Hausmaestro - Kriminalroman
wenn du so weiterfährst, dann kann er sich den Flug sogar in aller Ruhe aussuchen … «
Vogel fluchte nur leise, nachdem er den Dienst-Golf gerade etwas zu schwungvoll um die Ecke geworfen und dabei fast einen arglosen Fußgänger über den Haufen gefahren hatte.
Wenn nicht gerade Urlaubszeit herrscht, ist der Wiener Flughafen durchaus übersichtlich.
Bevor sich die Reisenden auf die verschiedenen Flugsteige verteilen, haben sie alle eine gut überschaubare Stelle zu passieren, wo sie ihre Bordkarte vorweisen müssen, deren Kontrolle allerdings nicht immer mit der nötigen Sorgfalt vorgenommen wird, da ansonsten die Wartezeiten vor diesem Nadelöhr wohl unzumutbare Ausmaße annehmen würde.
Daher schüttelte die etwas übergewichtige Dame fassungslos den Kopf, als die Inspektoren sie fragten, ob vielleicht ein korpulenter Mann von etwa 30 Jahren in der letzten halben Stunde in das Innere des Gebäudes gegangen sei.
Die Kontrolle der Namenslisten der Fluggäste, die sofort nach dem Anruf Prokischs vorgenommen worden war, zeigte keine Übereinstimmung. Man konnte also davon ausgehen, dass Weber doch nicht die schnellste Art zur Flucht gewählt hatte, es sei denn, er wäre mit einem gefälschten Pass unterwegs, was jedoch nicht anzunehmen war.
Trotzdem blieben unsere Inspektoren noch ein wenig neben dem weiblichen Amtsorgan stehen, das unterdessen munter mit den Besuchern plauderte und die Reisenden achtlos durchwinkte. Ganz anders als Vogel und Walz, die jeden Passanten einer genauen Betrachtung unterzogen.
Nach etwa einer Stunde beschlossen sie schließlich, dass ihre Anwesenheit hier nicht mehr vonnöten sei, zumal ein nunmehriges Einchecken Webers einen sofortigen Alarm ausgelöst hätte.
»Hältst du es für möglich, dass unser flüchtiger Freund bei seiner fernöstlichen Flamme untergetaucht ist?«, fragte Vogel seinen Kollegen, als sie wieder in ihren Dienstwagen gestiegen waren und er sich zufrieden eine Pfeife stopfte.
»So blöd wird er wohl nicht sein, obwohl … vielleicht weiß er ja nicht, dass wir über seine besondere Affinität zu ihr informiert sind. Aber eigentlich halte ich das kaum für möglich, es sei denn, er steht die ganze Zeit. Wenn der sich an ihren Tisch setzt, kommt der doch niemals mehr hoch.«
Doch die Bedenken über die Kompatibilität der massigen Gestalt Webers mit einem japanisch eingerichteten Haushalt waren müßig, denn auch bei Miwako Watanabe schien niemand zu Hause zu sein.
Nachdem Vogel ihre Handynummer angerufen und sie nicht abgenommen hatte, schaute er seinen Kollegen ratlos an. »Glaubst du, dass die zusammen geflohen sind?«
Walz schüttelte entschieden den Kopf. »Wie Bonny and Clyde? Kannst du dir die Watanabe als Gangsterbraut vorstellen, wie sie sich den Fluchtweg freischießt? Und den Weber, der unter Missachtung aller Verkehrsregeln von einer Vielzahl von Streifenwagen verfolgt über den Gürtel flüchtet?«, fragte er belustigt. »I net. Und für einen kaltblütigen Geiselnehmer hat der Weber doch nicht ganz die Statur.«
»Na, dann ist es eben Zufall«, schloss Vogel, der noch immer nicht ganz überzeugt schien.
Nachdem sie Prokisch von der Erfolglosigkeit ihrer Mission unterrichtet hatten, beorderte dieser seine Inspektoren ins Dienstgebäude zurück.
14. Kapitel (Montag)
Als sich Vogel und Walz bei Prokisch zurückmeldeten, war dieser äußerst aufgeräumter Stimmung. Er kam sogar hinter seinem Schreibtisch hervor, um die darob erstaunten Inspektoren per Handschlag und mit amikalem Schulterklopfen persönlich in seinem Büro willkommen zu heißen.
»Meine Herren«, sprach er mit feierlicher Miene, »ich darf Ihnen mitteilen, dass der Fall Maurer kurz vor seiner Aufklärung steht. Der Weber hat sich vor fünf Minuten bei den Landstraßer Kollegen gestellt, die ihn gleich hier abliefern werden. Da er Sie bereits kennt, habe ich beschlossen, Sie mit der ersten Vernehmung zu betrauen. Falls Sie damit nicht weiterkommen sollten, können wir dann noch immer unsere Spezialisten hinzuziehen. Ich denke aber, das wird nicht nötig sein, denn er zeigte sich schon jetzt sehr kooperativ.«
Misstrauisch legte Vogel den Kopf schief. »Was heißt das genau?«
»Die Kollegen meinten, dass er sich in einem Zustand befindet, aus dem sich schließen lässt, dass es wohl nicht mehr lange dauern dürfte, bis er ein Geständnis ablegen wird.«
Zufrieden führte der Dienststellenleiter die beiden Inspektoren in das Vernehmungszimmer, das in all seiner
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