Hausmaestro - Kriminalroman
Entwicklung seiner Lebensumstände zu erzählen, da er fürchtete, bei der Schilderung seiner Trennung nicht mehr an sich halten zu können und in Tränen auszubrechen.
Daher war es Walz höchst willkommen, als es an diesem Morgen erfreuliche Neuigkeiten gab, die bestens dazu angetan waren, ihn auf andere Gedanken zu bringen. So kam ihm das unvermutete Auftauchen der mutmaßlichen Tatwaffe, die von spielenden Kindern bereits am Tag nach dem Mord vor einem Container für Altmetall in der Nähe des Wohnhauses des Opfers gefunden worden war, gerade recht.
Die Garotte war im Eigenbau ziemlich simpel angefertigt worden.
Nachdem sich einige Kriminalisten darüber den Kopf zerbrochen hatten, zu welchem Zweck dieses offensichtlich handwerklich hergestellte Instrument ursprünglich gedient hatte, brachte sie eine Sekretärin, die eine Schwäche für Esoterik aller Art hegte, auf die richtige Spur.
Ursprünglich war die Garotte wohl eine Wünschelrute gewesen, die lediglich ein wenig modifiziert worden war, um dann als tödliche Waffe eingesetzt zu werden.
An beiden Enden des ziemlich dünnen Metalldrahts war jeweils ein kupferner Handgriff von etwa zehn Zentimetern Länge angebracht. Der Täter musste nur ein Verbindungsstück herausschneiden und die Schlinge auseinanderbiegen, und schon hatte er aus dem esoterischen Instrument zur Auffindung von Wasseradern oder anderen Kraftfeldern ein ganz und gar irdisches Werkzeug zur Erdrosselung eines Menschen geschaffen.
Markus Lindner von der Spurensicherung meinte nach der Untersuchung des Mordwerkzeugs, dass dieses mit ziemlicher Sicherheit nicht von der Mafia benutzt worden sei. Zum einen war bislang keine Verbindung zwischen der Verbrecherorganisation und esoterischen Zirkeln bekannt geworden, zum anderen legte auch die sogenannte ›ehrenwerte Gesellschaft‹ ihr besonderes Augenmerk auf traditionelles Handwerkszeug. Und die Garotte, die üblicherweise von ihr benutzt wurde, wich doch in ihrer Bauart grundsätzlich von der vorliegenden ab, da die Sizilianer einen mit Holzgriffen versehenen Stahldraht benutzten.
Ebenso konnte man die in Betracht gezogene Möglichkeit eines professionellen Mörders ausschließen, da dieser wohl kaum seine Tatwaffe, zwar umweltbewusst, aber dennoch nachlässig, neben eine Tonne zur Wiederverwertung geworfen hätte.
Wie zu erwarten, waren auf den ersten Blick keine verwertbaren Spuren mehr daran zu finden, nachdem sie einige Tage als Spielzeug der Kinder gedient hatte, bis eine aufmerksame Mutter die Polizei alarmierte, als sie das Zimmer ihres Sohnes aufräumte.
Trotzdem landete die Rute im Labor, wo sie einer gründlichen Untersuchung unterzogen wurde.
In Wien gab es nur einige wenige Geschäfte, die Wünschelruten in ihrem Sortiment hatten.
Diese aufzusuchen, war nun die Aufgabe unserer beiden Inspektoren.
Das erste Geschäft, das die beiden besuchten, lag im 7. Wiener Gemeindebezirk auf der Mariahilfer Straße.
Als sie von der hektischen Einkaufsstraße in den Verkaufsraum kamen, war es, als beträten sie eine andere Welt. Alles hier atmete Vergeistigung. Die Luft war von einem nicht näher zu definierenden ätherischen Öl geschwängert, das einer Duftlampe nächst der Kasse entströmte. Leise Meditationsmusik sorgte für die akustische Ergänzung. Trotz der draußen herrschenden frühsommerlichen Temperaturen war es hier drinnen angenehm kühl.
Die Atmosphäre, die hier herrschte, bewog den Besucher automatisch dazu, sich auf Zehenspitzen fortzubewegen und die Stimme beim Sprechen bis ins Unhörbare zu senken. Gerade, dass man sich nicht die Schuhe auszog.
Selbst die hilfsbereite Dame, die in ihren wallenden Gewändern geräuschlos auf sie zuzuschweben schien, mochte einem fremden Universum entsprungen sein. Über ihrem in vielen Rottönen gehaltenen Kleid, in dessen Stoff zahllose kleine Spiegel eingewebt waren, baumelte eine lange hölzerne Perlenkette, die die Fotografie eines Yogis trug, der ekstatisch lächelnd zwischen ihren Brüsten baumelte. Obwohl nicht mehr ganz jung, trug sie ihr langes und mit grauen Strähnen durchzogenes Haar offen, was ihr das Aussehen einer in die Jahre gekommenen Hippie-Braut verlieh.
Nachdem sie den Erklärungen der Kriminalisten ruhig gefolgt war und sich das Foto der Mordwaffe angeschaut hatte, erklärte sie ihren Besuchern mit sanfter Stimme, dass es dieses Modell schon lange nicht mehr im Handel gebe. Die Ruten, die heute nach den modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen hergestellt
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