Hausmaestro - Kriminalroman
braunen Aktentasche die Fotografie des Mordwerkzeugs. »Können Sie uns vielleicht etwas über die Herkunft dieser Rute erzählen?«
»Was hat man denn mit der gemacht? So kann man die aber nicht mehr benützen!«, brummte Brettschneider, als er die Fotografie unter die Lampe hielt. »Die kann ich auch nicht mehr reparieren, verbogen, wie die ist. Außerdem fehlt da ein Teil. Da müsste ich Ihnen schon eine neue fertigen.«
Mit diesen Worten gab er dem verdutzten Vogel das Bild zurück.
»Nein, Sie verstehen nicht, Herr Brettschneider. Wir wollen etwas über die Herkunft dieser Rute erfahren«, sagte Vogel laut. Offensichtlich glaubte er, die Begriffsstutzigkeit seines Gegenübers mit größerer Lautstärke wettmachen zu können.
»Wissen Sie, ich mache eigentlich nichts mehr. Ich hab nicht mehr die Kraft«, erklärte Brettschneider unverdrossen und streckte Vogel der Anschaulichkeit halber seine groben Hände entgegen. »Ich kann’s ja noch einmal versuchen, aber versprechen kann ich nichts. Kommen Sie am besten Ende der Woche noch einmal vorbei.«
Hilfe suchend schaute Vogel seinen Kollegen an.
»Nein, Herr Brettschneider, wir wollen nichts bei Ihnen bestellen. Wir wollen nur wissen, ob Sie diese abgebildete Rute kennen oder vielleicht gar hergestellt haben.«
Walz zeigte ihm nochmals die Fotografie.
»Wie haben Sie das denn gemacht? Um die so zu verbiegen, brauchen Sie ja Riesenkräfte. Oder sind Sie damit auf eine große Wasserader gestoßen, das wäre andererseits sehr interessant. Darf ich das Foto behalten?«
Ratlos schaute Walz seinen Kollegen an.
»Haben Sie diese Rute hergestellt?«, fragte Walz eindringlich, indem er jede Silbe einzeln betonte.
»Sie brauchen nicht mit mir zu reden, als wäre ich ein alter Trottel«, erwiderte Brettschneider plötzlich ärgerlich, »auch wenn ich schon im Achtundachtzigsten stehe, habe ich doch alle meine Sinne noch beisammen!«
»Dann ist ja gut«, sagte Walz ratlos, »also?«
»Was, also?« Verständnislos blickte ihn der Handwerker an.
»Wie kann man das anders formulieren … «, murmelte Walz, dessen Kollege leider überhaupt keine Hilfe darstellte, da er sich zur Seite drehte, damit der Greis nicht sehen konnte, wie er versuchte, sich das Lachen zu verbeißen.
»Mein Kollege und ich würden gerne genau so eine Rute bei Ihnen bestellen«, versuchte es Walz erneut, »haben Sie ein solches Modell schon einmal gemacht?«
»Ja, das sagte ich doch. Ich kann es noch einmal versuchen, aber versprechen kann ich es Ihnen nicht. Ich muss eine neue machen, denn so, wie die ausschaut, kann ich die nicht mehr reparieren, außerdem fehlt da ein wichtiges Teil … Ohne das kann die ja nicht funktionieren.« Kritisch musterte Bettschneider die Fotografie, wiederholt seinen Kopf schüttelnd.
»Das ist schon in Ordnung, wir wollen ja eine von Ihnen, die ganz ist«, sagte Walz langsam. In seiner Verzweiflung verließ der bekennende Karl-Kraus-Anhänger sogar die sonst von ihm so liebevoll gehegten Bahnen der deutschen Sprache.
»Ja, ich versteh Sie schon, aber ich hab keine Kraft mehr in den Händen. Früher, da war ich stark wie ein Baum, aber wissen Sie, ich komm jetzt schon ins Neunundachtzigste, da kann man nicht mehr so wie früher … Wofür braucht eigentlich die Polizei eine Rute?«
Verärgert blickte Walz zu Vogel hinüber, der gerade im Begriff stand, im Kampf gegen einen Lachanfall zu unterliegen.
»Nicht wir brauchen eine Rute, sondern mit der hier«, mehrmals schlug er mit dem Handrücken auf die Fotografie, »wurde jemand erdrosselt!«
Fassungslos schaute Brettschneider den Inspektor an.
»Erdrosselt? Wer macht denn so was?«
»Das wissen wir eben auch nicht«, schrie Walz verzweifelt, »deshalb sind wir ja bei Ihnen, weil wir glauben, dass Sie die vielleicht hergestellt haben.«
Empört stemmte Brettschneider seine Arme in die Hüften.
»Sie glauben also, ich hätte jemanden mit einer Rute erdrosselt?«
»Natürlich nicht«, sagte Walz seufzend und berührte den Handwerker beruhigend am Arm, »aber es könnte doch sein, dass der Mörder eine solche Rute bei Ihnen gekauft hat.«
»Mit solchen Menschen, die einen anderen mit einer Rute erdrosseln, hab ich nichts zu schaffen. Tut mir leid, Herr Inspektor! Aber wenn Sie am Wochenende noch einmal kommen wollen … «
Jetzt war es Walz endgültig zu viel.
Resigniert verabschiedete er sich von Brettschneider, während Vogel grußlos hinausstürzte, damit er endlich seinem inzwischen übermächtig
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