Hausmaestro - Kriminalroman
sagte Vogel freundlich, nachdem er Platz genommen hatte, »ich hätte nur einige wenige Fragen an Sie. Es würde mich interessieren, ob Sie die Konzertgagen direkt an Herrn Maurer auszahlten.«
Max überlegte kurz, was der Inspektor mit dieser Frage bezwecken könnte, bevor er antwortete. »Nein, Herr Maurer bat mich ausdrücklich darum, die Beträge an Herrn Weber auszuzahlen, da dieser seine Finanzen verwaltete.«
Vogel nickte bedächtig. »Es wäre also rein theoretisch möglich gewesen, dass Herr Weber seinem Schützling nicht den gesamten ihm zustehenden Betrag überließ?«
»Rein theoretisch ja, denn selbstredend bekam Herr Maurer von mir auch schriftliche Unterlagen darüber, wie viel Geld er ausbezahlt bekommen hatte.«
»Haben Sie Herrn Maurer diese Unterlagen persönlich übergeben?«
»Nein, natürlich nicht, auch die Korrespondenz lief in erster Linie über Herrn Weber. Dafür war er ihm ja zur Seite gestellt. Ein Dirigent vom Typus eines Magnus Maurer lebt so sehr in seiner eigenen Welt, dass er mit solch, sagen wir einmal, profanen Dingen nicht konfrontiert werden will.«
»Es wäre also, wieder rein theoretisch, für Herrn Weber möglich gewesen, Ihre Unterlagen zu manipulieren?«
Endlich begriff Max, worauf der Inspektor hinauswollte. »Ja, das wäre durchaus möglich gewesen«, antwortete er nachdenklich.
»Wie sahen denn diese Unterlagen aus?«
»Nun, das kann ich Ihnen zeigen«, sagte Max, der aufstand und zu dem braunen Rollschrank hinter seinem Schreibtisch ging, ihm ein Blatt Papier entnahm und es Vogel aushändigte.
»Das ist ein Blanko-Briefpapier unserer Firma. Darauf wird die genaue Auflistung der Summen notiert, die ich dem Dirigenten auszahle.«
»Hatte Herr Weber Zugang zu diesem Briefpapier?«
»Nicht offiziell, den habe nur ich, schließlich geht es hier ja manchmal, bei einer Tournee etwa, um bedeutende Summen.«
»Aber, wie ich sehe, liegen die Papiere in einem unverschlossenen Bürokasten.«
»Unverschlossen stimmt nicht ganz. Wenn ich den Raum verlasse, sperre ich ihn üblicherweise ab.«
»Dies dürfte für einen Dieb wohl keine ernsthafte Hürde darstellen«, sagte Vogel lächelnd, indem er auf den primitiven Schließmechanismus deutete. »Kam es manchmal vor, dass sich Herr Weber unbeaufsichtigt in Ihrem Büro aufhielt?«
»Eigentlich hatte er hier drin nichts zu suchen; theoretisch wäre es aber möglich gewesen«, räumte Max ein.
»Ist Ihnen vielleicht einmal aufgefallen, dass sich jemand Unbefugtes an Ihrem Schrank zu schaffen gemacht hatte?«
»Nein, was aber nichts bedeuten muss. Diesbezüglich bin ich möglicherweise etwas nachlässig.«
»Hat Herr Maurer einmal Bemerkungen darüber gemacht, dass er zu wenig Geld für ein Konzert bekommen hat?«
»Nein, darüber hat er niemals mit mir gesprochen.«
»Können Sie sich vorstellen, wofür Herr Weber das Geld, das er Ihnen unterschlagen hat, benötigte? Einen besonders aufwändigen Lebenswandel scheint er ja nicht zu führen, oder ist mir da etwas entgangen?«, fragte Vogel.
»Ich bin mir da nicht sicher und will daher ungern ein Gerücht in die Welt setzen … «, antwortete Max zögerlich.
»Ich bin für jede Mutmaßung offen und werde diese auch nicht gegen Herrn Weber ins Treffen führen, wenn es sich nicht notwendigerweise ergeben sollte.«
»Na ja, ich halte es für möglich, dass Herr Weber Tabletten nimmt«, sagte Max vorsichtig.
»Tabletten, wofür?«
»Bei einer Auslandstournee in den USA wurden einmal erhebliche Mengen an Amphetamin in seinem Gepäck gefunden. Er konnte jedoch mit einem ärztlichen Attest nachweisen, dass er unter psychischen Störungen leidet, und so ließen ihn die Behörden wieder frei. Allerdings handelte es sich um so große Mengen, dass der Konzertveranstalter all seine Beziehungen spielen lassen musste, dass keine Anklage gegen Herrn Weber erhoben wurde.«
»Interessant. Haben Sie in letzter Zeit Veränderungen bei Herrn Weber bemerkt?«
Max dachte kurz nach. »Sie haben ja wahrscheinlich selbst gesehen, dass er übermäßig schwitzt, und das ist in den letzten Monaten eindeutig schlimmer geworden. Außerdem ist er manchmal fahrig und unkonzentriert, auch das hat sich in der letzten Zeit verstärkt. Ich habe einen Tennispartner, der Arzt ist, und den habe ich kürzlich darauf angesprochen. Er meinte, dass diese Symptome durchaus auf einen regelmäßigen Konsum jener Tabletten hinweisen könnten. Und er hat mich gewarnt, so jemanden als Angestellten zu behalten,
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