Hausmaestro - Kriminalroman
Zubereitung – eine Espressomaschine konnte man im tiefsten Burgenland nur schwerlich erwarten – überraschend gut schmeckte, bedachte Michelle den ob der Umstände etwas verlegenen Vogel mit einem schmatzenden Kuss.
»Was wollen wir heute machen?«, plauderte sie los, um, ohne seine Antwort abzuwarten, fortzufahren: »Ich hab mir das so gedacht: Zuerst ein langer Spaziergang am See, der wird uns und den Hunden bestimmt guttun. Ach, ich bin so froh, dass du die Emily doch mitgebracht hast. Danach könnten wir essen gehen, ich kenne hier ein sehr gutes Fischrestaurant, und am Nachmittag könnten wir vielleicht die Therme besuchen oder nach Rust fahren und dort nach einem kleinen Bummel zum Heurigen gehen. Ist das gut?«
»Warum fahrt’s ihr nicht nach Weiden? Dort ist heute das große Fischerfest, da ist bestimmt einiges los«, mischte sich nun die Hausfrau ein, die gerade den obligaten und verführerisch duftenden Sonntagsguglhupf servierte.
»Das ist ja großartig«, rief Michelle begeistert aus, »das wird bestimmt lustig!«
Vogel sagte nichts, sondern nickte nur und lächelte dazu. Was hätte er auch sagen sollen? Gerade die Gestaltung des Nachmittags hatte er sich eigentlich ganz anders vorgestellt.
Der noch warme Guglhupf immerhin mundete köstlich.
Als sie nach dem Frühstück die Uferpromenade entlangspazierten – sie hatte wie selbstverständlich seine Hand genommen – , genoss er tatsächlich das herrliche Maiwetter, ohne jedoch sein eigentliches Ziel aus den Augen zu verlieren.
»Offen gestanden habe ich auf ein Fischerfest überhaupt keine Lust. Da wird nichts weiter sein als ein paar besoffene Burgenländer, die dich mit ihrem stinkerten Fisch belästigen, der von Fett geradezu trieft. Ich hab mir eigentlich eher vorgestellt, dass wir nach dem Mittagessen ein kleines Schläfchen halten könnten … «, begann er vorsichtig, wobei er aus den Augenwinkeln Michelles Reaktion auf seinen Vorschlag beobachtete.
»Das können wir natürlich auch machen«, antwortete sie achselzuckend, ohne jedoch zu zeigen, was sie von diesem Vorschlag hielt.
»Weißt du, ich habe eine harte Woche hinter mir, und jetzt noch die gute Landluft, da freut man sich geradezu auf ein Bett«, fügte er erklärend hinzu.
Plötzlich blieb sie stehen und schaute ihn fragend an. »Ist es dir eigentlich ernst mit uns?«
Bei all seiner Triebhaftigkeit betrachtete sich Kajetan Vogel immer noch als einen Mann der Ehre, der einer Frau niemals etwas Falsches vorspiegeln würde, um zum Ziel zu gelangen (allein aus diesem Grunde hatte Ursula Mitterberg geirrt, als sie Vogel als ›hintergründigen Verführer‹ einschätzte). Daher gab es für ihn auf diese Frage nur eine mögliche Antwort, und die hatte eindeutig zu sein.
»Schau, liebe Michelle, wie du weißt, bin ich ein verheirateter Mann mit einer reizenden Tochter, der keineswegs vorhat, seine Familie zu verlassen … «.
Wortlos blickte sie ihn an, in ihren Augen glaubte er eine gewisse Traurigkeit zu entdecken.
»Sicher finde ich dich reizvoll«, fuhr er sanft fort und strich ihr durchs Haar, »sonst wäre ich heute wohl nicht hierhergekommen, und ich mag dich auch … «
»Heißt das, dass ich nur ein Abenteuer für dich bin?«, fragte sie ihn mit schief gelegtem Kopf.
Vogel schluckte vernehmlich. »Ja, das heißt es wohl«, antwortete er tapfer, während er, in Erwartung einer möglichen körperlichen Attacke, Raum zu gewinnen suchte und einen Schritt zurücktrat.
Doch wie so oft bei dieser Frau, irrte Vogel auch hier.
»Danke für deine Offenheit«, antwortete sie nach kurzem Überlegen und ging nachdenklich weiter, nicht ohne wieder seine Hand zu nehmen.
Wie sie also schweigend nebeneinanderher spazierten und Vogel ratlos über die unendliche Weite der weiblichen Psyche sinnierte, sorgte er sich, da die Katze nun einmal aus dem Sack war, um die organisatorischen Probleme, die ihr gemeinsamer Nachmittag aufwarf.
»Diese Frau Markovits, verbringt sie eigentlich den ganzen Tag im Haus?« Bei ihrer Beschaffenheit konnte er sich durchaus vorstellen, dass sie an der Tür lauschte, durch das Schlüsselloch schaute oder ihrem Schützling gar zu Hilfe eilte, wenn es zu intimeren Szenen käme.
»Ich weiß es nicht«, gab Michelle zu, »wieso fragst du? Magst du sie nicht?«
»Das ist nicht der Punkt. Ich fürchte eher, dass sie unser trautes Beisammensein auf deinem Zimmer nicht gutheißen wird … «
»Ach, so«, antwortete sie lachend, »das könnte schon
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