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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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Beruf auszuüben. Bei dieser ›Traviata‹ hören wir die weltweit wohl beste Violetta, einen hervorragenden Alfredo und einen ebenso guten Germont. Selbst die Nebenrollen sind besser besetzt als an den meisten anderen Häusern. Über die Qualität des Orchesters brauchen wir nicht zu reden, ebenso wenig wie über den Chor. Jetzt stellen Sie sich einmal vor, dass die Inszenierung auch noch ideal wäre … Dann müsste ich auf der Stelle meinen Beruf aufgeben, da ich vielleicht niemals mehr eine solch perfekte Aufführung erleben würde. Dann ginge es mir wie Umberto Giordano mit seinem ›Andrea Chénier‹. Der hat diese Oper mit 29 geschrieben, also genau in meinem Alter, und wurde 81. Zeit seines Lebens hat er versucht, an diesen Erfolg anzuknüpfen, ihn aber niemals mehr auch nur annähernd erreicht. Nachdem er mit 62 Jahren seine letzte Oper geschrieben hatte, die ein weiteres Mal an seinem Jugendwerk gemessen wurde und durchfiel, hat er es aufgegeben. Ist das nicht ein schreckliches Schicksal?«
    »Das ist es fürwahr. Sie werden mir trotzdem verzeihen, dass ich mich als Zuschauer überaus glücklich schätzen würde, wenn auch die Inszenierung der Qualität der musikalischen Ausführung entspräche«, sagte Walz mit einer höflichen Verbeugung, die seinen Abschied einleitete.
    Lachend stand Berner auf und reichte ihm die Hand.
    »Falls wir uns bis dahin nicht mehr sehen sollten, was ich unter diesen Umständen vorzöge, würde ich mich sehr freuen, Sie auf der Premierenfeier begrüßen zu dürfen und Ihnen hoffentlich zur Lösung dieses Falles gratulieren zu können. Ich werde Ihnen eine Einladung beim Portier hinterlegen.«
     
    »Also, der war’s sicher nicht!«, sagte Walz beglückt, als er seinen Kollegen verabredungsgemäß in der Kantine traf. »Diese großen Dirigenten sind einfach besondere Persönlichkeiten, das hab ich mir damals schon als Statist gedacht. Die wissen genau, was sie wollen und reden nicht lange um den heißen Brei herum.«
    »Ich darf dich dran erinnern, dass auch der Maurer ein Spitzendirigent war, und was wir bisher über den gehört haben, lässt mich an deiner soeben erstellten These doch ein wenig zweifeln«, erwiderte Vogel, der schon eine ganze Weile vor Ort zu sein schien, da er es sich mit seiner Pfeife und einem Kaffee bereits gemütlich gemacht hat.
    »Eine besondere Persönlichkeit war er ja, wenn auch offensichtlich im negativen Sinne. Was hat denn dein Regiegigant von sich gegeben? War er überhaupt noch ansprechbar?«
    »Das schon, obzwar er über den Verlauf eures gestrigen Gesprächs nicht mehr ganz im Bilde zu sein schien. Auf jeden Fall hat er ein Alibi, wenn auch kein allzu verlässliches, da in Form eines kaum 20-jährigen Blondchens, das er in der fraglichen Nacht mit seiner Anwesenheit beglückte.«
    »Hat sie diesen Missgriff tatsächlich in deiner Anwesenheit zugegeben? Wie sagt doch unser unvergleichlicher Karl Kraus in einem solchen Falle? ›Männerfreuden – Frauenleiden‹.«
    »So leidend sah sie dabei aber gar nicht aus, eher triumphierend, einen derart prominenten Bock geschossen zu haben.«
    »Geschossen hat im besten Falle er«, sagte Walz nachdenklich, »vielleicht hat sie eine schwere Kindheit gehabt, ist vaterlos aufgewachsen und dadurch auf der ewigen Suche nach einer Figur, die einen solchen ersetzt, und sei es nur durch seinen Alkoholkonsum.«
    »Was ich dich schon immer fragen wollte – woher kennst du eigentlich so viele Kraus-Zitate?«
    »Du wirst es nicht glauben, wegen einer Frau, ausgerechnet. Ich hatte in der Schule einen Mitschüler, der das gleiche Mädchen wie ich verehrte, und sie konnte sich einfach nicht zwischen uns entscheiden. Einmal ging sie mit ihm aus, das andere Mal mit mir. Allerdings protzte er immer mit Karl-Kraus-Zitaten, was sie besonders zu amüsieren schien. Da dachte ich mir, was der kann, kann ich schon lange und habe, ohnehin mit einem guten Gedächtnis gesegnet, einen Monat lang jeden Tag zehn seiner Aphorismen auswendig gelernt.«
    »Und, hat es was genützt?«
    »Nein, leider nicht«, antwortete Walz seufzend, »im Endeffekt hat sie sich dann für einen ganz anderen entschieden, bei dem ich mir nicht einmal sicher war, ob der überhaupt lesen konnte. Aber er sah gut aus und hatte einen klingenden Namen. Alter Adel eben. Und in meiner Verzweiflung habe ich mich wieder mit Karl Kraus getröstet und alle bösen Sprüche über die Frauen in mein Hirn geprügelt, mit dem Vorhaben, sie ihr zu gegebener Zeit alle

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