sache
nachgehen.«
    Pfunder nestelte an einem dunklen Ledertäschchen, das an seinem
linken Handgelenk baumelte, öffnete den Reißverschluss, zog erst eine Pfeife
und dann eine Tabakdose heraus. Mit großer Sorgfalt stopfte er die Pfeife,
zündete sie mit einem Streichholz an und rauchte dann bedächtig. Süßlicher
Duft, der Morgenstern an Vanille erinnerte, verbreitete sich.
    »Ein solcher Brand, das ist auch für uns Denkmalpfleger das Schlimmste,
was passieren kann. Das wird viele Menschen in

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