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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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Anwalt«, sagte er tonlos und ohne Walz anzusehen, »Sie haben ja recht. Wie es scheint, habe ich Magnus tatsächlich umgebracht! Vielleicht habe ich ihn einfach nicht mehr ertragen mit seinen Launen, mit denen er seine Umgebung ständig kujoniert hat. Niemand konnte es ihm recht machen, dem Superstar. Ich habe das zehn Jahre mitgemacht, doch irgendwann war das Maß voll. Er betrachtete die ihn umgebenden Menschen lediglich als notwendiges Übel, die allesamt nur eine einzige Aufgabe hatten: ihm zu Diensten zu sein. Als Miwako ihn nach unzähligen Demütigungen und Seitensprüngen endlich verlassen hat, da hat er geheult wie ein kleines Kind, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat. Ja, er betrachtete uns alle als sein Eigentum, das ihm zustand. Nein, er ging nicht auf ihre Gründe ein, die sie anführte, auf die zahllosen Erniedrigungen, die er ihr zugefügt hatte, auf die vielen Affären mit anderen Frauen, mit denen er sie betrogen hatte, das interessierte ihn überhaupt nicht. Er durfte das ja. Er litt nur deshalb, weil ihm etwas weggenommen wurde, auf das er ein Recht zu haben glaubte. In seiner Welt gab es nur seine Musik, seine flüchtigen Liebschaften, die ich zu entsorgen hatte, wenn er ihrer überdrüssig war, seine Bediensteten, die von ihm abhängig waren, seine Frau – alle waren in seinen Augen nur dazu da, um ihn bei Laune zu halten. Einen anderen Existenzgrund gab es für sie nicht. Er war der Nabel der Welt, um den alles zu seinem Vergnügen zu kreisen hatte. Und wehe dem, der einmal eine andere Meinung als er vertrat oder einfach keine Lust hatte, ihm zu Willen zu sein. Den quälte und demütigte er so lange, bis dieser darum bettelte, erneut in seine Gunst zu gelangen. Er war grausam, herrschsüchtig und egoistisch!«
    Im Laufe der Rede war Webers Stimme immer fester geworden, zum Schluss ballte er zur Verdeutlichung gar die Faust, was in groteskem Gegensatz zu seiner aufgedunsenen und heftig schwitzenden Gestalt stand. Doch kaum hatte er geendet, fiel er wieder in sich zusammen und blickte zu Boden.
    »Was heißt das, Sie haben ihn ›anscheinend‹ umgebracht? Können Sie sich nicht daran erinnern?«, fragte Vogel nach einem Hilfe suchenden Blick von Walz.
    Ausdruckslos schaute ihn Weber an, als würde er ihn jetzt erst bemerken. »Ich glaube, mit meinem Geständnis haben Sie doch alles, was Sie brauchen … Mehr habe ich dazu nicht zu sagen«, sagte er leise, »und jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe!«
     
    Nachdem Weber hinausgeführt worden war, betrat Prokisch den Raum.
    »Das haben Sie sehr gut gemacht, Kollege Walz!«, sagte er wohlwollend und gab ihm einen gönnerhaften Klaps auf die Schulter.
    »Das war ja nicht schwer«, antwortete dieser mit gleichgültiger Miene.
    »Wenn es Ihnen recht ist, werde ich sofort Ihren Vorgesetzten anrufen und ihm dafür danken, dass er mir so fähige Kriminalisten zur Seite gestellt hat«, fuhr Prokisch unbeirrt fort. »Vielleicht sollten Sie sich überlegen, ob Sie nicht zu uns wechseln wollen, Leute wie Sie können wir hier gut gebrauchen! Ich werde übrigens eine Pressekonferenz auf 17 Uhr anberaumen. Ich sehe Sie dort!«
    Und schon hatte er den Raum verlassen.
     
    Walz machte einen ausgesprochen ratlosen Eindruck. »Ich hab zwar nicht so viel Erfahrung mit Mördern wie unsere verehrten Kollegen vom LKA, aber wenn du mich fragst, der war es nicht! So wehrlos ergibt man sich nicht in sein Schicksal. Der Weber hat ja nicht einmal ansatzweise versucht, sich zu verteidigen. Der hat einfach keinen Lebenswillen mehr. Lass uns darum beten, dass er bei seinem Geständnis bleibt, sonst können wir uns auch noch um den Liebesmüll von diesem Hausmaestro kümmern. Und die entsprechenden Damen hätten wahrscheinlich alle ein Motiv!«
    Gleichmütig hob Vogel die Schultern. »Das dürfte in jedem Falle unterhaltsamer sein, als ein Orchester, das fast nur aus Männern besteht. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass er gesagt hat, dass er sich nicht daran erinnern kann, ihn umgebracht zu haben. Vielleicht ist ihm das einfach im Drogenrausch passiert. Kannst dich noch an den jungen Dolecek erinnern, der seine Freundin im Amphetaminrausch zuerst zerstückelt und dann bitterlich über ihren Verlust geweint hat?«
    »Ja, aber der hat sich, als er wieder runter war von seinem Trip, nach der Tat wehrlos verhaften lassen. Beim Weber verhält es sich doch ein wenig anders, oder glaubst, der war die ganzen Tage so stoned? Den Eindruck machte er mir eigentlich nicht«,

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