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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Adresswechsel gibt. Das
wird ein Knast-Abo.« Ohne auf eine Reaktion zu warten, legte er auf.
    »Das musste jetzt einfach sein«, sagte er finster. »Da geht es um
die Rettung meiner Restehre.«
    Ohne Anmeldung machten sie sich nach Raitenbuch auf. Morgenstern
hatte auf der Karte eine kürzere Strecke entdeckt, die sie dieses Mal ausprobierten.
Sie fuhren auf der B13 durch Eichstätt, über eine steile Serpentinenstrecke auf
die Jurahöhe, durch Rupertsbuch und immer weiter Richtung Weißenburg. Rechts
und links erstreckte sich Wald, ein riesiger Gutshof mit großen Pferdekoppeln
lag direkt vor der Grenze zu Mittelfranken, und unmittelbar danach zeigte ein
winziger gelber Wegweiser nach rechts. »Raitenbuch 7 km«. Ein Schotterweg.
    »Das gibt es doch nicht!«, schimpfte Morgenstern. »Das ist eine ganz
reguläre Ortsverbindungsstraße, und die ist nicht geteert?«
    Rumpelnd und Schlaglöchern ausweichend fuhren sie an der Abraumhalde
eines großen Steinbruchs vorbei in den Wald. Unablässig zweigten gesperrte
Forststraßen nach rechts und links ab, und Morgenstern hatte bald Zweifel, ob
sie noch richtig waren.
    »So ist das halt an der Grenze zwischen Oberbayern und
Mittelfranken«, sagte Hecht. »Das ist Niemandsland. Da findet man nur Förster
und Jäger. Da braucht’s keinen Asphalt.«
    »Nächstes Mal nehme ich wieder die reguläre Strecke über die
Dörfer«, versprach Morgenstern reumütig.
    Nach schier endloser Fahrt durch den Raitenbucher Forst erreichten
sie mit einem völlig eingestaubten Wagen ihr Ziel. Der Wald endete erst knapp
vor Raitenbuch.
    »Der Bachmeier wird Augen machen«, sagte Morgenstern voller
Vorfreude.
    »Hoffentlich ist er überhaupt da.«
    »Aber sicher. Der muss doch an seiner Arbeit schreiben. Und sich um
seine seltsamen Haustiere kümmern.«
    Schwungvoll fuhr Morgenstern vor das Haus, dass der Kies der
verunkrauteten Einfahrt nur so knirschte.
    »Volltreffer«, sagte er und deutete zur Scheune, vor der beim letzten
Mal nur drei alte Autos gestanden waren. Links davon parkte nun ein großes
Motorrad. Eine weiße Suzuki-Geländemaschine in Weiß, mit blauem Sitz, einem
schwarzen Hartschalenkoffer hinter dem Fahrersitz und aufgebogenem
Nummernschild. Am Lenker hing ein schwarzer Helm.
    Hecht stieg aus, ging auf das Motorrad zu und notierte sich Marke
und Kennzeichen. Morgenstern hatte inzwischen zwei Mülltonnen entdeckt, die
direkt neben der Haustür standen. Eine graue für den Restmüll, daneben eine
grüne für Papier und Karton. Geräuschvoll klappte er die Papiertonne auf und
wühlte darin herum. Er war sich sicher, dass er vom Haus aus beobachtet wurde,
aber das war ihm gleichgültig. Mehr noch: Die Müllfledderei gehörte zum
Konzept, Andreas Bachmeier zu verunsichern. Die Tonne war fast leer.
Morgenstern musste sich weit hineinbeugen, bis er gefunden hatte, was er
suchte: ein halbwegs gut erhaltenes taz-Exemplar, auf dessen Titelseite sich
ein Aufkleber mit Bachmeiers Name, Adresse und Abo-Nummer befand. Morgenstern
klappte den Deckel der Tonne in dem Moment zu, in dem die Haustür aufflog.
Bachmeier baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf.
    »Was haben Sie hier rumzuschnüffeln?«, fragte er. »Das ist eine
Unverschämtheit, wie Sie sich aufführen.«
    Morgenstern deutete erst auf die Zeitung, dann auf das Motorrad,
neben dem nach wie vor Hecht stand. »Wir haben neue Hinweise im Fall Ledermann
bekommen. Und denen wollten wir natürlich so schnell wie möglich nachgehen.« Er
schaute auf seine Armbanduhr. »Eigentlich wäre ja schon Feierabend. Aber dem
Kommissär ist nichts zu schwär. Können wir reinkommen?«
    Bachmeier nahm die Arme von der Brust. »Nein. Die anderen sind
gerade beim Fernsehen. ›Die Simpsons‹. Das ist unser Vorabendritual. Da stören
wir nur.« Im Hof war eine Biertischgarnitur aufgestellt, grau von Wind und
Wetter, wahrscheinlich machte sich niemand die Mühe, Tisch und Bänke wenigstens
im Winter unters Dach zu holen.
    Bachmeier setzte sich auf eine Bank, die Ermittler nahmen ihm gegenüber
Platz. Hecht legte sorgfältig seinen Notizblock und seinen Füllfederhalter vor
sich ab. Einen edlen Montblanc, den er hütete wie seinen Augapfel. Morgenstern
wiederum nahm mit jedem x-beliebigen Griffel vorlieb – solange Hecht immer
brav als Hauptschriftführer tätig war.
    »Nächstes Mal wäre es mir lieb, wenn Sie erst läuten, bevor Sie auf
meinem Hof herumstreunen«, sagte Bachmeier. »Sie werden wohl kaum einen
Durchsuchungsbeschluss haben, auch

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