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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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Provinz in Wien beworben, als die Stelle eines Kulturredakteurs beim ›Tagblatt‹ ausgeschrieben wurde.«
    »Wollen Sie hierbleiben oder gibt’s noch höhere Ziele?«, fragte Vogel lächelnd.
    »Es sollte immer etwas geben, was man anstrebt. Wie sagte doch einst Herbert von Karajan: ›Wer im Leben all seine Ziele erreicht hat, hat falsch gelebt.‹«
    »Ah, auch ein Karajan-Fan?«
    Energisch schüttelte sie ihren Kopf.
    »Nein, ganz und gar nicht, aber manchmal hat er ganz gute Sachen gesagt.«
    »Ach so«, sagte Vogel etwas ratlos .
    Zu blöd, jetzt hab ich mich auf ein Gebiet begeben, wo ich mich nur blamieren kann. Wenn das was werden soll, muss sie schon auch ein bisserl was zum Gespräch beitragen.
    Doch Ursula Mitterberg dachte nicht daran, schließlich war sie hierhergekommen, um etwas über das Balzverhalten dieses ›hintergründigen Liebhabers‹ zu erfahren. Doch offensichtlich hatte sie sich getäuscht – scheinbar taugte Vogel nicht einmal dazu.
    Wie man es in solchen Fällen zu tun pflegt, schaute sie auf ihre Armbanduhr, tat erschrocken, dass es schon so spät sei, die Zeit sei ja wie im Fluge vergangen, und verabschiedete sich rasch.
     
    Da saß er nun, unser braver Inspektor mit all seinen exklusiven Informationen, von deren Weitergabe er sich so viel versprochen hatte.
    Es ist nicht so, dass sich ausschließlich Frauen mit neuen Schuhen über ihre Verzweiflung trösten, auch Vogel verfügte über diese Eigenschaft, wenn es auch in diesem Falle keine Schuhe waren, sondern vielmehr ein grünes Tweed-Sakko mit braunen Leder-Applikationen, das er bei dem kürzlich erfolgten Spaziergang durch den Kohlmarkt im ›House of Gentlemen‹ gesehen hatte. Zwar war der Mai nicht unbedingt der richtige Monat für eine solche Anschaffung, doch war dies wohl auch der Grund dafür, dass es für relativ wenig Geld zu haben war.
    Als er noch dazu ein passendes Rauleder-Gilet und eine braune Cord-Hose gefunden hatte, sah er solchermaßen frisch adjustiert dem Wochenende schon wieder ganz frohgemut entgegen.
    Außerdem fasste er einen Entschluss: Auf den heutigen Abendspaziergang mit Michelle wollte er auf keinen Fall verzichten.
     
    Nach einem behaglichen Nachmittag, den er seiner nunmehr neunjährigen Tochter Laura gewidmet hatte – seine Gattin hatte den Neueinkauf Vogels immerhin goutiert – , fand er sich um 18 Uhr erneut am Parkplatz vor dem Hörndlwald ein.
    Er musste nur fünf Minuten warten, bis Michelle mit ihrem weißen Renault Clio hinter ihm einparkte.
    Die Begrüßung der Hunde verlief um einiges stürmischer als die der beiden Spaziergänger, die sich, wie Vogel schien, ein wenig befangen gegenübertraten, immerhin war doch der Abschied zumindest für den Inspektor höchst überraschend verlaufen.
    Nach einigen halbherzigen Erkundigungen über den gegenseitigen Tagesverlauf gingen sie eine Zeit lang schweigend nebeneinander her, Michelle hatte zu seiner Verwunderung wie selbstverständlich auch diesmal seine Hand genommen.
    »Sag einmal, was machst du denn eigentlich am Wochenende?«, fragte Vogel in möglichst gleichmütigem Tonfall.
    »Eigentlich hab ich mir nichts vorgenommen. Wenn das Wetter tatsächlich hält, geht’s mit dem Bruno aufs Land. Du kannst ja mitkommen, wenn du willst.«
    Vogel war bis zu diesem Augenblick davon überzeugt gewesen, dass ihn keine wie auch immer geartete weibliche Attitüde überraschen könnte, selbst den seltsamen Auftritt von Ursula Mitterberg am heutigen Nachmittag konnte er sich irgendwie erklären, doch Michelles Verhalten erschien ihm absolut rätselhaft.
    »Unternimmst du deine Reise allein oder besuchst du jemanden?«, fragte er vorsichtshalber nach. Schließlich wollte er sich nicht unversehens als Schwiegersohn in spe an der Familientafel von Michelles Eltern wiederfinden.
    »Nein, ich will nur raus aus der Stadt. Wenn du nicht mitkommen würdest, würde ich vielleicht eine Freundin fragen … «
    Herausfordernd schaute sie ihn an.
    »Mitkommen kann ich auf keinen Fall, du weißt ja, ich bin ein verheirateter Mann, aber am Sonntag könnte ich eventuell nachkommen.«
    Es erwies sich doch als außerordentlich günstig, dass er seine Frau Martina über die Anzahl seiner freien Tage im Unklaren gelassen hatte.
    »Fein, da wird sich unser kleiner Bruno aber freuen«, sagte sie zu ihrem Hund mit zusammengebissenen Zähnen und mit seltsam gequetschter Stimme, was Vogel schon bei ihrer letzten Zusammenkunft irritiert hatte.
    »Wohin fährst du

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