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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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Kaschmirschal geschmackvoll adjustiert hatte, während Clara um nichts weniger stilvoll zu ihrer roten Kaschmir-Jacke ein weißes seidenes Kopftuch trug, das sie im Audrey-Hepburn-Stil gebunden hatte.
    Als sie jedoch im obligatorischen Freitagnachmittagsstau auf der Ausfallstraße nach Süden steckten – offensichtlich waren sie nicht die Einzigen, die dieses sonnige Frühlingswochenende zu einem Ausflug nutzten – und Clara noch immer nichts gesagt hatte, war Walz ernstlich beunruhigt. Eigentlich war er es gewöhnt, dass Clara den Part des Reiseunterhalters übernahm, wobei er sich auf den Verkehr konzentrierte.
    »Warum bist du so schweigsam, hab ich was angestellt?«, fragte Walz endlich, im beruhigenden Bewusstsein, dass diese Frage nur rein rhetorischer Natur sein konnte, da er sich in letzter Zeit keines Vergehens schuldig gemacht hatte.
    »Nein, nein, es ist nicht wegen dir«, sagte sie etwas zu schnell, noch immer seinen besorgten Blick meidend.
    »Willst du jetzt nicht darüber sprechen?«, fragte der herzensgute Walz, der wohl alle Frauen dieser Welt verstand.
    »Nein, später bitte, erst muss ich noch ein wenig für mich sein«, antwortete sie ruhig und legte dankbar lächelnd ihre Hand auf seinen Unterarm.
    Womit die Unterhaltung für die nächsten zweieinhalb Stunden beendet war, was nicht weiter ins Gewicht fiel, da der Fahrtwind ohnehin jede gepflegte Konversation unmöglich gemacht hätte.
     
    Als sie jedoch Leibnitz passiert hatten und in die Südsteirische Weinstraße einbogen, die Clara einmal als »die schönste Gegend der Welt« bezeichnet hatte, fing sie plötzlich leise zu schluchzen an. Walz, der die Gegend ebenso liebte wie seine Freundin und gerade das schon so lang andauernde Schweigen mit der Bemerkung unterbrechen wollte, dass er ganz sicherlich seinen Lebensabend hier verbringen werde, erschrak fürchterlich und hielt sofort an.
    »Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, dass wir miteinander reden, also, was bedrückt dich?«, fragte Walz und legte zärtlich seinen Arm um sie.
    »Ich habe nur gerade gedacht, dass ich diese Gegend vielleicht nie mehr wieder sehen werde«, sagte sie in tieftraurigem Tonfall, den Blick starr geradeaus gerichtet.
    »Was redest du?«, fragte Walz fassungslos, dem langsam dämmerte, dass es doch nicht die viele Arbeit war, die sie so schweigsam gemacht hatte.
    »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, Alfons.«
    Endlich schaute sie ihn an.
    »Wie du ja weißt, ist mein Vater schwer krank. Und meine Mama hat mich vorhin völlig verzweifelt angerufen. Sie schafft es einfach nicht mehr. Mein Vater ist halt ein chilenischer Patriarch alter Prägung, der würde auf der Stelle aus jedem Seniorenheim herausfliegen. Letzte Woche war ich doch bei meinen Eltern. Aber ich war nicht nur deshalb in Hamburg, sondern ich hatte mich auch beim NDR als Chefredakteurin beworben und ein Vorstellungsgespräch gehabt. Ich habe dir davon absichtlich nichts erzählt, weil ich eigentlich nicht damit gerechnet habe, dort eine Chance zu haben. Tja, und heute Morgen bekomme ich einen Anruf vom Personalchef, der mir mitteilt, dass ich nach den obligaten Gehaltsverhandlungen die Stelle ab sofort antreten könnte. Meiner Mutter hatte ich natürlich von meinem Bewerbungsgespräch erzählt, und als sie mich heute fragte, ob ich schon eine Antwort hätte, habe ich es ihr gesagt. Und da hat sie vor Freude geweint! Da hab ich erst erkannt, wie schlecht es ihr gehen muss. Meine Mutter war immer so stolz darauf, noch niemals in ihrem Leben geweint zu haben.«
    Clara schaute ihn unendlich traurig an, ihre sonst so herrlich blitzenden grün-gelben Augen hatten einen matten Farbton angenommen. Zärtlich strich sie Walz über das Gesicht, der tatsächlich aus allen Wolken fiel.
    »Bevor wir aber jetzt weiterreden, fahren wir erst einmal zu unserem Quartier und werden das Ganze in aller Ruhe bei einer ausgiebigen Jause besprechen.«
    Wortlos startete Walz den Motor und fuhr durch das auch im Dämmerlicht reizvolle Hügelland des Saggautals nach Sankt Johann, wo sich der Lieblingswinzer der beiden befand, dessen kleiner Weinhof neben einer Buschenschank auch über einige Gästezimmer verfügte.
     
    Nach einer herzlichen Begrüßung durch die Gastgeber, die sie in selbst für Walz schwer verständlichem Dialekt willkommen hießen, setzte sich das nachdenkliche Pärchen an einen Tisch, der möglichst weit weg von dem allgemeinen Trubel einiger Bauern und Wanderer gelegen war.
    »Wann wirst du nach

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