Hausmaestro - Kriminalroman
wenig unübersichtlich. Darf ich also kurz rekapitulieren: Herr Weber war mit Ihnen, Frau Mölzl, befreundet, als er durch Herrn Maurer Frau Watanabe kennengelernt hat. Daraufhin verliebte sich Herr Weber in Frau Watanabe und verließ Sie, Frau Mölzl. Habe ich das bis dahin richtig verstanden?«
Gleichgültig zuckte Mölzl mit den Schultern.
»Dann, nach zwei Jahren, verliebte sich Herr Maurer in die Freundin seines besten Freundes Michael Weber, und Sie, Frau Watanabe, verliebten sich in Herrn Maurer. Und, wenn ich mir die Frage erlauben darf, in wen waren Sie dann während der zwei Jahre verliebt? In Magnus Maurer vielleicht … ?«
Jetzt schien Mölzl ehrlich entrüstet zu sein. »Sie brauchen gar nicht zynisch zu werden, Herr Inspektor, die Situation war für keinen von uns einfach.«
»Das kann ich mir vorstellen. Wie sind Sie eigentlich mit Herrn Maurer bekannt geworden, Frau Watanabe?«
»Wir kennen uns eigentlich schon sehr lange, da wir bei demselben Klavierprofessor studierten. Magnus wollte aber schon damals Dirigent werden, und irgendwann lud er mich zu einem Konzert ein, bei dem ich dann Michael und auch Maria zum ersten Mal traf.«
»Haben Sie denn auch etwas mit Musik zu tun, Frau Mölzl?«
»Nein, gar nicht. Ich komme ursprünglich aus dem Leistungssport und habe nach meiner Matura eine Ausbildung als PKA gemacht – Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte«, fügte sie hinzu, als Walz sie fragend ansah.
»Und welche Art von Leistungssport haben Sie betrieben, wenn ich fragen darf?«
»Ich war Jugendstaatsmeisterin in Karate und bis vor Kurzem noch in der Kampfmannschaft von Union Wien.«
Unter diesem neuen Gesichtspunkt verlegte Walz seinen visuellen Schwerpunkt von den Strumpfhaltern auf ihren Oberkörper, um festzustellen, dass ihre Arme ausgesprochen muskulös waren.
»Auch wenn ich Ihnen jetzt ein wenig naiv erscheine, wie ist es eigentlich zur Freundschaft zwischen Ihnen und Frau Watanabe gekommen?«
»Für einen Mann ist das vielleicht unverständlich, aber ich habe Miwako trotz allem, was vorgefallen ist, von Anfang an gemocht«, antwortete sie mit einem zärtlichen Blick auf ihre Freundin. »Als sie mir Michael ausspannte, war ich verständlicherweise böse auf sie. Aber das hat nicht allzu lange angehalten. Und mit der Zeit sind wir dann Freundinnen geworden. Gute Freundinnen sogar, nicht wahr, Miwako?«
Flüchtig lächelte die Japanerin Maria zu, bevor sie sich erneut an Walz wandte. »Warum interessieren Sie sich eigentlich so sehr für Michael? Wird er verdächtigt, etwas mit Magnus’ Tod zu tun zu haben?«
»So weit sind wir noch lange nicht«, erwiderte der Inspektor, »wir müssen aber jede Person befragen, die zu dem Ermordeten in einem Nahverhältnis stand. Übrigens wurde unterdessen die Mordwaffe gefunden.«
»Und – war es tatsächlich eine Garotte?«, fragte Mölzl interessiert, während Watanabe Walz verzweifelt ansah und kurz davor stand, in Tränen auszubrechen.
»Ja, so etwas in der Art«, antwortete Walz vage.
»Und wo haben Sie sie gefunden?«, setzte Mölzl nach.
»Spielende Kinder haben sie neben einer Recyclingtonne unweit des Tatorts entdeckt.«
Als das allgemeine Stillschweigen schon unangenehm zu werden begann – beide Damen schienen ihren Gedanken nachzuhängen und auch Walz fiel nichts mehr Rechtes ein -, sortierte der Inspektor mit einem Räuspern seine Glieder, bevor er aufstand, um sich zu verabschieden.
Alexander Max war es gar nicht geheuer, dass Inspektor Vogel ihm schon wieder einen Besuch abstattete. Zwar verfügte er in seiner Position über genügend Zeit – er begleitete seine Künstler nur mehr in Ausnahmefällen auf ihren Reisen und für die Organisation der Tourneen hatte er seine Angestellten, dennoch bereitete es ihm Unbehagen, dass die Polizei innerhalb weniger Tage bereits zum dritten Male bei ihm vorstellig wurde.
Er persönlich hatte zwar nicht viel zu befürchten, wenn aber herauskäme, dass Münch Teilhaber seiner Firma war, würde der dann wohl unvermeidliche Rücktritt des Staatsoperndirektors kein sehr günstiges Licht auf seine Agentur werfen.
Mit einiger Beunruhigung sah er also dem Besuch des Inspektors entgegen, doch erfreulicherweise schien dieser ganz andere Sorgen zu haben. Wie Vogel am Telefon angedeutet hatte, ging es noch mal um den dicken Weber, den die Polizei scheinbar ernsthaft verdächtigte, etwas mit dem Mord an Magnus zu tun zu haben.
»Ich will Ihre Zeit nicht lange in Anspruch nehmen«,
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