Hausmaestro - Kriminalroman
Touristenbussen an den Neusiedler See gekarrt werden – verfügte das Gastzimmer doch über mindestens 200 Sitzplätze, was ihm einen ungemütlich-hallenartigen Charakter verlieh – , aber der Hunger ließ ihnen keine Wahl. Dafür gab es hier neben einer reichen Auswahl an Pizzen jederzeit ein Wiener Schnitzel, das immerhin dazu geeignet war, das ärgste Magengrimmen zu beseitigen.
Das Essen des liebessatten Pärchens verlief schweigend, die Konzentration der beiden war ausschließlich auf die Nahrungsaufnahme gerichtet.
Erst nachdem sie ihre Schnitzel in erstaunlicher Geschwindigkeit zu sich genommen hatten, auch Michelle war offensichtlich von einem wahren Heißhunger besessen gewesen, lehnte sich Vogel behaglich zurück und entnahm mit wohligem Seufzen seinem Etui eine Pfeife. Während er sie stopfte, schaute er Michelle bedeutungsvoll an.
»Eines darf ich dir schon sagen, liebe Michelle. Man kann einen Frühlingssonntag auf viel schlechtere Art verbringen.«
»War das jetzt als Kompliment gemeint?«, fragte sie spitzbübisch.
»Als was denn sonst?«, antwortete Vogel lachend und strich ihr durchs Haar.
Im Bett war sie entschieden unkomplizierter als im täglichen Umgang, so viel stand fest.
Das brachte Vogel auf eine Idee. »Jetzt wäre doch eigentlich ein wunderbarer Zeitpunkt für ein Mittagsschläfchen, meinst du nicht auch?«, fragte er harmlos.
»Einverstanden, aber zuerst gehen wir noch mit den Hunden, dass der Bruno ordentlich müde wird. Ganz allein im Auto zu sitzen, ist auch nicht so lustig für ihn.«
Dagegen war nun wirklich nichts einzuwenden.
Nach einer knappen Stunde, während der Emily ganz im Sinne ihres Herrn handelte und den kurzbeinigen Bruno, der immerhin, wie er jetzt erfuhr, der Rasse eines ›Deutschen Sportmopses‹ angehörte, über die Wiesen jagte, bot sich Vogel nochmals die Möglichkeit, die unkomplizierte Seite seiner Begleiterin zu genießen, zur Verwunderung von Frau Markovits, die das offensichtlich übermüdete Paar gerne zu einer Nachmittagsjause eingeladen hätte.
Es war schon Abend geworden, als sich Kajetan mit dem Versprechen verabschiedete, Michelle in den nächsten Tagen anzurufen.
Der irritierten Frau Markovits erklärte er beim Begleichen der Zimmermiete, einen Anruf erhalten zu haben, der ihn dringend nach Wien rief.
Indes sich Vogel also im fernen Burgenland aufs Beste unterhalten hatte, wurde unserem armen Walz schmerzlich bewusst, dass die letzten Stunden angebrochen waren, die er mit seiner Clara verbringen durfte.
Ungeachtet aller Tränen und Liebesschwüre mochte er es kaum glauben, dass dieses Glück nun bald zu Ende war.
Und das machte ihn plötzlich wütend.
Nein, er haderte nicht mit Clara, deren Argumentation ihn schon lange überzeugt hatte, er war vielmehr zornig über sein Selbstmitleid, das ihn ein ums andere Mal überkam und es ihm unmöglich machte, diese letzten Stunden mit einem geliebten Menschen einfach nur als Geschenk zu betrachten.
Stattdessen verdarb er diese wertvolle Zeit mit seinem elenden Gejammer.
Und eben jener Zorn führte zu einer plötzlichen Veränderung in seinem Wesen.
Auf einmal war er derjenige, der sie in sachlichem Tonfall darin bestärkte, diesen finalen Entschluss unbedingt durchzuführen, da dies sicherlich das Beste für beide wäre.
Während er seine Tasche packte, erklärte er ihr ruhig, welche Besorgungen sie vor ihrer Auswanderung noch zu machen hätte, immerhin war er Polizist, der über die allfälligen Amtsgänge bestens Bescheid wusste.
Dieser jähe Stimmungsumschwung ihres Geliebten erleichterte Clara sehr, da auch sie trotz all ihrer Trauer mittlerweile gänzlich davon in Anspruch genommen war, die Organisation der nächsten Tage gedanklich vorzubereiten. Allerdings war sie dadurch auch nachhaltig verunsichert, denn diesen rationalen Ausbruch ihres von ihr noch immer geliebten Walz’ wusste sie nicht recht zu deuten.
Plötzlich begann sie, die heißen Liebesschwüre, die Walz ihr in den vergangenen leidenschaftlichen Nächten ins Ohr geflüstert hatte, zu vermissen. Sie fragte sich allen Ernstes, ob er jetzt mit ihrer Liebe abgeschlossen habe und sie wie ein Kleidungsstück abgestreift hatte. Wie konnte das sein, nachdem er in seiner Verzweiflung am Tag zuvor noch um ihre Hand angehalten hatte?
Als sie dies gegenüber ihrem Geliebten vorsichtig formulierte – sie hatten im Lauf ihrer ganzen Beziehung immer offen miteinander gesprochen – , reagierte dieser erstaunt.
»Ihr Mädchen
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