Hausmaestro - Kriminalroman
Kollege setzte sich Vogel ebenfalls in Bewegung, freilich ohne zu ahnen, was plötzlich in seinen Freund gefahren war.
Da der junge Mann seiner Verfolger gewahr wurde, rannte er los und legte ein beachtliches Sprintertalent an den Tag, das den sich gerade von seiner Mittagsmahlzeit erholenden Walz vor einige Probleme stellte. Nicht jedoch Vogel, der, obgleich einige Jahre älter als sein Kollege, ihn mühelos überholte und dem Taschendieb schließlich so nahe kam, dass dieser seine Beute, ein Damen-Portemonnaie, fallen ließ. Diese Opferbereitschaft wurde von Vogel jedoch nicht ästimiert. Vom sportlichen Ehrgeiz getrieben, rannte er dem Burschen so lange hinterher, bis er ihn eingeholt hatte. Zu einem Handgemenge kam es glücklicherweise nicht, offensichtlich hatte der Taschendieb schon viel Erfahrung mit der Polizei sammeln können und schien einzusehen, dass ein Widerstand gegen die Staatsgewalt seine Situation kaum verbessern dürfte. Zumal nun auch schon Walz, der durch das Einsammeln der weggeworfenen Beute noch mehr Zeit verloren hatte, bei ihnen angelangt war.
Nachdem sie den Räuber der hinzugezogenen Besatzung eines Streifenwagens übergeben hatten, der überraschenderweise bereits nach einer Minute vor Ort gewesen war, schnauften die beiden erst einmal kräftig durch. In der Menschenmenge, die sich inzwischen um die Helden versammelt hatte – das Ganze hatte sich unter reger öffentlicher Anteilnahme abgespielt – , fand sich auch die Besitzerin des Portemonnaies, das ihr unversehrt von Vogel übergeben wurde. Die durchaus adrette Enddreißigerin, für Vogels Begriffe vielleicht ein wenig zu blond, dankte dem Inspektor überschwänglich und bestand publikumswirksam darauf, ihm einen Finderlohn zu zahlen. Gerade aber dieses begeisterte Publikum machte es dem Beamten unmöglich, die Gabe auch anzunehmen. Zu seinem großen Bedauern übrigens, hatten sich in ihrem Portemonnaie schließlich mehr als 2.000 Euro befunden.
»Wir sind doch ein perfektes Team«, sagte Walz, noch immer außer Atem, »meine Beobachtungsgabe gepaart mit deinen Sprinterqualitäten … Ich hab gar nicht gewusst, dass du noch so gut unterwegs bist.«
»Schaff dir halt auch einen Greyhound an, das färbt ab«, schmunzelte Vogel, der schon fast wieder normal atmete. »Nach dieser guten Tat, meine ich, haben wir es uns redlich verdient, nach unserem Abstecher in die Agentur den wohlverdienten Feierabend anzutreten.«
»Und du kommst zu deiner Michelle … Einverstanden. Jetzt sind wir eh schon fast am Stephansdom. Lass uns doch einfach über den Graben gemütlich zur Eschenbachgasse flanieren, ich würde eh ganz gerne noch ein paar Auslagen betrachten. Vielleicht sehen wir dort das eine oder andere schöne Accessoire, auf das zu sparen sich lohnt.«
Vogel war es recht, zumal sich auf diesem Wege einige Herrenausstatter befanden, die seiner Neigung zur englischen Konfektion durchaus entgegenkamen.
7. Kapitel (Donnerstag)
Alexander Max saß in seinem Büro und überlegte krampfhaft, was er den Kriminalisten über Michael Weber erzählen sollte.
In jedem Falle würde er alles daransetzen, die Polizisten möglichst schnell wieder loszuwerden.
Und sich daher auf das Allernötigste beschränken.
Obwohl er ihnen einiges über den Weber erzählen könnte, was sicherlich interessant für sie wäre.
Er selbst hatte ihn ja nie gemocht hat, diesen dicken Schwitzer.
Und seine Ahnung hatte ihn im Endeffekt auch nicht getrogen.
Es war halt der Maurer, der auf ihm bestanden hatte und behauptete, nur er genieße sein volles Vertrauen.
Ausgerechnet der Weber.
Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte der diesen Job niemals bekommen.
Er hatte ja nicht einmal ein Studium absolviert wie all seine anderen Angestellten, sondern nach der Matura eine Lehre als Bankkaufmann gemacht.
Und die nicht einmal abgeschlossen.
Wegen Maurer, wie er behauptete.
Gut, auch Max hatte nie studiert, aber das waren halt noch ganz andere Zeiten gewesen.
In den 60er-Jahren war das auch noch nicht üblich. Man machte seine Schule fertig, und dann ging’s ab ins Berufsleben.
Und er, Max, hatte sein Leben auch so gemeistert und aus eigener Kraft die größte Künstleragentur Österreichs aufgebaut.
Dazu wäre so ein Typ wie dieses ewig schwitzende Weichei doch niemals fähig gewesen, selbst mit drei abgeschlossenen Studien nicht.
Natürlich, er, Max, hatte Glück gehabt.
Aber er hatte es auch zu nutzen gewusst.
Einen Riecher brauchte man halt.
Und den hatte er
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