Hausmaestro - Kriminalroman
Premiere leiten soll.«
»Das kam uns ebenfalls zu Ohren und wir sind gar nicht erfreut darüber. Jetzt weiß ich auch, warum. Bei dieser Produktion ist durch die mediale Verwertung so viel Geld im Spiel, dass der Herr Direktor danach trachtet, einen Dirigenten zu finden, der bei seiner Agentur engagiert ist. Je nachdem, wie groß sein Anteil an der Firma ist, kann dies leicht einen fünfstelligen Betrag ausmachen. Entschuldigen Sie meine Neugierde, aber mit wie viel Prozent ist er denn beteiligt?«
»Falls wir das erfahren sollten, werden Sie zu den Ersten gehören, denen wir es mitteilen«, erklärte Walz liebenswürdig. »Und nun noch zur Routine. Wo waren Sie vorgestern Abend zwischen 23 und ein Uhr?«
Meisl räusperte sich umständlich. »Das ist ein bisserl heikel, wissen Sie«, raunte er den beiden zu, »ich lebe in Scheidung und habe offiziell keine Freundin. Und bei der war ich vorgestern Nacht … «
»Keine Sorge, wenn sich der Verdacht gegen Sie nicht verdichtet, werden wir dieses Alibi selbstverständlich nicht näher überprüfen«, meldete sich der bereits in Rauchschwaden gehüllte Vogel zu Wort.
Kaum waren sie wieder auf die Straße getreten – aufgrund der allgemeinen Zufriedenheit hatte jeder sein Essen selbst bezahlt – , läutete Vogels Mobiltelefon. Es war der Redakteur Wolfgang Frühwirth, der sich kurz vor Redaktionsschluss bei Vogel über die neuesten Fortschritte im Fall Maurer erkundigen wollte. Vogel sagte, dass sie zwar immer noch keine Ahnung vom Motiv hätten und auch mit keinem Verdächtigen dienen könnten, sich aber durchaus neue Erkenntnisse über die Persönlichkeitsstruktur des Dirigenten ergeben hätten, für die sich möglicherweise das Feuilleton interessieren könnte.
Frühwirth versprach, es seiner Mitarbeiterin Ursula Mitterberg auszurichten.
Nachdem sie sich von Meisl verabschiedet hatten, beschlossen die Ermittler, ihren obligaten Verdauungskaffee im Sacher in der Kärntner Straße einzunehmen, um die Ergebnisse des Vormittags zusammenzufassen und ihr weiteres Vorgehen zu beraten.
Nach der Bestellung zweier Großer Brauner meinte Vogel: »Ich glaube, die Philharmoniker einzeln zu vernehmen, kann nur die Ultima Ratio sein. Nach diesen zwei Gesprächen haben wir zwar unschätzbare Unterweisungen in die Hintergründe der klassischen Musikwelt erhalten, jedoch wirklich weitergebracht haben die uns nicht. Auch eine weitere Vernehmung der Sänger scheint mir derzeit keine Option zu sein. In diesem Fall haben wir einfach zu viele potenzielle Täter. Ich würde vorschlagen, wir besuchen jetzt den Max von der Agentur, um die Gründe für die Kündigung vom Weber zu erfahren, ja, und dann noch die Geisha, die wir über Maurers Italienaufenthalt befragen sollten.«
»Und den Höllwarth dürfen wir auch nicht vergessen. Es wäre doch sicherlich erhellend, zu erfahren, ob er sich mit dem Maurer noch ante mortem ausgetauscht hat«, warf Walz ein.
Während er also mit dem künstlerischen Betriebsbüro telefonierte, um die Nummer von Höllwarth zu erfahren, rief Vogel bei Alexander Max von der Agentur an, der einwilligte, die Herren um 16 Uhr zu empfangen.
Walz hinterließ eine Nachricht auf Höllwarths Mobilbox, dass er ihn rasch zurückrufen möge.
Watanabes Telefon läutete durch, offenbar hatte sie den Anrufbeantworter ausgeschaltet.
»Bis zum Besuch bei Max bleibt uns noch eine gute Stunde, mit der wir eigentlich unsere Mittagspause nachholen könnten, das Essen mit dem Meisl war ja, streng genommen, harte Arbeit«, schlug Vogel vor, der einer gerade vorbeiflanierenden Schönheit einen begehrlichen Blick zuwarf.
»Dein Hormonpegel scheint sich ja derzeit auf einem wüsten Hoch zu befinden«, urteilte Walz, dem dies nicht entgangen war. »Erst die Kollegin vom Frühwirth, dann deine Hundefreundin Michelle – derzeit ist scheinbar niemand vor dir sicher.«
»Was willst du? Frühling ist’s, und wenn jetzt keine Triebe sprießen, wann dann? Außerdem täte mir etwas Abwechslung wieder einmal gut – den ganzen Winter über war ich schließlich ein vorbildlicher Ehemann.«
Inmitten des Gedränges aus Touristen und einkaufswilligen Eingeborenen, das sich häufig am Beginn der Kärntner Straße bildete, beobachtete Walz schon einige Zeit einen jüngeren Mann, der sich nicht mit der Masse treiben ließ und sich beständig unauffällig umschaute.
Als der sich plötzlich in Bewegung setzte, sprang Walz unvermutet auf und eilte ihm hinterher. Als pflichtbewusster
Weitere Kostenlose Bücher