Hausmaestro - Kriminalroman
gewordenen Lachreiz freien Lauf lassen konnte.
»Ich fürchte, der wird uns nicht viel weiterhelfen können«, japste Vogel, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt und die Tränen aus den Augen gerieben hatte, »selbst wenn er diese ominöse Rute hergestellt hat, weiß der doch gar nicht mehr, an wen er sie überhaupt geliefert hat, oder glaubst du, der führt ein Kundenbuch? Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal erleben darf, dass du die Geduld verlierst – du warst einfach köstlich, o du mein Walz.«
»Und – was machen wir jetzt?«, brummte Walz unwillig, »jetzt sind wir genauso weit wie heute Morgen … «
»Es war doch diese Sekretärin, wie hieß sie doch gleich, Lachinger oder so ähnlich, die das Ding als Wünschelrute identifiziert hat. Vielleicht hat die auch so was zu Hause und kann uns sagen, wo sie die her hat.«
»Das ist eine glänzende Idee, Kajetan. Ruf doch einfach die Frau Lachmitter, so heißt sie nämlich, an. Aber zuvor brauch ich erst einmal einen Kaffee, nach dem Schock. Lass uns zur Aida gehen, die ist eh da oben am Eck. Von dort aus rufen wir dann im LKA an.«
»Fein, und zum Kaffee gibt es eine Himbeer-Bombe … «
Tatsächlich waren es nur wenige Schritte bis zur Konditorei Aida, einer der traditionsreichen Wien-spezifischen Kaffeehausketten, die sich rühmen kann, einst die Espressomaschine in Österreich heimisch gemacht zu haben.
Das etwas altbackene Interieur mit den längst aus der Mode gekommenen Resopaltischen und der rosafarbenen Inneneinrichtung, das in allen Aida-Filialen gepflegt wird, erfüllte Walz plötzlich mit Wehmut, da ihn seine geliebte Großmutter bei seinen obligaten Besuchen dort immer auf eine Esterházy-Torte mit einer heißen Schokolade eingeladen hatte.
Das Gespräch mit Frau Lachmitter ergab leider nicht viel Neues, da sie selbst keine solche Rute besaß, sondern vielmehr einen Rutengänger bei sich gehabt hatte, der, während er ihr Schlafzimmer nach schädlichen Strahlungen untersuchte, eine Rute benutzt hatte, die der gesuchten zumindest ähnlich war.
An den Namen des Rutengängers konnte sie sich nicht mehr erinnern, wohl aber an die Person, die ihn ihr empfohlen hatte und die sie gleich anzurufen versprach.
Als der Kaffee serviert wurde – Walz hatte sich im Gedenken an seine Großmutter zu seiner Melange tatsächlich eine Esterházy-Schnitte bestellt – , beugte sich Vogel vertraulich zu ihm hinüber.
»Wie war denn dein Wochenende in der Steiermark, wir sind ja noch gar nicht zum Reden gekommen.«
»Tolles Wetter, herrliche Gegend, was willst du mehr?«, antwortete Walz ausweichend. Doch Vogel registrierte dies nicht, er war viel zu begierig darauf, seine eigenen Abenteuer zu schildern.
Walz, der das erleichtert zur Kenntnis nahm, fragte nun seinerseits nach Vogels Erlebnissen.
Bevor der jedoch mit der Schilderung beginnen konnte, rief Frau Lachmitter an, um ihm den Namen, die Adresse und die Telefonnummer des Rutengängers mitzuteilen, allerdings mit dem Hinweis, dass der Herr schon vor zehn Jahren auf die 70 zugegangen war und sich die Inspektoren nicht allzu viel von dem Gespräch erwarten sollten.
»Also, irgendwie scheint diese Rutengängerei eine gerontologische Freizeitbeschäftigung zu sein, gleichsam ein Nordic Walking für alternde Esoteriker«, meinte Walz, nachdem ihm Vogel den Inhalt des Telefongesprächs wiedergegeben hatte.
Da dieser Rutengänger nur über eine Privatadresse verfügte, hielt es Vogel für besser, ihren Besuch telefonisch anzukündigen.
Auf dem Weg in den 2. Bezirk, wo Hans Stechlinger wohnte, fand Vogel genügend Zeit, seinem Kollegen von seinem denkwürdigen Wochenende im Burgenland zu erzählen.
»Ich sage dir, diese Michelle ist zwar ein äußerst seltsames Geschöpf, aber sie hat einen herrlichen Arsch und kein einziges Haar am Körper, so dass ich dir leider nicht mitteilen kann, ob sie eine echte Rothaarige ist«, begann er so ungewöhnlich drastisch wie genüsslich.
Walz sah ihn von der Seite missbilligend an. »So genau hab ich es eigentlich gar nicht wissen wollen. Und wie seid ihr verblieben? Gedenkst du deine Wochenenden jetzt häufiger im schönen Land der Burgen zu verbringen?«
»Wenn es sich ergeben sollte, gibt es kaum etwas, das dagegenspricht, allerdings ist sie ein wenig kapriziös, und ich glaube, das wird mir mit der Zeit schwer auf die Nerven gehen. Der Emily hat es übrigens auch gefallen.«
»Das heißt, du bist mit deinem Hund zum
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