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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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heißt es noch lange nicht, dass wir uns miteinander fraternisieren müssen. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir auch Konkurrenten sind, die sich durchaus kritisch beäugen. Wer das bestreitet, der sagt schlicht die Unwahrheit.«
    »Das heißt im Klartext: Sie mochten Herrn Maurer nicht besonders«, sagte Walz lächelnd.
    Wieder nahm sich Berner Zeit zum Nachdenken. »Ist das von Belang? Schauen Sie, Sie haben eine Aufgabe und die besteht darin, den Mörder zu fassen, der meinen Kollegen umgebracht hat. Bestimmt werden Sie aufhorchen, wenn ich Ihnen nun gestehe, dass ich Herrn Maurer nicht besonders gemocht habe. Das macht mich schon a priori verdächtig, zumal ich der Nutznießer seines tragischen Ablebens bin. Das alles ist mir natürlich klar. Trotzdem sage ich Ihnen, dass ich ihn tatsächlich nicht gemocht habe, weder künstlerisch noch persönlich. Sicherlich kommt Ihnen jetzt der Gedanke: Moment mal, der Maurer muss doch viel besser als der Berner sein, sonst hätten die ja gleich den Berner mit der Leitung der ›Traviata‹ beauftragt. Und wenn der Maurer weg ist, hat der Berner einen ihm überlegenen Kollegen weniger, den er, das gibt er schließlich zu, nicht leiden kann. Wenn das kein Motiv ist!«
    Walz nickte zustimmend und lächelte Berner zu. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie mir das Denken abnehmen wollen, aber die Schlussfolgerungen aus Ihren Äußerungen zu ziehen, das ist, wie Sie schon ganz richtig bemerkten, meine Aufgabe. Im Übrigen bin ich ganz und gar nicht der Meinung, dass Herr Maurer der bessere Dirigent war. Ich habe Ihre ›Butterfly‹ vor ein paar Monaten hier gesehen – gar nicht schlecht! Obwohl es eine Repertoirevorstellung war. Während ich den ›Fidelio‹, den der Maurer hier dirigiert hat, viel zu plakativ fand. Und der hatte dafür immerhin zwei Proben. Wie Sie sehen, kann auch ein noch so scharfsinniger Dirigent irren.«
    Berner musterte ihn mit einer Mischung aus Erstaunen und Respekt. »Dann entschuldigen Sie bitte meine voreiligen Schlüsse, ich wusste ja nicht, dass es bei der diesbezüglich eher übel beleumundeten Polizei einen Musiksachverständigen gibt. Gehen Sie oft in die Oper?«
    »Wie Sie ja wissen, sitzt in jeder Vorstellung ein Polizist im Zuschauerraum. Und wenn es eine interessante Vorstellung gibt, trachte ich stets danach, den Abenddienst zu übernehmen.«
    »Werden Sie sich auch die Premiere der ›Traviata‹ anschauen?«, fragte Berner interessiert.
    »Ja, aber diesmal mit regulären Karten, weil bei den Premieren zumeist ein höherrangiger Kollege Dienst tut.«
    »Und versteht dieser Kollege ebenso viel wie Sie von der Oper?«
    »Er zieht, glaube ich, das Gesellschaftliche dem Musikalischen vor«, antwortete Walz mit einem Augenzwinkern.
    »Ah, ich verstehe, das Premierenbuffet … «, sagte Berner grinsend.
    »Dieses Mal, verehrter Maestro, ist Ihre Schlussfolgerung durchaus zutreffend. Obwohl mir unser Gespräch viel Vergnügen bereitet, muss ich Sie leider nach Ihrem Alibi in besagter Nacht fragen, das werden Sie wohl verstehen.«
    »Hätten Sie das unterlassen, hätte ich Ihnen geraten, auf der Stelle den Beruf zu wechseln und Musikkritiker zu werden. Über welche Uhrzeit soll ich Ihnen also Rechenschaft ablegen?«
    »Über Dienstagnacht zwischen 23 und ein Uhr.«
    Berner runzelte die Stirn und schien ernsthaft nachzudenken. »Hm, da ist mein Alibi leider sehr dürftig. Ich war in meiner Wohnung und schlief den Schlaf des Gerechten. Hätte ich allerdings geahnt, dass mich am nächsten Tag Professor Münch mit der Bitte anrufen würde, die Premiere der ›Traviata‹ an der Staatsoper zu übernehmen, hätte ich wahrscheinlich nicht so selig geschlummert. Aber ein Alibi hätte ich auch da nicht gehabt.«
    »Ich danke Ihnen auf jeden Fall, dass Sie sich Zeit genommen haben, und wünsche Ihnen zur Premiere alles Gute«, sagte Walz, sich erhebend, »nicht zuletzt aus reinem Eigennutz, da ich mir wünsche, so sehr von der Musik gefesselt zu sein, dass ich nicht auf die Bühne schauen muss.«
    »Schrecklich, nicht?«, bemerkte Berner seufzend.
    »Das kann man wohl sagen. Wie gehen Sie damit um?«
    »Schauen Sie, ich habe doch einen Traumberuf, ich darf mein Leben mit der schönsten Musik verbringen und werde, wenn es gut geht, so dafür gefeiert, als hätte ich sie selbst erschaffen. Als Gustav Mahler hier Hofoperndirektor war, stand nicht einmal sein Name auf dem Programmzettel. Ich habe also das Vergnügen, mit Freude einen weit überschätzten

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