Hausmaestro - Kriminalroman
Herren Vogel und Walz nicht beim LKA angestellt, sondern als Bezirksinspektoren in dem untergeordneten Kommissariat Josefstadt tätig. Ist die überraschend schnelle Lösung des Falles vielleicht auch darauf zurückzuführen, dass das LKA Verstärkung aus der lokalen Exekutive hinzugezogen hat?«
Mit einem Mal herrschte gespannte Stille unter den Zuhörern. Prokisch, dessen Gesicht sich merklich verfärbte, schaute Hilfe suchend zu Vogel hinüber, von dessen Schlagfertigkeit er sich schon bei der letzten Pressekonferenz überzeugt hatte.
»Lieber Herr Pfeifer«, hob nun Vogel genüsslich an, »es ist durchaus schmeichelhaft für uns, dass Sie unsere Fähigkeiten so hoch einschätzen. Dafür möchte ich Ihnen, auch im Namen meines Kollegen Walz, ganz herzlich danken. Dennoch unterliegen Sie bedauerlicherweise einem fatalen Irrtum, denn gerade die fähigen Mitarbeiter des LKA ermöglichten uns die rasche Klärung dieses Falles. Es ist nun einmal viel einfacher, in einem Ferrari ein Rennen zu gewinnen als in einem Volkswagen.«
»Das heißt also, Sie bezeichnen Ihre Kollegen aus dem Kommissariat Josefstadt als Volkswagen, während Sie die hiesigen Kollegen mit einem Supersportwagen vergleichen? Das ist aber nicht sehr schmeichelhaft für Ihre Kollegen, die das bestimmt nicht gerne hören … «
Vogel schluckte kurz, dieser Pfeifer war einfach eine Krätz’n. Wenn die Mitterberg im Publikum gewesen wäre, wär ihm so eine Steilvorlage wohl nicht passiert.
»Schauen Sie, Herr Pfeifer, für den Stadtverkehr ist der Volkswagen viel geeigneter als ein hochgezüchteter Zwölfzylinder, der erst auf größeren Strecken seine Stärke ausspielen kann. Wir im Kommissariat haben die vordringliche Aufgabe, in der Stadt für Ordnung zu sorgen, die Kollegen vom LKA dagegen haben die großen Fälle zu lösen. So hat jeder seine Berechtigung – und sowohl der VW wie auch der Ferrari sind ohne Zweifel gute Autos.«
»Auch das schnellste Auto nützt Ihnen nichts, wenn ein unfähiger Fahrer darin sitzt«, gab Pfeifer mit anerkennender Miene zurück, sodass Vogel langsam das unangenehme Gefühl beschlich, dass sich der Journalist von seinen unverhohlenen Lobeshymnen in der Zukunft eine fruchtbarere Zusammenarbeit versprach.
Nach den weiteren üblichen Fragen über die Identität des Verdächtigen, die unbeantwortet blieben, und das Motiv, das nur sehr vage angedeutet wurde, schloss Prokisch die Pressekonferenz.
Nachdem die Journalisten in ihre Redaktionen geeilt waren und das Fernsehteam nach einem kurzen Interview mit dem Dienststellenleiter zusammengepackt hatte, trat Prokisch an die beiden Inspektoren heran und bat sie »auf ein Wort« in sein Büro.
Sorgfältig schloss er die Tür, bevor er sich an die Kriminalisten wandte.
»Ich habe das übrigens vorhin durchaus ernst gemeint mit dem Vorschlag, dass Sie zu uns kommen können, wenn Sie wollen. Ich werde mich auf jeden Fall für Sie verwenden und habe auch schon Rücksprache mit Herrn Magister Mörbischer gehalten, der nichts dagegen einzuwenden hätte. Sie haben doch hier ganz andere Aufstiegschancen und die viel interessanteren Fälle. Außerdem beweisen Sie großes Geschick mit der Presse, Herr Vogel, das hat nicht jeder. Wie Sie mit dem Pfeifer fertigwerden – Chapeau! Denken Sie beide in aller Ruhe darüber nach, bis Ende der Woche erwarte ich Ihre Antwort. Und jetzt wünsche ich Ihnen einen schönen Abend!«
Obwohl sie seit Walz’ überstürzter Flucht nach der Vernehmung von Weber nun zum ersten Mal allein waren, verlor Vogel kein Wort über den Vorfall. Es war ohnehin augenscheinlich, dass sich etwas sehr Unangenehmes zwischen ihm und Clara ereignet haben musste.
»Was meinst du zu Prokischs Vorschlag?«, fragte er stattdessen, » sollen wir tatsächlich zum LKA wechseln?«
»Dass die Arbeit hier spannender ist, steht außer Zweifel«, antwortete Walz, der sich scheinbar wieder völlig gefangen hatte, »allerdings sollten wir bedenken, dass uns dann der Prokisch als Vorgesetzter blüht … «
»Kein Licht ohne Schatten, und solche Warmduscher gibt es überall, der Mitterwaldner ist auch nicht viel besser. Mehr Geld gäbe es auch, und Renommee sowieso. Am besten wäre es wohl, wenn sich ein jeder von uns eine Liste mit den Vor-und Nachteilen macht, und die vergleichen wir dann. Eines ist auf jeden Fall sicher: Ohne dich, o du mein Walz, gehe ich nirgendwohin!« Mit diesen Worten legte er kameradschaftlich seinen Arm um die Schulter seines
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