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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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Hamburg ziehen?«, fragte Walz, der unterdessen eingesehen hatte, dass diese Tatsache wohl unabänderlich sein dürfte.
    »Unter diesen Umständen wohl ziemlich bald. Die Stelle ist ab sofort frei. Ich habe beim ORF zwar eine Kündigungsfrist, aber noch so viel Resturlaub, dass ich sofort gehen kann. Das heißt im Klartext, dass ich schon nächste Woche zu packen anfange. Es tut mir so leid«, sagte sie, während sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten und sie ihre Hand auf die linke von Walz legte. »Selbstverständlich habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht, ob ich von dir verlangen kann, mich nach Hamburg zu begleiten, aber die Idee habe ich gleich verworfen, ich weiß doch, wie sehr du deine Heimatstadt liebst … und Hamburg wäre, so glaube ich, auch nicht das richtige Pflaster für dich.«
    Da Walz es sich tatsächlich nicht vorstellen konnte, seinem geliebten Wien den Rücken zu kehren und ausgerechnet nach Norddeutschland zu ziehen, aß er wortlos und völlig in Gedanken versunken seinen Käferbohnensalat, der in Kürbiskernöl geradezu schwamm.
    »Du kannst mir glauben, dass es auch mir unglaublich schwerfällt, von dir wegzugehen, aber so eine Gelegenheit bekomme ich vielleicht nie mehr. Im ORF, wo es ohnehin drunter und drüber geht, sehe ich kaum noch Möglichkeiten zum Aufstieg, und zur Stagnation bin ich eigentlich noch zu jung – und auch nicht der Typ. Die Gefahr, dich bei dem ersten Streit dafür verantwortlich zu machen, diese Chance nicht ergriffen zu haben, ist viel zu groß, ebenso würdest du mir in einem solchen Falle sicherlich vorwerfen, dass du wegen mir nach Hamburg gegangen wärst. Diese Hypothek, die auf unserer Beziehung lasten würde, wäre einfach zu groß.«
    Nachdem sich endlich keine Bohne mehr auf seinem Teller befand und er sich den Mund abgewischt hatte, schaute Walz sie nachdenklich an.
    »Und wie hast du gedacht, geht es mit uns weiter?«, fragte er sie sachlich, wobei ein leichtes Zittern in seiner Stimme nicht zu überhören war.
    »Du weißt, wie lieb ich dich habe«, sagte sie mit viel Wärme in der Stimme, »aber ich fürchte, eine Fernbeziehung wird uns beiden nicht gerecht. Wenn ich mir deine Wochenenden so anschaue, und auch ich werde anfangs sehr viel arbeiten müssen, dann würde es realistischer Weise darauf hinauslaufen, dass wir uns alle drei bis vier Wochen sehen, und das ist definitiv zu wenig, um eine gute Beziehung zu führen. Bei einer solch großen Entfernung ist einfach zu viel Unglücklichsein dabei: Unglück nach einem Telefongespräch, das nicht optimal gelaufen ist, Unglück nach einem missglückten Besuch, Unglück, wenn man Sehnsucht hat, und weiß, dass man diese erst in 14 Tagen stillen kann … Unsere Beziehung hatte so viele großartige Momente. Für ein lauwarmes Auslaufen ist sie definitiv zu wertvoll gewesen. Ich möchte dich als den in Erinnerung behalten, den ich bis zum Schluss geliebt habe.«
    Unglücklich schaute Walz seine Freundin an.
    »Und wie verbringen wir nun dieses Wochenende? Sollen wir gleich zurückfahren?«
    »Nein, du Dolm, natürlich nicht! Carpe diem. Wir sollten unsere Beziehung genauso beenden, wie wir sie geführt haben. Voll der Liebe und der Leidenschaft. Denn unsere Gefühle währen ja in uns fort, wohlbehütet in unserem Gedächtnis. Und wir werden uns immer voll Liebe und Stolz daran zurückerinnern, weil es uns gelungen ist, unsere Verbindung auf ihrem Höhepunkt beendet zu haben. Wie sagen wir doch so oft und machen es dabei so selten: Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist! Wenn es auch, wie in diesem Falle, auch am meisten wehtut!«
    »Du bist so vernünftig – das ist ja kaum zum Aushalten!«, brach es auch Walz heraus. »Du redest über uns, als ob es dich überhaupt nichts anginge. Wo ist meine warmherzige Clara, die ich so sehr geliebt habe?«
    »Vergiss nicht, Alfons, ich hatte Zeit genug, mir darüber Gedanken zu machen. Das Vorstellungsgespräch beim NDR lief so gut, dass ich insgeheim schon mit dem Gedanken gespielt habe, die Stelle zu bekommen. Selbstverständlich habe ich mich gefragt, was dann aus uns wird, und nach langem Überlegen bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass einer echten Liebe eigentlich nichts Besseres passieren kann, als auf ihrem Höhepunkt zu scheitern. Stell dir einmal vor, wir bleiben zusammen und unsere Gefühle füreinander erkalten langsam, bis wir uns eines Tages fragen, warum wir überhaupt noch zusammen sind. Glaubst du tatsächlich, wir würden uns dann

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