Hausmaestro - Kriminalroman
weil man sich nicht mehr auf ihn verlassen und er sogar Wahnvorstellungen entwickeln könne.«
»Also ist das die wahre Ursache für seine Kündigung?«
»Ja, das war eigentlich der Hauptgrund – ich muss mich auf meine Leute 100prozentig verlassen können, schließlich habe ich mir über Jahrzehnte einen Ruf aufgebaut und bin nicht bereit, diesen wegen eines Junkies aufs Spiel zu setzen. Stellen Sie sich nur vor, der Weber dreht mir vor einem wichtigen Konzert durch, die Folgen wären nicht abzusehen.«
Nach dieser gar nicht so unergiebigen Unterhaltung fuhr Vogel verabredungsgemäß ins LKA, um dort auf seinen Kollegen Walz zu warten und danach gemeinsam mit ihm Prokisch Bericht zu erstatten, der dies heute schon mehrmals eingefordert hatte.
Die beiden Inspektoren langten fast gleichzeitig in ihrem Büro am Schottenring ein. Nach dem Austausch über den Inhalt der jeweiligen Gespräche beschlossen sie, gemeinsam zu dem Dienststellenleiter zu gehen und mit ihm über die Verdachtsmomente gegenüber Weber zu diskutieren.
Wie jeder österreichische Beamte hasste Herbert Prokisch Montage. Denn der Wochenbeginn, so seine schon jahrzehntelange Erfahrung, barg meistens unliebsame Überraschungen.
Wie etwa jene, dass seine Bezirksinspektoren sich einfach das Wochenende freigenommen und dadurch in dem Fall des toten Dirigenten, der für so viel Aufsehen sorgte, rein gar nichts unternommen hatten. Weil die armen und überlasteten Herren Inspektoren dringend der Erholung bedurften.
Jetzt fehlte nur noch, dass irgendein Journalist, vielleicht gar der Pfeifer, Wind davon bekam und ihn darauf ansprach. Auf die Frage nach den Fortschritten in dem Fall könnte er immer noch sagen, dass es sich dabei um eine sehr komplizierte Causa mit einer Unzahl von Verdächtigen handle. Wenn aber einer dieser Schreiberlinge sich erkundigen würde, was denn die beiden ermittelnden Inspektoren am Wochenende konkret in diesem Fall unternommen hätten, käme er doch in Erklärungsnot. Mit Allgemeinplätzen ließen sich diese Reporter ja heute nicht mehr abspeisen. Überhaupt herrscht bei der Presse viel zu wenig Respekt vor der Exekutive. Dabei sollten sie einmal darüber mit der Frau Innenministerin sprechen, die ständig Stellen einspart und Wachzimmer zusperrt.
Aber Staatsbesuche empfangen, wo die höchste Sicherheitsstufe herrscht, das konnten sie, die Damen und Herren Politiker. Dabei wusste die Exekutive ja kaum, wo sie Beamte für die tägliche Arbeit herbekommen sollen. Da war es dann kein Wunder, wenn man unterqualifizierte Kriminalisten mit den wichtigsten Fällen betrauen musste.
Er war ja von Anfang an dagegen gewesen, dass irgendwelche Gendarmen von einem Bezirkskommissariat ausgeliehen und ihnen ein solch wichtiger Fall übergeben wurde. Und was machten sie? Ihrem Ruf alle Ehre und fuhren übers Wochenende erst einmal ins Blaue. Und dann vergaßen sie auch noch fast, denjenigen zu vernehmen, der das beste Motiv hat.
Ich bin ja nur einmal gespannt, was mir dieses Pärchen heute zu berichten hat, grübelte Prokisch weiter. Wenn es mich nicht überzeugt, rede ich mit dem Mörbischer und bitte den, diese Schießbudenfiguren von dem Fall abzuziehen.
So abschätzig dachte er also von unseren Helden, der Herr Dienststellenleiter, deren Bericht er ungeduldig entgegensah.
»Also, meine Herren, was gibt es Neues in der Causa Maurer?«, begrüßte sie Prokisch mit düsterem Gesichtsausdruck.
Es verstand sich von selbst, dass der dienstältere Vogel die neuen Entwicklungen erläuterte.
»Heute Nachmittag haben wir die Lebensgefährtin von Herrn Maurer aufgesucht und sie nochmals über die finanziellen Gebarungen von Herrn Weber befragt, wobei sie betonte, sich daran zu erinnern, dass Maurer sich einige Male darüber gewundert habe, wie wenig Geld er von Weber ausbezahlt bekommen hatte.«
»Weber hat Maurer bezahlt?«, fragte Prokisch ungläubig.
»Nein, natürlich nicht. Aber Herr Max von der Agentur Max und Novak, die Maurer vertrat und den wir daraufhin aufgesucht haben, sagte uns, dass der Maurer mit Gelddingen nichts zu tun haben wollte und diese Agenden an seinen Betreuer Weber übergeben habe, dem er voll vertraute. Dazu kommt, dass Max den Weber bei einigen falschen Abrechnungen erwischt hatte. Demnach könnte auch Maurer dem Weber bei seinen Unterschlagungen draufgekommen sein. Daraufhin ist der ausgezuckt und hat den Maurer umgebracht. Das zumindest könnte ein Motiv sein. Das ist der eine Punkt, der eindeutig
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